Kissed by an Angel
Gregory gemacht.«
»Tristan, seine Mutter hat sich umgebracht!«, entgegnete Ivy wütend.
»Das weiß ich.«
»Ich wohne mit ihm unter einem Dach«, fuhr sie fort. »Wir benutzen die gleiche Küche, die gleichen Flure und das gleiche Fernsehzimmer. Ich bekomme seine Stimmungen mit, seine Höhen und Tiefen. Ziemlich viele Tiefen«, fügte sie leise hinzu und dachte daran, wie Gregory an manchen Tagen nur herumsaß und Zeitungen las er blätterte sie durch, als suche er etwas, fand es aber nie.
»Ich glaube, er ist sehr wütend«, redete sie weiter. »Er versucht, es zu verstecken, aber ich glaube, er ist wütend auf seine Mutter, weil sie sich umgebracht hat. Letzte Nacht stand er um halb zwei draußen auf dem Tennisplatz und schlug Bälle gegen die Wand.«
Ivy war zu Gregory nach draußen gegangen, um mit ihm zu reden. Als sie seinen Namen rief, drehte er sich zu ihr um, und sie sah, wie tief seine Wut und sein Schmerz gingen.
»Glaub mir, Tristan, ich möchte ihm helfen, und das werde ich auch weiterhin tun, aber falls du glaubst, dass ich irgendwelche anderen Gefühle für ihn habe, falls du denkst, er und ich - das ist albern! Falls du denkst - ich kann nicht glauben, dass du -«
»Ganz cool bleiben«, sagte er nur und begann, sich mit ihr im Gras zu balgen. Dann hielt er inne: »Darüber mach ich mir keine Gedanken.«
»Was wurmt dich dann?«
»Vermutlich zwei Sachen«, antwortete er. »Erstens glaube ich, du machst vieles nur aus Schuldgefühlen heraus.«
»Schuld!« Sie schubste ihn nach hinten und setzte sich wieder auf.
»Ich glaube, du hast die Ansicht deiner Mutter übernommen, dass ihr für Carolines Unglück verantwortlich seid.«
»Sind wir nicht.«
»Mir ist das klar. Ich will nur sicher sein, dass dir das auch klar ist - und dass du nicht versuchst, bei jemandem etwas gutzumachen, der es total ausnutzt.«
»Du weißt ja nicht, was du sagst«, meinte Ivy und riss Grasbüschel aus. »Du weißt echt nicht, was er durchmacht. Du kennst Gregory nicht so gut wie ich. Du -«
»Ich kenn ihn seit der ersten Klasse.«
»Manchmal verändern sich Menschen nach der ersten Klasse.«
»Ich kenne Eric genauso lange«, redete Tristan weiter. »Sie haben ziemlich viele ausgeflippte und sogar gefährliche Sachen zusammen gemacht. Und das ist die andere Sache, die mir Sorgen macht.«
»Aber Gregory würde so was bestimmt nicht machen, wenn meine Freundinnen und ich dabei sind«, beharrte Ivy. »Er hat Respekt vor mir, Tristan. Diese Einladung ist einfach seine Art, Danke zu sagen für die letzten drei Wochen.«
Tristan sah nicht überzeugt aus.
»Bitte, ich will nicht, dass das zwischen uns steht«, bat sie.
Er berührte ihr Gesicht. »Ich lass nicht zu, dass etwas zwischen uns steht. Weder Berge noch Flüsse, Kontinente, Krieg, Sintfluten -«
»Oder der grausame Tod«, sagte sie. »Du hast also die neueste Geschichte von Beth gelesen.«
»Gary hat sie verschlungen.«
»Gary? Das soll wohl ein Witz sein!«
»Er hat den Ausdruck behalten, den du mir gegeben hast«, erwiderte Tristan, »aber ich hab ihm versprochen, dass ich dir erzähle, ich hätte ihn verloren.«
Ivy lachte, schmiegte sich an Tristan und legte ihren Kopf an seine Schulter.
»Dann verstehst du also, warum ich Gregory zugesagt habe.«
»Nein, aber es ist deine Entscheidung«, stellte er fest.
»Dann ist es eben so. Was machst du also Samstagabend nächste Woche?«
«Was machst du denn?«, fragte Ivy zurück.
»Ich speise im Durney Inn.«
»Im Durney Inn! Wir scheinen diesen Sommer mit Schwimmunterricht eine Menge Geld zu verdienen.«
»Wir verdienen genug«, meinte er. »Du kennst nicht zufällig ein hübsches Mädchen, das bei Kerzenschein mit französischem Essen verwöhnt werden möchte?«
»Doch, kenn ich.«
»Hat sie an diesem Abend Zeit?«
»Vielleicht. Bekommt sie eine Vorspeise?«
»Drei, wenn sie möchte.«
»Und wie sieht es mit Dessert aus?«
»Himbeersouffle und Küsse.«
»Küsse...«
»Das war ja richtig lustig«, bemerkte Ivy trocken.
»Ich fand es von Anfang an langweilig«, erwiderte Eric.
»Ich nicht«, erklärte ihnen Beth. Sie war die Letzte, die an diesem Samstagabend die Party im Haus der Studentenverbindung verließ. Nachdem sie sich von einer der Verbindungsstudentinnen Papier geborgt hatte, interviewte sie so ziemlich jeden im Raum. Deshalb durfte sie bleiben, auch noch, nachdem man die anderen aus der Highschool schon hinausgeworfen hatte. Die Verbindungsstudentinnen von Sigma Pi Nu
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