Kiss and kill: Thriller (German Edition)
ihn zu dem Mann, der er heute war. Nur selten erlaubte er sich, darüber nachzudenken, wie sein Leben verlaufen wäre, hätte er nach dem College in den Profisport gehen und weitermachen können, was er so sehr liebte. Wahrscheinlich wäre er noch über Jahre der hochnäsige, kecke Junge geblieben, der er auf dem College gewesen war, hätte sein Leben geliebt und es in vollen Zügen ausgekostet. Aber letztlich wäre er reifer geworden und hätte sich am Ende mit einem fetten Bankkonto und einem Haufen hübscher Erinnerungen zur Ruhe gesetzt. Vielleicht wäre er mittlerweile verheiratet, hätte ein paar Kinder und ein zufriedenes Leben. Und vielleicht wäre seine Mutter noch da. Mehr als alles andere bedauerte er, dass er sich niemals um sie hatte kümmern können, ihr all die Dinge geben, die sie verdiente. Er hätte ihr ein Auto kaufen, ein Haus bauen und eine Hilfe für sie engagieren wollen.
Griff wurde wütend. Wie hart hatte er daran gearbeitet, die zehn Jahre hinter sich zu lassen, die quälenden Erinnerungen tief genug zu vergraben, dass sie nie wieder auftauchen und ihn erneut peinigen konnten.
Natürlich würde er nie ganz vergessen können, aber dank der jahrelangen Arbeit mit Yvette, dank Meditation und purer Willenskraft hatte er es geschafft, seine Gedanken unter Kontrolle zu haben. Zumeist.
Also warum tauchte sein Gesicht ausgerechnet jetzt, heute Abend vor Griffs geistigem Auge auf?
Du weißt warum.
Die Ähnlichkeiten zwischen dem vergangenen und dem gegenwärtigen Bösen hatten die alten Geister heraufbeschworen.
Er hatte es geliebt, Gott zu spielen, genau wie der Skalpierer. Seine Spiele waren ein gigantischer Machttrip für ihn gewesen. Andere zu quälen, sie seinem Willen zu beugen und sie betteln zu hören, war sein einziger Lebensinhalt geworden.
Als Griff den Powell-Jet bestieg, läutete sein Handy. Obwohl er beinahe hoffte, dass Nic anrief, wusste er intuitiv, wer es statt ihrer war.
»Hier Powell«, meldete er sich.
»Sie und Nicole sind keine Teamspieler. Wie es aussieht, können Sie nicht einmal die simpelsten Regeln befolgen.«
»Ihren Regeln zu folgen, brachte uns nicht weiter«, erwiderte Griff.
»Es ist nicht meine Schuld, wenn Sie und Nicole, die Powell Agency und das FBI die Puzzleteile nicht schnell genug zusammenfügen können, um auch nur eine Frau zu retten.«
Griff schnaubte verächtlich. »Genießen Sie Ihr Spiel, solange Sie können, Sie kranker Bastard. Wir werden Sie finden, und dann würde mir nichts größere Freude bereiten, als Sie nackt auszuziehen, im Dschungel auszusetzen und Sie wie das räudige Tier zu jagen, das Sie sind.«
Schweigen. Dann sagte er in einer süßen, sanften Stimme, bei deren Klang Griff übel wurde: »Wie interessant, dass Sie und ich uns so ähnlich sind.«
Griff wartete nicht, bis er auflegte. Er brach die Verbindung von sich aus ab, schaltete sein Handy aus und stieg an Bord des Flugzeugs, das ihn nach Hause brachte.
Nic checkte um Viertel nach sieben im Hotel ein, legte ihre Aktentasche auf dem Schreibtisch ab und setzte sich eine Kanne halb entkoffeinierten, halb richtigen Kaffee auf. Während der Kaffee durchlief, streifte sie ihre Schuhe ab. Morgen würde sie die Sondereinheit einweisen. Als Erstes musste sie dafür sorgen, dass jeder im Team auf dem neuesten Stand war. Alle Abteilungen sollten von Anfang an auf demselben Kenntnisstand sein.
Ihr Kopf schmerzte, ihr Nacken brachte sie um, und sie brauchte acht Stunden Schlaf. Aspirin könnte ihrem Kopf helfen, und mit sechs Stunden Schlaf käme sie zur Not auch aus, aber was sie unbedingt bräuchte, wäre eine Nackenmassage von Griff.
Verdammt! Wo kam das denn her?
Denk nicht an Griffin Powell.
Er ist weg.
Du hast ihn weggeschickt.
Er sollte lieber mindestens tausend Meilen auf Abstand bleiben.
Nun gut, Knoxville war gewiss keine tausend Meilen von Charlotte entfernt, aber selbst die paar hundert taten es schon.
Als Nic sich gerade eine Tasse Kaffee einschenken wollte, bimmelte ihr Mobiltelefon. Mist!
Was, wenn das Griff ist?
Sie sah auf die Nummer.
Das war nicht Griff.
»Hallo.«
»Hallo, Nicole. Sie haben mich heute schrecklich enttäuscht. Ich habe Ihre Pressekonferenz gesehen, und Sie haben sich nicht an meine Anweisungen gehalten.«
»Wenn Sie mir nicht geben, was ich will, gebe ich Ihnen auch nicht, was Sie wollen«, erklärte sie ihm.
»Sind Sie mein Spiel schon leid?«
»Ihre Hinweise sind praktisch wertlos.«
»Gut, dann gebe ich Ihnen keine
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