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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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oder er war von Natur aus nervös, oder Devereux’ Anblick hatte eine Panikattacke ausgelöst, denn er starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Ich konnte das Adrenalin beinahe hämmern hören. Der Mann hatte Angst.
    »Danke, John«, sagte Devereux, als wir an ihm vorbeigingen und die Tür sich hinter uns schloss. Wir standen am oberen Ende einer langen breiten Treppe, die in die Eingeweide des Gebäudes hinunterführte.
    »Warum hat dieser Mann so viel Angst vor dir?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Es gibt Menschen, die das aufsuchen, was ihnen Angst macht. Sich zu fürchten ist die einzige Art, sich lebendig zu fühlen, die sie kennen. Es ist, als sähe man sich einen Film an, der einem Angst macht. John ist süchtig nach Vampiren.«
    Zu hören, wie Devereux wieder auf Vampire zu sprechen kam, dämpfte ganz entschieden die Erregung, die ich Sekunden zuvor noch empfunden hatte. Mir wurde klar, dass ich seine Vampirspielerei entweder akzeptieren musste, oder ich würde mich nicht mehr mit ihm treffen können. Und mich mit ihm zu treffen war zu einem Punkt geworden, über den ich nicht mehr zu verhandeln bereit war.
    Ich hatte es nach wie vor nicht fertiggebracht, mit den Dingenklarzukommen, die Alan mir erzählt hatte – dass Devereux der Anführer eines Vampirzirkels war. Aber ich konnte auch nicht behaupten, dass ich die Information vollkommen abgetan hatte. Genau genommen ging sie mir schon den ganzen Tag im Kopf herum und untergrub meine logischen Erklärungen. Schließlich war auch Alan Psychologe. Hätte er mich wirklich angelogen? War er selbst vielleicht in der gleichen Illusion gefangen?
    Wir gingen die Treppe hinunter und fanden uns in einem breiten Gang mit vielen Türen auf jeder Seite wieder. Midnights Beschreibung der unteren Ebenen als ein Verlies fiel mir ein, denn die Wände waren aus Stein, und die schweren Türen sahen aus, als wären sie dazu geschaffen worden, schreiende Gefangene in den Räumen dahinter festzuhalten. Die Luft war kühl und feucht, und ich war fast überrascht, elektrische Lampen statt Fackeln an den Wänden zu sehen. Aber obwohl der Bau einer mittelalterlichen Burg glich, konnte er so alt nicht sein; die Kirche selbst stand erst seit etwas über hundert Jahren. Nichtsdestoweniger kam alles hier mir uralt vor.
    Einige der Türen standen offen. Im Vorbeigehen sah ich Büround Besprechungsräume, Lagerräume, eine Art Aufenthaltsraum mit einem Fernsehbildschirm von der Größe einer Kinoleinwand und den Samtvorhang zu dem privaten Bereich, von dem Midnight mir bei ihrem ersten Termin erzählt hatte.
    Devereux blieb vor dem Eingang stehen und zog den Vorhang zur Seite. Er nickte mir zu, ich sollte mir die Gruppe von Leuten in dem Raum ansehen. »Ich werde dich später einigen von meinen Gefährten vorstellen. Im Augenblick habe ich den selbstsüchtigen Wunsch, dich für mich allein zu behalten. Du bist eine kostbare Gabe.«
    Ich war nicht daran gewöhnt, dass ein Mann mir solche Aufmerksamkeitschenkte, und so wusste ich nicht, was ich mit all den Empfindungen anfangen sollte, die mich bei seinen Worten durchdrangen. Etwas an ihnen rührte an ein sehr altes Bedürfnis, und auf einmal fühlte ich mich verletzlich. Ich sah hinauf in sein schönes Gesicht, und er beugte sich vor und küsste mich behutsam auf die Stirn, als wüsste er, was ich dachte.
    Er schloss den Vorhang, nahm meine Hand und führte mich weiter den Gang entlang bis zu einer verzierten Doppeltür. Er verwendete einen seltsamen altmodischen Schlüssel, um die Tür zu öffnen, und führte mich in einen riesigen Raum voller wunderbarer Antiquitäten, Tapisserien und Kunstwerke. Der Raum war groß genug, um mein gesamtes Stadthaus aufzunehmen und noch genügend Platz für eine Garage zu lassen. An den Wänden waren Kandelaber angebracht, deren brennende Kerzen zusammen mit dem funkelnden Licht eines Kronleuchters an der Decke für eine sanfte Beleuchtung sorgten. Die steinernen Wände mussten eine natürliche Schalldämpfung liefern, denn ich konnte die Musik des Clubs über uns nicht mehr hören. Die Stille wirkte wie Samt.
    Ich sah mich in dem Raum um und stellte fest, dass er vollständig mit modernen Bürogeräten ausgestattet war – Computer, Faxgerät, Drucker –, aber sie waren alle in antike Schreibtische und Kommoden eingebaut, die verstreut zwischen farbenprächtigen Sesseln und Ottomanen standen.
    Eine Hälfte des Raums diente unverkennbar als Bibliothek; die Wände waren mit Regalen bedeckt, auf denen

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