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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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Warum nur machte mich so ein blödes Date zum kompletten Nervenbündel? Ich kannte diesen Typen ja nicht einmal, Herrgott!
    Ich atmete tief durch, kam wieder zu mir und versuchte es noch einmal. Dieses Mal klappte es mit dem Lippenstift, aber ich war immer noch ein wenig zittrig. Der Mascara war da schon schwieriger, aber schließlich bekam ich auch das hin, ohne mir dabei ein Auge auszustechen oder die Wange schwarz anzumalen.
    Kritisch begutachtete ich mich im Spiegel. Die Wunde an meinem Hals war gut verheilt, nur eine schwache rosa Narbe war noch zu sehen. Kein halbwegs anständiger Kerl würde mich darauf ansprechen. Das grüne Kleid war schlicht, aber gut gewählt. Die Farbe war schön und es stand mir ausgezeichnet. Es betonte meine Kurven, eine der wenigen Eitelkeiten, die ich mir leistete.
    Tja, besser würde es nicht werden. Ich schnappte mir meine schwarze Tasche von der Garderobe und steuerte die Tür an, wobei ich das schicke, perlenbestickte Täschchen, das mir meine Mutter zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, geflissentlich ignorierte. Auf keinen Fall würde ich unbewaffnet aus dem Haus gehen und Abendtäschchen waren einfach nicht geeignet, um Schwarzlichtkanonen oder Silberdolche darin zu verstauen. Besonders stylish würde ich also nicht aussehen – aber das war ja auch nichts Neues.
    Ich war zehn Minuten zu früh im Restaurant. Ich kann es nicht leiden, zu spät zu kommen. Finde ich schrecklich unhöflich. Als ich eintrat, schmissen die Schmetterlinge in meinem Bauch eine Party.
    Das Restaurant war einer dieser angenehm schicken Nobelschuppen, die man in der Innenstadt Portlands häufiger findet, mit schnuckligen Separees, gedämpftem Licht und einem offenen Kamin mitten im Raum. Es gab sogar einen Pianisten, der irgendetwas bestrickend Romantisches von Bach spielte. Das sollte wohl beruhigend wirken, aber mich machte die Musik nur noch nervöser. Hoffentlich waren die Tische nicht mit echten Kristallgläsern gedeckt. Bei meiner Fahrigkeit konnte ich das nun wirklich nicht brauchen, da sie höchstwahrscheinlich in winzigen Scherben auf dem Boden enden würden.
    Ich trat zum Empfangstischchen. »Ich bin mit Richard Winters verabredet.«
    »Tut mir leid, Madam, aber der Gentleman ist noch nicht eingetroffen«, erklärte der Maître mit affektiertem britischem Akzent. Das ließ mich die Schmetterlinge fast vergessen. Fast. Nach meinen Jahren in London erkannte ich das Original, wenn ich es hörte. Und das hier war definitiv nicht das Original. »Möchte Madam vielleicht gerne an der Bar einen Drink nehmen?«
    »Oh, ja, das möchte Madam definitiv.« Der Sarkasmus schien ihm komplett zu entgehen. Er lächelte mich ausdruckslos an und zeigte mir den Weg zur Bar.
    Diese war sogar noch gemütlicher als das Restaurant, alles dunkles Holz und rotbrauner Teppich, schwere Vorhänge an den Fenstern und Jazz aus den Musikboxen. Eine Gruppe Geschäftsmänner hatte ihre Jacketts über die Stuhllehnen gehängt und lachte und scherzte bei ein paar Flaschen Bier. Das Pärchen in der Ecke war viel zu sehr damit beschäftigt, sich anzuschmachten, um seine Cocktails zu trinken.
    Eine halbe Stunde und zwei Gläser Wein später tauchte mein Date endlich auf. Normalerweise hätte ich nicht so lang gewartet, aber ich war zugegebenermaßen schon leicht beschwipst und außerdem hatte er mir eine sehr nette Entschuldigungs-SMS geschrieben. Er hatte eine Reifenpanne gehabt, aber versprochen, sich zu beeilen.
    Trotzdem ärgerte ich mich ein wenig über seine Verspätung – und dieses Gefühl verstärkte sich, als er mich beim Eintreten unverhohlen taxierte. Dann lächelte er mich allerdings strahlend an, was seine Grübchen voll zur Geltung brachte, und streckte mir die Hand entgegen. Sein Händedruck war ein wenig schlaff und feucht, aber vielleicht war er ebenfalls nervös. »Hallo, Sie müssen Miss Bailey sein. Richard Winters. Ihre Mutter hat mir ja so viel über Sie erzählt.«
    Miss Bailey? Echt jetzt? Meine Mutter gab wirklich ihr Bestes, aber allmählich kam mir der Verdacht, dass mein mieses Urteilsvermögen in Bezug auf Männer genetisch bedingt sein könnte. Trotzdem, er hatte ein nettes Lächeln und es schien ihm ehrlich leidzutun, dass er zu spät gekommen war. Außerdem setzte er sich für wohltätige Zwecke ein, das war doch ganz gut, oder?
    Kräftig erwiderte ich seinen Händedruck. »Morgan. Schön, Sie kennenzulernen.« Wenigstens hatten sich die Schmetterlinge in meinem Bauch inzwischen beruhigt.

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