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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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Terminator . Es ist ein großer, breitschultriger Mann in schwarzer Lederkluft ohne Helm. Das Haar trägt er kurz.
    Ich stehe auf dem Mittelstreifen und lausche auf das langsam verklingende Motorengeräusch. Meinen Atem.Meinen Herzschlag. Ich fröstle in der nächtlichen Sommerhitze. Ich wäre fast gestorben. Bin ich aber nicht. Ich bin ausgewichen. Es ist alles okay.
    Der Lichtstrahl auf der anderen Straßenseite ist verschwunden. Alles ist dunkel. Lange Zeit horche ich, bevor ich hinüberrenne.
    Als ich schließlich die andere Seite erreiche, sehe ich ein weißes Kreuz am Himmel. Eine Wolke? Nein, es ist Harry. Er landet näher am Eingang als ich und neigt den Hals, als wollte er sagen: Hab ich’s doch gesagt! Dann gibt er mir ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Wir gehen einfach hinein. Ich hatte mir Gedanken darüber gemacht, ob es vielleicht eine Wache oder ein Tor geben würde, aber wir gelangen unbemerkt in den Hafen, und einen Moment kommt es mir zu einfach vor. Jemand hätte uns aufhalten müssen. Warum hat uns niemand aufgehalten, oder ist das eine Falle?
    Verrückt.
    Die Terminals der Kreuzfahrtschiffe sind dunkel und nachts abgeschlossen. Aber ich höre Geklopfe vom Seaboard-Marine-Terminal, wo irgendwelche Typen Frachtcontainer beladen. Zurerst denke ich, dass dieser Terminal unser Ziel ist, aber wir laufen daran vorbei und steuern auf den hintersten, stockfinsteren Kreuzfahrtschiff-Terminal zu. Als wir uns von dem Arbeitslärm entfernen, kann ich unten auf dem Pflaster Dinge vorbeihuschen hören. Nein, keine Dinge. Ratten. Was sagt man über Ratten auf Schiffen? Die Ratten verlassen das sinkende Schiff? Schließlichgehen wir in eine Gasse, die so schmal ist, dass meine Schultern auf beiden Seiten Wände berühren.
    »Verstecken wir uns vor irgendjemandem?«, frage ich die weiße Silhouette des Schwanes, weil mir plötzlich dieser Motorradtyp wieder einfällt. Aber der Schwan zischt nur als Erwiderung. Dann stößt er einen Pfiff aus.
    Plötzlich erwacht die Gasse zum Leben, und das Geräusch von hunderten kleinen trappelnden Füßen dringt an mein Ohr. Ich spüre etwas an meinem Fußknöchel. Ein Schwanz. Ich schaudere. Vom Boden höre ich ein winziges Stimmchen, als würde jemand in weiter Ferne sprechen, aber ich verstehe nichts. Und doch weiß ich, dass es Wörter sind, kein willkürliches Quietschen.
    »Was?«, sage ich.
    Harry schlägt mich mit dem Flügel, bis ich verstehe, dass ich mich hinunterbeugen soll. Das tue ich, wobei ich aufpasse, dass meine Hand nicht über etwas streicht, das mit Sicherheit ein Nagetier ist, und dann schaue ich in ein Paar schwarze Augen, die in der Dunkelheit glitzern.
    »Bist du der Typ, der den Frosch sucht?«, sagt eine leise Stimme.
    Ich nicke, merke dann aber, dass das keiner sehen kann, und sage: »Ja.«
    »War hier«, sagt die Stimme. »Sind zwei Wochen. Ist rumgehüpft wie bescheuert.«
    »Du hast ihn gesehen?« Mein Magen macht einen Sprung, als würde ein Frosch darin sitzen. »Woher weißt du, dass er es war und nicht einfach irgendein anderer Frosch?«
    Kurzes Schweigen.
    »Warum ich weiß? Läuft hier rum, erzählt es jedem. Sagt er: ›Ich bin Prinz.‹ Sagt er: ›Ich bin nicht an den Umgang mit Ungeziefer gewöhnt.‹ Ungeziefer! Was sagst du dazu?«
    Er macht eine Pause, die lang genug ist, um mir klarzumachen, dass die Frage nicht rhetorisch gemeint war. Ich sage: »Nein. Ihr? Ungeziefer? Natürlich nicht! Wie konnte er nur so etwas sagen?«
    »Danke. Er war krass unbeliebt. Wurd verschifft. Keiner war traurig.«
    »Verschifft?« In der Gasse ist es heiß, es geht kein Lüftchen. Es riecht nach Kakerlaken, und mir wird ein wenig schummrig.
    »Ja, wurd verschifft. Containerfahrzeug von Seaboard. Geht auf die Keys.«
    Das weiß ich alles von Victoriana, aber vielleicht hat die Ratte noch mehr Infos. »Und?«
    »Wie gesagt, keiner vermisst ihn.« Die Stimme der Ratte ist nicht viel mehr als ein Piepsen, und ich beuge mich noch weiter hinunter, um sie zu hören. »Gott sei Dank ist er endlich weg! Ich vergess den Typ, aber dann kommen Typen und schnüffeln hier rum.«
    Das weiß ich auch. »Kräftige Typen? Mit einem Bloodhound?«
    »Nein, nicht die Doofköppe. Die war’n zehn Minuten da, haben rumgeschnüffelt. Versucht der Hund mit anderen Tieren zu reden? Nix! Denkt, er ist sonst wer. Wennsie wirklich gesucht hätten, hätte er uns gefragt. Dafür sind Bloodhounds berühmt.«
    »Dass sie mit Tieren sprechen? Ich dachte immer, sie schnüffeln nur.«
    »Das

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