Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
hier?«
»Nein«, erwiderte Lucy. »Ich habe Stephanie gesagt, sie soll sie zu dir bringen.«
»Hat sie auch«, bestätigte Daisy aufgeregt. »Und ich habe ihr gesagt, sie soll auf mich warten, bis ich mit meinen Notizen fertig bin, aber sie meinte, sie müsste jemanden suchen, damit wir morgen eine Party veranstalten können, und ich habe ihr eingeschärft, dass sie dann gleich wieder zurückkommen soll. Aber sie kam nicht, und ich habe nach Connor gesucht, weil sie gerne bei ihm ist, aber er war fort, um mit Karen zu proben.«
»Wen wollte sie suchen?«, fragte Lucy und bemerkte, dass Daisy am ganzen Körper zitterte. Wenn sie dieses Zittern schon länger hatte, dann war es kein Wunder, dass man ihr ein Medikament dagegen verschrieben hatte.
»Irgendjemanden namens Mauloff?«, entgegnete Daisy mit bebender Stimme.
»Oh Gott, nein.« Lucy sprang mit klopfendem Herzen auf. »Der Maulwurf. Sie glaubt, er ist im Wald.«
Wilder war bereits zur Tür hinaus, bevor Lucy noch ein Wort sagen konnte. Er bewegte sich nicht hastig, aber äu ßerst geschmeidig.
»Im Wald ?«, wiederholte Daisy mit hoher Stimme.
»Du bleibst hier und durchsuchst das Lager«, wies Lucy sie an und drängte sich an ihr vorbei. »Sag allen, dass sie nach ihr suchen sollen. Sucht überall .«
Dann rannte sie hinter Wilder her.
Tyler wollte gerade die Bierdose zerknautschen, da hörte er, wie sich etwas östlich von ihm, zwischen ihm und dem Lager der Filmleute, durch den Sumpf bewegte. Er schob die leere Dose in seine Provianttasche und starrte auf die geöffnete Tüte mit Käsecrackern, die er nicht berühren durfte, weil das sonst vielleicht zu viel Lärm machte. Dabei war sie noch halb gefüllt. Verdammte Verschwendung.
Er ließ sich auf den Boden nieder und entfernte sich auf dem Bauch kriechend, das Scharfschützengewehr in der Hand, von seinem Versteck durch das dichte Unterholz, rutschte durch den Schlamm und verharrte dann reglos, als er rechts von sich ein Rascheln vernahm. Er drehte lediglich den Kopf zur Seite und spähte über den Sumpf. Und begegnete dem Blick des einäugigen Alligators, der nur etwa sechs Meter von ihm entfernt neben einem kleinen Erdwall im Wasser lag, den Körper fast vollständig untergetaucht, den Kopf erhoben. Das Maul öffnete sich und entblößte Gebiss und Reißzähne.
Tyler blickte an dem Tier vorbei, entdeckte auf der Seite des kleinen Erdwalls mehrere Eier und begriff, dass es kein männliches Tier, sondern ein Muttertier war. Na, das ändert alles , dachte er. Mama mit Nachwuchs – ungünstig. Er blieb reglos liegen und starrte das Alligatorweibchen an, bis dieses schließlich den Kopf ins Wasser senkte.
Leichter Sieg diesmal , dachte er.
Das Geräusch eines knackenden Astes drang durch den Sumpf. Der Alligator wandte seine Aufmerksamkeit dem neuen Besucher zu.
Tyler schob das Scharfschützengewehr an seinem Körper entlang in schussbereite Stellung. Er spähte durch den Sucher und bekam durch Blätter und Zweige hindurch nur hin und wieder etwas Klares in den Blick. Etwas Gelbes, etwa einen Meter über dem Boden.
Dann erblickte er durch eine kleine Lücke im Laubwerk die verdammte Göre der Filmleute, die in vorsichtigen, kleinen Schritten auf der fast vollkommen überwucherten alten Staubstraße durch den Sumpf daherkam.
Jetzt bist du ganz allein, Kleine , dachte Tyler. Willkommen in meiner Welt .
Einige Sekunden lang beobachtete Tyler sie, dann zog er lächelnd eine kleinkalibrige Pistole mit Schalldämpfer aus seinem Rucksack. Endlich ein wenig Spaß.
8
Wilder stand am Waldrand, als Armstrong ihn einholte. Sie stolperte über eine Wurzel, so dass er sie auffangen musste. Es war das erste Mal überhaupt, dass er sie berührte. »Langsam, langsam«, mahnte er.
»Langsam? Was heißt langsam?« Sie hielt sich an ihm fest. »›Müßig‹ ist in der Nähe.«
Sie zitterte in seinen Armen, und er hielt sie einen Augenblick zu lange fest, um sie zu beruhigen. »Ich muss nachdenken.« Versuche, wie ein fünfjähriges Mädchen zu denken. »›Müßig‹ hält sich im Sumpf auf, nicht im Wald. Solange Pepper auf festem Boden bleibt, ist sie in Sicherheit.«
Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, verlor Armstrong ihre kühle Überlegenheit und klammerte sich an ihn. »Wir müssen da hinein, sie könnte in Gefahr sein … «
»Warten Sie.«
»Nein.«
»Hören Sie auf«, wies er sie scharf zurecht, und ihr Kopf zuckte in die Höhe. »Geraten Sie nicht in Panik.«
»Aber …« Sie holte
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