Kiss me teacher (Junge Liebe ) (German Edition)
mal wiederkommen musste. Er hatte das Portemonnaie im offenen Rucksack gesehen und es herausgenommen. So wie er es jetzt gerade in den Händen hielt, war ihm der Gedanke gekommen, dass er Finn auf diese Weise auf jeden Fall wiedersehen würde. Also hatte er das Portemonnaie unauffällig unters Sofa geschoben. Und nach der offiziellen Version war er erst gerade darauf gestoßen. Durch Zufall natürlich. Ihm war eines der Schulhefte heruntergefallen und da hatte er es gesehen.
Volker schüttelte den Kopf über sich selbst. Was war bloß mit ihm los? Er drehte die Geldbörse in den Händen, wiegte sie, roch daran, wie er es schon die ganze Zeit über machte. Leicht abgenutztes Leder. Der Gedanke, dass Finns Finger sicher täglich über die glatte Oberfläche strichen, dass er dieses Accessoire womöglich sogar hinten in der Hosentasche trug, sich sein Hintern durch den Stoff an das Leder schmiegte, ließ ihn auf erotische Gedanken kommen. Und irgendwie machte das alles noch schlimmer. Nicht nur, dass er mit diesem Jungen geschlafen hatte, nein, er hatte ihm auch noch sein Geld gestohlen, damit er zurückkam und geilte sich in der Zwischenzeit daran auf.
Plötzlich war der Bann gebrochen. Volker klappte das Portemonnaie auf und sah nach, wie viel Geld Finn dabei hatte. Ein Fünfer und ein Zehner. In der Kleingeldlasche befanden sich ein paar Münzen. Keine 20 Euro zusammen. In den Kartenlaschen steckten neben einer EC-Karte der Kölner Sparkasse, noch eine Versicherungskarte der Technikerkrankenkasse, ein Bibliotheksausweis, eine Club-Karte ... In einem weiteren Fach fand Volker einige ziemlich zerfledderte Zettelchen mit Telefonnummern und E-Mail-Adressen sowie ein Passfoto eines Mädchens. Darunter versteckt fand Volker Finns Personalausweis. Irgendwie hatte er ja ein schlechtes Gewissen, dass er nun auch noch die Geldbörse des Jungen ausspionierte. Aber er konnte sich einfach nicht zurückhalten. Er drehte den Ausweis um und sah ein Portrait, auf dem Finn so unglaublich jung aussah, dass Volker schlucken musste.
Sein Handy signalisierte ihm eine ankommende Nachricht. Das musste Finn sein. Volker nahm das Mobiltelefon und rief die SMS ab.
HABS SCHON VERMISST. GUT DASS ES BEI DIR IST! HOFFE DU BIST NICHT BÖSE!!!
Volker runzelte die Stirn. Warum sollte er böse sein? Er war alles andere als böse, er fühlte sich erleichtert. Offenbar schöpfte Finn keinerlei Verdacht, dass das Verschwinden seines Portemonnaies kein Zufall gewesen war. Volker schrieb sofort zurück.
ICH BIN NICHT BÖSE! WARUM AUCH? ICH FREUE MICH, WENN DU DEINE GELDBÖRSE ABHOLEN KOMMST. VOLKER
Zufrieden legte Volker das Handy beiseite und machte sich daran, den Personalausweis wieder in die Lasche zu stecken. Als sein Blick aber auf das Geburtsdatum fiel, runzelte er die Stirn.
Kapitel 18
Finn las erleichtert die SMS. Also hatte Volker seine Geldbörse nicht durchsucht. Er wusste demnach nicht, dass Finn erst 16 war und ihn angelogen hatte. Vielleicht gab es ja doch noch so etwas wie Hoffnung. Wenn jetzt nur Rick nicht durchdrehte und alles erzählte! Aber darauf hatte Finn jetzt ohnehin keinen Einfluss mehr. Ihm blieb nichts anderes übrig, als nach Hause zu gehen und endlich zu duschen. Danach würde er vielleicht Samara um Rat fragen. Vielleicht würde er sogar Volker die Wahrheit sagen, früher oder später kam ja doch alles heraus. Und es war sicher günstiger, wenn er selbst das Theater aufklärte, als es Rick zu überlassen.
Mit diesen Gedanken betrat Finn wenig später die Wohnung. Noch war es sicher nicht zu spät.
„Hallo?“, rief er, um festzustellen, ob seine Mutter zufällig zu Hause war. Wie erwartet bekam er keine Antwort. Sicher war seine Mutter noch bei ihren Schwestern zum Kaffee. Eilig streifte er seine Schuhe ab und lief in sein Zimmer. Seine Tasche landete mitten auf dem Boden. Dann schaltete er den Computer ein und wartete eine halbe Ewigkeit, bis sich alles hochgefahren hatte.
Als erstes checkte er seine Mails. Nichts. Im Grunde hatte er auch keine Nachricht erwartet, immerhin hatte ihm Volker ja erst vor ein paar Minuten eine SMS geschrieben. Einen Moment lang überlegte er, ob er Volker alles in einer Mail erklären sollte. Die Vorstellung, einer echten Konfrontation aus dem Weg gehen zu können, indem er einfach nur etwas schrieb, schien verlockend. Er wollte sich Volkers Reaktion gar nicht ausmalen. Dann entschied er sich aber dagegen. Wie sollte er Volker in einer Mail überzeugen, dass sie trotzdem eine
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