Kiss and kill: Thriller (German Edition)
das wissen Sie wohl schon.«
»Und er weiß, dass wir weiterhin seine Anrufe entgegennehmen, ihm zuhören und wider alle Vernunft hoffen, irgendwie doch noch an die Opfer zu gelangen, bevor er es tut.«
»Sie können das Spiel gar nicht gewinnen«, sagte Betty. »Der Kerl hält alle Trümpfe in der Hand.«
»Früher oder später wird er einen Fehler machen, und dann werde ich da sein, um ihn an die Wand zu nageln.« Nic sah Betty an. »Wer zu solch scheußlichen Verbrechen fähig ist, wie er sie begangen hat, verdient es nicht zu leben.«
Betty musterte Nic genau. Mist! Hatte sie zu viel gesagt? Das Falsche? Hatte sie sich wie eine Besessene angehört? »Ich verstehe Ihre Gefühle«, sagte Betty. »Und ich stimme Ihnen voll und ganz zu.«
Nic seufzte erleichtert.
»Was halten Sie davon, wenn Sie beide mit mir ins Büro kommen, wo ich Sie mit einigen Kollegen bekanntmachen kann?« Betty stand auf und wollte die Rechnung bezahlen.
Doch Griff nahm sie an sich, ehe Betty dazu kam. »Darum kümmere ich mich.«
»Danke.« Betty lächelte ihn an. »Sie kennen ja die Adresse des Büros: 400 South Tryon Street.«
»Fahren Sie beide ruhig schon«, sagte Griff. »Ich komme gleich nach.«
Nic verließ mit Betty das Restaurant, aber noch bevor sie bei Bettys Wagen war, klingelte deren Handy. Sie sah aufs Display. »Da muss ich rangehen.«
Nic bejahte stumm und versuchte nicht zuzuhören, weil sie nicht wusste, ob es beruflich oder persönlich war. Als sie allerdings Betty sagen hörte: »Wie alt ist sie? Hmm … Das muss nichts heißen. Jeden Tag verlassen Frauen ihre Männer und Kinder. Wir sollten vorerst noch nichts vermuten«, beschleunigte sich Nics Herzschlag dennoch, während sie wartete, dass Betty Schonrock das Gespräch beendete und ihr die Neuigkeiten mitteilte, die Nic am liebsten nicht hören würde.
»Eine Frau namens Dru Tanner, die ein Fitnesscenter leitet, wird vielleicht vermisst«, sagte Betty schließlich.
»Was heißt ›wird vielleicht vermisst‹?«
»Wie es scheint, konnten die ersten Besucher heute Morgen nicht rein und riefen bei ihr zu Hause an. Ihr Ehemann wusste nicht, wo sie sonst sein könnte, wenn nicht bei der Arbeit, also fuhr er runter zum Center. Ihr Wagen stand auf dem Parkplatz, und ihre Handtasche lag mitsamt den Schlüsseln am Hintereingang.«
»Und der Ehemann hat die Polizei gerufen?«
Betty nickte. »Es könnte Ihre Frau sein, ebenso gut kann Dru Tanner aber auch nichts mit Ihrem Fall zu tun haben.«
»Wie alt ist sie?«
»Dreißig.«
Griff kam aus dem Restaurant, sah sich um und reckte eine Hand, während sich sein und Nics Blick begegneten. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie Betty.
Als Griff sich ihnen näherte, erklärte Betty: »Ich will eine Pressekonferenz geben, bei der ich Sie dabeihaben möchte. Es wird Zeit, dass die Leute von dem Kerl erfahren.« Nun wandte sie sich zu Griff. »Wie wollte er noch gleich genannt werden? ›Der Jäger‹? Wir erzählen der Presse, dass wir den Jäger verdächtigen, fünf Frauen ermordet und eine sechste entführt zu haben.«
Griff zog fragend eine Braue hoch. »Dann müssen Sie eben etwas Neues erfahren haben. Diesmal war er besonders schnell, hat quasi über Nacht zugeschlagen?«
»Eine Frau wird vermisst, die ein Fitnesscenter leitet«, klärte Nic ihn auf. »Sie ist dreißig.«
»Und vermutlich sein sechstes Opfer«, folgerte Griff.
Betty wandte sich wieder zu Nic. »Wir sollten Gas geben und noch heute Morgen alle Hebel in Bewegung setzen. Ich würde sagen, Sie übernehmen die Leitung der Ermittlungen. Und ich werde Doug Trotter und die anderen FBI-Leute entsprechend informieren.«
»Was die Pressekonferenz betrifft, möchte ich einen Vorschlag machen«, sagte Griff.
Nic und Betty sahen ihn an.
»Nennen Sie ihn nicht ›den Jäger‹. Er mag sich selbst als Jäger sehen, aber wir wollen ihm doch nicht alles geben, was er verlangt, nicht wahr? Bisher spielen wir weitestgehend nach seinen Regeln. Es ist Zeit, dass wir uns gegen ihn auflehnen und sehen, was passiert.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Nic.
»Wenn Sie bekannt geben, dass das FBI nach einem Serienmörder sucht, der fünf Frauen getötet und möglicherweise eine sechste entführt hat, dann wird zwangsläufig jemand die Skalpierung der Opfer ansprechen. Die sollten Sie bestätigen, und sowie Sie das tun, wird die Presse ihn ›den Skalpierer‹ taufen, nicht ›den Jäger‹.«
Kapitel 12
Das kleine Charterflugzeug landete auf einem privaten
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