Kismet Knight
Seite des Zimmers stand ein großes antikes Bett mit leuchtend farbigen Bezügen.
Ich hatte erwartet, es würde das Bett sein, dem wir uns als Nächstes zuwandten, und war bei dieser Aussicht sowohl nervös als auch aufgeregt. Aber zu meiner Überraschung führte Devereux mich ans andere Ende des Raums, wo ich Tische und Regale voller seltsamer Flaschen, Behälter und unbekannter Gerätschaften sah. Es gab Kerzen jeder Farbe, Größe und Form. Weiter hinten stand eine Staffelei, dazu Leinwände und Malerwerkzeug.
Devereux ging zu der Staffelei hinüber. »Ich möchte, dass du mich kennst.« Er streckte eine Hand nach mir aus.
Ich trat neben ihn und nahm die wundervolle, erst halb fertige Darstellung eines Sonnenaufgangs in mich auf. Er zeigte auf die aufsteigende Sonne auf der Leinwand. »Vielleicht wünschen wir alle uns das, was wir nicht haben können.«
»Sind dann also diese ganzen Gemälde von dir? Du bist ein Künstler?«
Er nickte.
Ich ging durch den Raum und betrachtete die Gemälde, mit denen die Wände bedeckt waren. Atemberaubende Landschaftsbilder hingen zwischen Porträts von Menschen in der Kleidung vergangener Jahrhunderte. So überwältigend und ätherisch die Landschaften waren, die Porträts waren noch spektakulärer. Es war, als hätte er das innerste Wesen jedes seiner Modelle eingefangen und es wie ein mystisches Element über das fertige Gemälde gelegt.
»Sie sind wunderschön. Du bist sehr talentiert.«
Er verneigte sich. »Ich hatte auch sehr viel Zeit zum Üben.«
Eins der Bilder zog mich in besonderem Maß an, und ich ging zu ihm, um es zu betrachten. Die Frau auf dem Gemälde hatte das gleiche Haar und die gleichen Augen wie Devereux. Sie trug ein fließendes weißes Kleid, das mich an eine Engelsdarstellung erinnerte, und um ihren Hals lag an einer silbernen Kette ein feingearbeitetes silbernes Pentagramm.
»Das war meine Mutter«, sagte er, während er neben mich trat.
Das »war« fiel mir auf. »Es tut mir leid. Hast du sie vor kurzem erst verloren?«
Er wandte sich mir zu und lächelte. »Nein. Sie ist vor langer Zeit gestorben, aber ich vermisse sie immer noch. Sie hat mich alles gelehrt, was ich weiß. Sie war eine mächtige Frau.«
Er kehrte zu den Regalen und Tischen mit den merkwürdigen Gerätschaften zurück.
»Was sind das für Sachen in den Flaschen? Was machst du mit diesen ganzen Kerzen?«, erkundigte ich mich, während ich mich ihm wieder anschloss und auf die seltsamen Utensilien hinuntersah.
»Magie«, antwortete er.
»Magie? Du meinst Zaubertricks, das, was ein Magier macht?«
Er drehte sich um, so dass er unmittelbar vor mir stand, und hielt meinen Blick fest.
»Es sind keine Tricks, aber ja, Magier ist eine der Bezeichnungen, mit denen solche wie ich über die Jahrhunderte hinweg beschrieben wurden. Andere nennen uns Weise, Schamanen oder Zauberer. Das Wort ›Zauberer‹ ist mir am liebsten, denn es ehrt meine Abstammung, die Wurzeln, denen auch der große Zauberer Merlin entstammte.«
Ich lachte leise. »Merlin? Du meinst diese Fantasygeschichten über König Artus und so weiter?«
Sein Gesichtsausdruck blieb vollkommen ernst, was mich überraschte und wodurch mir etwas unbehaglich wurde. Ich studierte nervös seine Sammlung von New-Age-Gerätschaften auf dem Tisch.
»Ach, meine liebe Kismet! Als Psychologin müsstest du doch wissen, dass in solchen Geschichten immer ein Körnchen Wahrheit enthalten ist. Die wahren Geschichten über Merlin sind nur wenigen bekannt. Aber er war in der Tat ein großer Meister.
Ich erwarte nicht, dass du alles glaubst – oder auch nur irgendetwas von dem, was ich dir erzähle. Aber ich möchte dich bitten, wenigstens den Möglichkeiten gegenüber offen zu bleiben. Ich möchte, dass du weißt, warum ich mich so zu dir hingezogen fühle.
Lange bevor ich ein Nachtwandler wurde …«
Ich sah von der Kristallkugel auf, in die ich hineingesehen hatte. »Ein Nachtwandler?«
»Ein Vampir, ein Untoter, ein Unsterblicher.«
Ich holte Atem, um weitere Fragen zu stellen, aber er hob eine Hand und schnitt mir das Wort ab. »Bitte, lass mich ausreden!«
Ich nickte und nahm einen mit farbigen Juwelen besetzten Stab in die Hand.
»Vom Tag meiner menschlichen Geburt an wurde ich in der Kunst und den Fertigkeiten der Magie unterwiesen. Generationen meiner Familie hatten von den Hexen und Zauberern gelernt, die uns vorangegangen waren. Die Fähigkeiten jedes unserer Ahnen wurden an die Nachkommen weitergegeben. Als ich diese
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