Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
zur Verfügung, aber in den nächsten Monaten würden wir uns hauptsächlich in der Stadt aufhalten, sodass sich ihr Kontakt bestenfalls auf das eine oder andere Wochenende beschränken würde.
Weil wir nun mehr Zeit in Manhattan verbrachten, nahm meine wundervolle neue Wohnung bald die Atmosphäre der Notaufnahme im St. Vincent’s Hospital an. Der Infusionsbeutel hing ständig an meiner Duschvorhangstange. In der Küche gab es diverse große Tüten mit Injektionsnadeln. Marty sagte, Norton müsse gewisse neue Ergänzungsmittel injiziert bekommen, also lagen auch Spritzen herum – und ich wandte sie inzwischen nicht nur bei meiner Katze an, ich wurde ziemlich gut im Spritzegeben.
Norton zu füttern war mittlerweile fast eine Vollzeitbeschäftigung.
Als Marty mir das neueste Paket mit Ergänzungsmitteln schickte, lag ein offiziell aussehendes Blatt Papier dabei, das über und über bekritzelt war, und in einem Abschnitt waren die Codes erklärt, damit ich die Kritzeleien verstehen konnte. Es gab dreizehn Ergänzungsmittel, die alle links auf dem Blatt aufgeführt waren. Bei Flüssigkeiten war notiert, ob ich zwei oder drei Tropfen oder ein Drittel oder die Hälfte einer Pipette verabreichen sollte. Bei Tabletten war vermerkt, ob ich die ganze Pille geben sollte oder eine halbe oder ein Drittel (nur am Rande, es macht wirklich richtig Spaß, winzig kleine Pillen zu dritteln!). Falls es sich um ein Pulver handelte, war die Dosierung in Teelöffeln angegeben: ein Drittel, ein Viertel, ein halber. Rechts auf dem Blatt standen zu jedem einzelnen Ergänzungsmittel Sachen wie OD AM O/F. Dann gab es noch Anmerkungen wie BID und EOD und A/D. Gott sei Dank gab es einen Schlüssel dazu, denn selbst damit brauchte ich eine ganze Weile, bis ich schließlich darauf kam, dass OD bedeutete, dass Norton dieses spezielle Ergänzungsmittel once daily , also einmal täglich, bekommen sollte. BID hieß twice daily , zweimal täglich. TID bedeutete three times per day, dreimal täglich. EOD gab an every other day , jeden zweiten Tag. OCC stand für once or twice per week , ein- bis zweimal wöchentlich. A/D hieß alternate days , jeden zweiten Tag, O/A orally alone , also nur oral, O/F orally or with food , oral oder mit der Nahrung. F/D stand für follow directions , nach Anweisung auf der Packung, und A/N bedeutete as needed , bei Bedarf.
Also bestand mein Tagesablauf nicht nur daraus, ihm seinen Fisch, Huhn oder Shrimps mit Reis oder Nudeln und frischem grünen Gemüse zu kochen, sondern auch aus Folgendem:
Jeden Morgen, sobald wir beide wach waren, ging ich in die Küche, wählte mehrere Fläschchen aus, setzte Norton oben auf den Küchenblock und verabreichte ihm eine halbe Pipette von einem Zeug namens Super Glandulars, das auf dem Etikett als hohe Konzentration von 1050, Leber- und B-12-Glandular beschrieben wurde. Außerdem gab ich ihm eine halbe Pipette von etwas, das Marty zusammengebraut hatte und auf dem einfach nur »Niere« stand. Ich kann nicht sagen, dass Norton das Zeug besonders mochte, aber er beschwerte sich nie und wehrte sich selten. Ich streichelte ihn, er machte das Maul auf, und fort war das Zeug. Als Nächstes gab es jeden Morgen Hepaticol-Tropfen, vier davon. Auf dem Etikett wurde dieses köstliche Gebräu als Homöopathisch Endokrine Sarkode Kombination HHD beschrieben. Leckerleckerlecker. Jeden zweiten Tag ( EOD , wenn wir den Geheimcode richtig behalten haben) bekam Norton morgens zwei oder drei Tropfen Mariendistelsamen. Am Abend bekam er andere Tropfen. Als Gaumenschmeichler vorm Dinner gab es Renal Drops und D.A. Gland Formula 1010 in niedriger Dosierung. In Pillenform bekam er in diversen Kombinationen über den Tag verteilt Dorschleberöl (als Softgel), ein wirklich unheimlich klingendes Mittel namens Tang-Kuei 18, Lipotrope, Beta-Thymian, Hemaplex und ein extrem abscheulich riechendes Rohnierenkonzentrat, das zu Pulver zermahlen werden musste. Und als ob das noch nicht genug wäre, wurden ihm zudem noch zwei Pulver unter das Futter gemischt, Flohsamenpulver und Vet-Zimes Formula V5. Und ich bin noch nicht fertig, denn Marty gab mir noch zusätzliche Pillen, die im Grunde viele Eigenschaften einer Chemotherapie-Behandlung hatten: natürliches Cortison. Zu allem Überfluss wurde Norton sehr häufig schlecht, daher gab Dr. Pepper mir ein Rezept für ein Präparat gegen Erbrechen namens Methoclopram, während Marty eine natürliche Variante davon besorgte. Beide Tabletten waren sehr hilfreich, aber
Weitere Kostenlose Bücher