Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
auf, und ihre Worte werden mir ewig in den Ohren klingen. Nachdem sie mich von oben bis unten gemustert hatte, um sicher zu sein, dass ihr nichts entgangen war, sagte sie: »Und wer zum Teufel sind Sie?« Ich tat mein Bestes, sie über meine Bücher und mein Schreiben und Norton aufzuklären – ich versuchte ihn sogar mitten in die Gruppe zu schieben, damit sie sehen konnten, wie unwiderstehlich er war –, aber das interessierte niemanden. Sie wollten einen echten Prominenten, nicht irgendeinen unbekannten Autor mit einer gedemütigt dreinschauenden Katze.
Mittlerweile war ich recht gut darin, Nortons Gesichtsausdruck zu deuten, und er dachte ganz eindeutig: Toll. Erst musste ich mir ansehen, wie so ein junger Hengst dich auf dem Tennisplatz an die Wand spielt, und jetzt muss ich auch noch das durchmachen!
Ich war auch ziemlich gut darin, Janis’ Gesichtsausdruck zu deuten, und sie dachte eindeutig etwas Ähnliches. Am späteren Nachmittag konnten wir uns mit Anstand zurückziehen und waren alle froh, die Welt des großen Geldes von Southhampton hinter uns zu lassen und in unser Haus zurückzukehren, das kleiner war als ein Tennisschuppen.
Nicht, dass Promis uns einschüchterten. Ganz und gar nicht. Norton hatte im Laufe seines Lebens genügend davon getroffen. Meine liebste Kombination aller Zeiten waren Norton und der legendäre US -Basketballspieler Wilt Chamberlain. Ich lektorierte und publizierte Wilts Buch – und ja, bevor Sie fragen, ich war es, der ihn fragte, mit wie vielen Frauen er geschlafen hatte, und ihn dazu brachte, darüber zu schreiben. Wilt kam ein paarmal in mein Büro, und Norton kam natürlich meistens mit mir ins Büro. Einen 2,16 Meter großen schwarzen Mann neben einer 30 Zentimeter großen hellgrauen Katze auf dem Sofa sitzen zu sehen war ein höchst interessanter Kontrast.
Es gab noch eine mit Norton verknüpfte sportliche Begegnung, die ebenfalls einen tiefen Eindruck hinterließ. Diesmal begann es mit einem Anruf meiner Mädelsrunde-Freundin Andi, die erzählte, dass sie und ihr Mann Tom sich mit Sandy Koufax angefreundet hatten. – Sandy Koufax ist nicht nur eine Baseballlegende, sondern erregte auch Aufsehen, weil er als gläubiger Jude bei einem wichtigen Spiel nicht antrat, das an einem noch wichtigeren jüdischen Feiertag angesetzt war, und wurde damit zum Helden vieler amerikanischer Juden. Sie müssen wissen, dass ich nicht nur verrückt nach Baseball bin, sondern auch Mitte der Sechziger in Los Angeles aufwuchs und einer guten alten jüdischen Familie entstamme, weshalb Sandy Koufax in meinem Leben eine ebenso wichtige historische und kulturelle Rolle spielte wie George Washington, Abraham Lincoln und Martin Luther King. Als Andi mich nun zu einem kleinen Essen bei ihnen einlud – zu dem auch der größte lebende Pitcher kommen würde –, sagte ich nicht nur sofort zu, sondern rief auch sofort alle Sportfans an, die ich kannte, und erzählte ihnen allen, was ich vorhatte. Ich kenne nicht nur eine Menge Sportjournalisten, sondern auch ganz normale Fans, und jeder Einzelne gab mir dieselbe Warnung mit auf den Weg: Koufax hasse es, umschmeichelt zu werden. Er redete nicht gern über sich, er redete nicht gern über Baseball, und ganz besonders verabscheute er jeden, der diese sieben furchtbaren Worte sagte: Ich bin ein großer Fan von Ihnen. Also bereitete ich mich in der Woche vor der Essenseinladung darauf vor, nicht zu schmeicheln. Ich stellte mir vor, wie ich Koufax die Hand schüttelte, und dann sah ich in den Spiegel, um mich zu vergewissern, dass mein Gesicht nicht den geringsten Schimmer von Heldenverehrung zeigte. Vor allem aber beschäftigte ich mich stundenlang damit, die Worte »Ich bin ein großer Fan von Ihnen« aus meinem Vokabular zu tilgen.
Also, der Abend der Essenseinladung kommt, es handelt sich um eine kleine Gruppe von insgesamt acht Personen inklusive Gastgeber. Koufax und seine Freundin treffen als Letzte ein. Solange er nicht da ist, drille ich mich darauf, bei der Vorstellung desinteressiert zu wirken. Endlich kommt er. Andi, die weiß, wie aufgeregt ich bin, ihn zu treffen, führt ihn zu mir. Ich höre die Worte: »Peter, das ist Sandy Koufax.« Ich wende mich ihm gleichgültig halb zu, nicke knapp in seine Richtung, nehme seine Anwesenheit kaum zur Kenntnis und wende mich dann wieder meinem Gesprächspartner zu. Ich bin nicht nur desinteressiert, ich schaffe es sogar, ihn wie irgendein Arschloch zu behandeln, das ins falsche Haus geraten ist.
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