Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
sie nicht zu. »Wir wollten doch heute miteinander reden, weißt du noch?«
»Nein.« Lucy bewegte einmal kurz ablehnend den Kopf hin und her. »Tut mir leid. Nein.«
Sein Gesicht verzerrte sich wieder, und sie musste sich zurückhalten, nicht noch mehr zu sagen und es noch schlimmer zu machen. Dann stieß er »Verdammte Scheiße« hervor, und Lucy folgte seinem Blick und sah, dass Blut durch die Bandagen sickerte.
»Ich weiß schon«, erklärte Pepper. »Das ist ein böses Wort, das darf man nicht sagen.«
Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und seine Wunden wieder zum Bluten gebracht, erkannte sie. Er blickte auf und sah sie vorwurfsvoll an.
»Das hast du gemacht«, stellte Lucy fest. »Versuche gar nicht erst, mir die Schuld dafür zu geben, und Wilder genauso wenig.« Sie wandte sich zur Filmcrew um und schrie: »Doc!«
Doc löste sich aus der Gruppe, und seine Brillengläser blitzten, als er auf sie zukam.
»Rufen Sie bitte den Krankenwagen und lassen Sie Connor in die Notaufnahme bringen, er blutet wieder«, wies sie ihn an, und Doc nickte und ging zu Connor, der sie mit zornigen Augen anblickte. Tja, Pech. Da hörte sie Reifen quietschen und wandte sich um, als ein Wagen so heftig abgebremst wurde, dass die Kieselsteine spritzten. Hinter dem Lenkrad saß Stephanie mit wütendem Gesicht, und neben ihr Wilder, der so ausdruckslos blickte wie immer. Das muss ja eine lustige Fahrt gewesen sein , dachte Lucy. Dann stieg Karen hinten aus dem Wagen und kam steif vor Anspannung auf sie zu.
Lucy packte das Stahlseil, das Stephanie ihr gebracht hatte, und wartete, während Karen ihren Schritt verlangsamte, um mit Nash zu sprechen. Der jedoch ging an ihr vorbei, als existierte sie nicht.
»Tante Lucy?«, piepste Pepper.
»Was denn, Pepper?«, erwiderte Lucy, die Karen beobachtete, und dachte: Du weißt doch etwas, verdammt noch mal .
»Ich habe den Sumpfgeist gesehen«, berichtete Pepper. »Der war in dem Haus da drüben.«
»Okay, Schatz«, sagte Lucy, als Karen sich ihr näherte. Dann machte sie eine schräge Kopfbewegung zu den Bäumen jenseits der Straße hin, und Karen folgte ihr.
11
Als sie außer Hörweite waren, hielt Lucy das Stahlseil in die Höhe. »Ich habe mir dieses Seil zwanzigmal angesehen. Aber abgesehen von Nashs Blut ist nichts daran ungewöhnlich. Und doch haben wir beinahe Bryce verloren.«
Karen schüttelte den Kopf und erwiderte: »Es war nicht das Stahlseil. Das Kletterseil ist gerissen.«
»Das Kletterseil?« Lucy ließ die Hand mit dem Stahlseil fallen und fragte verwirrt: »Welches Kletterseil?«
Karen versuchte, gelangweilt zu wirken, wirkte aber nur angespannt. »An dem Stahlseil hängt man noch ein Kletterseil ein, weil das nachgibt, und Stahlseile nicht, deswe…«
»Wo ist dieses Kletterseil?«, fragte Lucy, die sich einen feuchten Kehricht um Vorträge über Stunts scherte. Sie legte das Stahlseil zusammen, bis sie beide Enden in der Hand hatte. »Kein Kletterseil. Wo ist es?«
Karen blickte überrascht drein. »Es müsste da dranhängen«, erwiderte sie und zeigte auf das Ende, das nicht an Bryce’ Brustgeschirr befestigt gewesen war. »Irgendjemand muss es weggeworfen haben, oder es ist irgendwo heruntergefallen.« Sie zuckte wieder mit den Schultern. »Es ist gerissen. So etwas kann passieren.«
»Ach ja, wirklich?« Lucy verschränkte die Arme vor der Brust. »Man sollte doch annehmen, wenn so etwas passiert, dass man sich dann etwas anderes überlegt. Wenn so etwa, na, sagen wir, ein halbes Dutzend Stunt-Männer wie Kürbisse auf dem Boden zerplatzt sind, sollte man doch meinen, dass jemand sagt: ›Ach, wissen Sie, mit diesen Seilen ist das so, die reißen eben manchmal.‹ Und dann würde man sie nicht mehr verwenden .«
Karen sah Lucy mit steinernem Gesichtsausdruck an.
Lucy beugte sich vor. »Hören Sie mir gut zu. Ich bin nicht Ihre Feindin, sondern Ihr Boss. Sie gehören zu meiner Mannschaft, und Sie sind mir gegenüber verantwortlich, und Sie werden mir jetzt ganz genau sagen, was da oben passiert ist.«
Karen zuckte die Schultern. »Der Bolzen vorn an der rechten Kufe hat nachgegeben, als Bryce sein Gewicht darauf verlagert hat. Dann riss das Kletterseil, das das Stahlseil mit der Verankerungsöse im Helikopter verbindet. Wilder packte es, und Nash packte das Stahlseil, und die beiden hielten Bryce, bis ich ihn absetzen konnte.«
Lucys Augen wurden schmal. »War Wilder dafür verantwortlich?«
Wieder zuckte Karen die Schultern. »Weiß ich
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