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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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Der Raum ist dunkel, nur von Mondlicht beschienen, und sonderbare Gegenstände umgeben uns. Doch als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkenne ich den Mast eines Piratenschiffs, einen riesigen Papagei, Zeug, das ich noch nie zuvor gesehen habe.
    »Quak!« In meiner Hand quakt verärgert der Frosch. Ich drücke mich hoch auf die Ellbogen und schaue aus dem Fenster.
    Grabsteine. Der Friedhof. Sieglinde!
    Ich höre eine Frauenstimme kreischen. Die Hexe ist da draußen. Sie ist da draußen, ohne zu ahnen, dass wir nur einen Katzensprung entfernt sind, und schreit Siegfried an, weil er mich hat entkommen lassen. Ich merke, dass wir von Dingen umgeben sind, die von alten Fantasy-Fest-Wagen stammen. Aus der Ecke grinst mich der Mund einer Narrenmaske breit an. Der Umhang hat uns in ein Schlafzimmer gebracht, aber nicht in Megs Schlafzimmer.
    »Wir sind in Carolines Haus«,flüstere ich Meg zu. »Aber warum …?«
    Ich ziehe am Umhang und schaue ihn mir an. Er ist in zwei Teile gerissen. Sieglinde muss den Rest haben.
    »Ich befürchte, wir haben unser Verkehrsmittel verloren«, sage ich. »Ich glaube, der Umhang konnte uns nicht mehr so weit bringen.«
    »Aber wir haben den Frosch«, sagt Meg.
    »Aber für wie lange? Sie ist da draußen.«
    Ein Schatten schiebt sich vor den Mond.
    »Wenn wir ihn in einen Prinzen zurückverwandeln könnten«, sagt Meg, »dann wäre es leichter, ihn im Auge zu behalten.«
    »Viel Glück«, sage ich. »Wir müssen jemanden finden, der ihn liebt. Und er ist ein Saftsack.«
    »Quak! Quak!« Der Frosch hüpft herum und protestiert quakend.
    »Na, na, kleiner Frosch.« Meg tätschelt ihn, und er beruhigt sich. »Es würde helfen, wenn du netter zu ihm wärst. Wie genau lautete denn dieser Fluch?«
    Ich versuche, mich an Victorianas Worte zu erinnern. »Der Fluch kann gebrochen werden …« – ich stelle mir Victorianas Balkon vor, den Ozean, ihr blondes Haar, wie es im Wind flattert. Es ist erst eine Woche her, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor – »… durch den Kuss eines Mädchens, das Liebe in seinem Herzen trägt.«
    »Liebe in seinem Herzen«, wiederholt Meg. Sie hält dem Frosch die Hand hin. »Komm her, du niedliches Kerlchen. Du bist aber ein süßes kleines Fröschchen.«
    »Was …?«
    »Na ja, als Mensch war er echt heiß, und es ist ja nicht so, dass ich einen Freund hätte oder so. Außerdem ist er ein Prinz.« Der Frosch hüpft ihr auf die Hand. Sie setzt ihn auf eine freie Stelle auf dem Fußboden.
    Dann kniet sie sich hin und beugt sich zu ihm runter. »Lass uns nur mal ausprobieren, ob es funktioniert.«
    »Warte!« Ich packe sie am Arm. »Was hast du vor?«
    »Das.« Im Mondschein schaue ich zu, wie sie den Hals lang macht und ihre Lippen sich dem Frosch nähern. Und bevor ich noch etwas sagen kann, küsst sie ihn auf seinen warzigen grünen Kopf.

40
    Als er aber herabfiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen.
    ~~~ Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich ~~~
    »Mon dieu! Wo bin isch?« Der junge Mann – denn jetzt ist er ein Mann – sitzt auf meinem Fuß, rudert mit den Armen und spricht mit französischem Akzent. »Wer bist du? Und wo …« – er dreht sich um und zerquetscht mir dabei die Zehen – »… wo ist die ’olde Jungfrau, die misch errettet ’at?«
    Meg lacht. »Ich fürchte, das bin ich.«
    »Du?« Selbst im Dunkeln sehe ich, dass der Prinz vor Überraschung sein hübsches Gesicht verzieht. Er schaut Meg an, rümpft die Nase, dann schaut er wieder mich an. »Sie?«
    »Ja, sie. Würde es dir was ausmachen, ein wenig zu rutschen, Kumpel? Du sitzt irgendwie auf meinem Fuß.« Ich versuche, ruhig zu bleiben, obwohl mich kurz bevor Meg den Prinzen geküsst hat die Erkenntnis traf – eine wundervolle Wahrheit, die mich mit Freude erfüllt und zugleich eine schreckliche Wahrheit, die mich verzweifeln lässt.
    Ich liebe Meg. Nicht Victoriana. Definitiv nicht Victoriana. Nur Meg. Meg, die meine Schuhe anprobiert und mich ermutigt hat. Meg, die mir die Route der Thanksgiving-Parade vom Empire State Building aus gezeigt hat. Meg, die mich vor Sieglinde gerettet hat. Wenn ich mir vorstelle, mit jemandem zusammen zu sein, vielleicht für den Rest meines Lebens, dann ist es keine glamouröse Blondine in Tausend-Dollar-Schuhen. Es ist ein dünnes dunkelhaariges Mädchen mit einer Schürze. All diese Male – in New York, auf dem Baum, auf dem Mallory Square – hätte ich sie küssen sollen.
    Mir wird

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