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Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman

Titel: Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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hatte, mich mit den übernatürlichen und metaphysischen Wesen und Philosophien eingelassen zu haben, die viele Leute so ungeheuer faszinierend fanden – oder von denen sie Alpträume bekamen. Jedenfalls ohrfeigte ich mich oft dafür, dass ich überhaupt erst in diesen übernatürlichen Schlamassel hineingelatscht war. Und das nicht nur, weil er häufig extrem beängstigend war, sondern weil so gut wie nichts mehr einen Sinn ergab. Für nichts existierten Regeln, und man wusste nie, was im nächsten Schatten lauerte. Das Ganze war ein sicherer Weg hin zum Magengeschwür und in den Wahnsinn.
    Nun also stand ich mitten in der Nacht in einem ausgebrannten Vergnügungspark und wünschte mir sehnlichst, ich könnte den Rückspulknopf auf der kosmischen Videokamera drücken, bis ich wieder in meinem einfachen, sicheren Leben landete. Okay, das war langweilig gewesen. Aber eben auch sicher, vorhersehbar.
    Könnte ich tatsächlich zurück? Ließ man mal das Selbstmitleid beiseite, würde ich mein neues Leben tatsächlich aufgeben, wenn ich die Chance hätte? Devereux aufgeben? Hierauf wusste ich in diesem Moment keine klare Antwort, zudem weit drängendere Probleme gelöst werden wollten.
    Carson war ermordet worden. Mein erster Gedanke war, die Polizei zu rufen. Ich griff in die Parkatasche, angelte mein Handy heraus und begann, 9–1-1 zu tippen, hörte jedoch mittendrin auf. Was sollte ich tun? Wenn ich sie anrief, was wollte ich sagen? Ein sadistischer Vampir – ja, die gab es wirklich! – hatte einen Radiomoderator entführt und vor einem Publikum aus Möchtegernvampiren, einer Boulevardreporterin und einer ortsansässigen Psychologin gepfählt? Danach hatte der Vampir das gesamte Publikum in süßen Schlummer versetzt, die Reporterin von seinen Handlangern wegschaffen lassen und sich per Gedankenreise neben die Psychologin begeben? Schicken Sie doch bitte die Jungs mit den Zwangsjacken? So viel zu Déjà-vu-Erlebnissen! Einen Mord zu melden, für den ich keine rationale Erklärung parat hatte, würde mich höchstens in die nächste Bredouille mit den Gesetzeshütern bringen, und ich erholte mich noch von der ersten – professionellen wie persönlichen –, die fünf Monate zurücklag.
    Zu blöd, dass Lieutenant Bullock, die leitende Ermittlerin bei den Serienmorden und der einzige andere Mensch am Ort, der über die Vampire Bescheid wusste, zur Fortbildung in Quantico war! Sie hätte gewusst, wie man dieses Chaos umging.
    Bei dem Gedanken an sie wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich auf mich gestellt war.
    Und wenn ich anonym von einer Telefonzelle aus anrief? Ich hätte einfach den Mord melden, den Ort angeben und auflegen können. Was allerdings vorausgesetzt hätte, dass die Polizei wusste, wo der alte Vergnügungspark lag, was ich von mir nicht behaupten konnte.
    Ich steckte das Handy wieder ein und blickte in den Himmel hinauf. Am östlichen Horizont kündigte sehr schwaches Licht den nahenden Morgen an. All die kleinen Vampire – ausgenommen der tagwandelnde Hallow – würden sich bald in ihre Särge kuscheln. Womit die Unsterblichen-Horrorshow für eine weitere Nacht überstanden wäre. Natürlich stand es den menschlichen Monstern auch tagsüber frei, ihr Unheil zu verbreiten, denn sie waren nicht an die Tageszeit gebunden.
    So ungern ich es auch zugab: Devereux hatte recht gehabt. Er hatte Alarm geschlagen, als er von Hallow erfuhr. Der soziopathische Blutsauger war gefährlich. Was hatte der Irre damit gemeint, dass er andere Pläne mit mir hätte? Ich hatte inzwischen gesehen, was er sich unter Spaß vorstellte, und allein die Erinnerung an das Geräusch, mit dem die riesigen Nägel Carsons Glieder durchbohrt hatten, verursachte mir Übelkeit. Was konnte ich denn schon tun, um solch ein Monster aufzuhalten?
    Der vorsichtige Teil meiner Psyche trat ins Rampenlicht und fing an, all die Gründe aufzuzählen, weshalb ich mich schleunigst in Devereux’ Penthouse verstecken sollte. Das waren meine Ängste, die sich lauthals zu Wort meldeten, von denen jedoch nicht einmal die Hälfte ihre Argumente vorgebracht hatte, als mein rebellisches Ich in den Lichtkegel stürmte, die Vorsicht beiseitestieß und sich das metaphorische Mikrophon griff. Es war dasselbe Ich, das gedacht hatte, es wäre spaßig, Devereux aus der Informationskette auszuklammern. Beide Persönlichkeitszüge von mir brüllten sich an, was wiederum eine weitere Subpersönlichkeit auf den Plan rief, die nun die Szene betrat, sich den

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