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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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selbstsüchtiger Mensch bin. Ich habe mein Leben so gelebt, wie ich es wollte, in vernünftigen Grenzen natürlich (ich habe all die Menschen, die für die Telefongesellschaft arbeiten, nicht wirklich ermordet, auch wenn ich häufig in Versuchung war, daher weiß ich, dass meine Selbstsucht und Ichbezogenheit Grenzen haben). Ich habe etliche Konventionen verletzt und so oft wie möglich versucht, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich hatte eine seltsame Karriere, weil ich mich für mehrere Dinge entschieden habe, statt mich auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Aus diesem Grunde habe ich weit weniger Geld verdient, als ich hätte verdienen können, aber Geld war für mich nie ein bestimmender Faktor. Meine eigene Zufriedenheit war mir immer sehr viel wichtiger. Auf der persönlichen Ebene habe ich eine hervorragende und langjährige Beziehung, habe aber nie geheiratet (und nur, um weiteren Leserbriefen vorzugreifen, nein, wir leben noch immer nicht einmal zusammen – ich bin zu selbstsüchtig, und sie ist zum Glück in mancher Hinsicht eine Heilige und hält mich aus). Die Ehe ist auch so eine Konvention und ein Ritual, an das ich nicht glaube. Niemand kann mir weismachen, dass er nur ein paar Worte sagen, mir ein Blatt Papier geben und mich Ringe wechseln lassen muss, damit ich dann etwas Dauerhaftes und Wertvolles habe. Ich entscheide, was dauerhaft und wertvoll ist, das ist meine Einstellung. Ich habe nie Kinder bekommen. Dachte immer, ich würde irgendwann welche bekommen, aber raten Sie mal – ich bin Ende vierzig, und »irgendwann« ist immer noch nicht passiert. Ich habe großartige Jobs abgelehnt und die meisten meiner Beziehungen zu Menschen rein auf der Basis von Freundschaft ausgewählt, nicht nach Nützlichkeit oder Zweckdenken. Und wenn man das alles zusammenzählt, kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass ich zu den wenigen Menschen gehöre, denen das Leben, das sie führen, wirklich gefällt, tatsächlich gefällt, und die nur Weniges bereuen. Und das liegt zu einem sehr großen Teil daran, dass ich immer selbstsüchtig leben konnte.
    Aber Norton zu behandeln, nachdem er Krebs bekam, lehrte mich die Freuden eines selbstlosen Lebens. Nein, »lehren« ist nicht ganz das richtige Wort. Es ist etwas, das sich nicht lehren lässt. Es ist etwas, das man erfahren muss. Und was ich erfuhr, das war das Gefühl – und das darauf resultierende Wissen –, dass es praktisch nichts gab, das ich nicht für meinen Kater tun würde, wenn ich ihm damit auch nur einen Bruchteil der Freude zurückgeben konnte, die er mir fast während meines gesamten Erwachsenenlebens geschenkt hat.
    Wie der große Philosoph Søren Kierkegaard einmal sagte: »Lerne zu wissen.«
    Okay, das ist eher eine Paraphrase.
    Egal …
    Ich kümmerte mich um Norton, so gut ich es vermochte, und es ging ihm gut. Er war glücklich, er wirkte gesund, er machte Sachen, er hatte keine Schmerzen. Die Zweimonatsfrist, die mir der Onkologe genannt hatte, kam und verstrich. Und die Neunmonatsfrist ebenso. Ein ganzes Jahr verging, seit der Krebs ihn erwischt hatte, und dann noch sechs Monate. Äußerlich zeigte Norton keinerlei Anzeichen von Schwächung oder irgendwie un-Norton-mäßigem Verhalten. Abgesehen von dem immer noch zu häufigen Erbrechen und dem gelegentlichen Malheur außerhalb des Katzenklos war er dasselbe alte Scottish-Fold-Wunderkind.
    Fast zwei Jahre lang.
    Er hatte wohl immer noch diesen Lebenswillen.
    Dann bemerkte ich, dass er wieder abnahm.
    Und er wirkte ein bisschen wacklig, wenn er vom Bett auf den Boden sprang. Dann schon beim Herumlaufen …
    Und diese verdammten Bluttests wurden mir gefaxt, und zu viele Werte waren plötzlich entweder zu niedrig oder zu hoch.
    Also ging ich wieder zu Dr. Dianne DeLorenzo, um zu sehen, was los war.
    Und was war los: Es war der Anfang vom Ende.



10. Kapitel

Die Katze, die noch einmal auf Reisen ging

    D er Krebs breitete sich aus.
    Das war die Nachricht von Dianne DeLorenzo, und dieses Mal akzeptierte ich sie. Ich konnte es sehen. Zum ersten Mal, seit ich meinem kleinen Kater begegnet bin, als er sechs Wochen alt und gerade aus dem Flieger von Los Angeles gestiegen war, wirkte er gebrechlich.
    Die Behandlung ging natürlich weiter, und ich kümmerte mich so sorgfältig um ihn wie nur möglich. Einer der Vorteile für Norton war, dass ich im Großen und Ganzen sagte: »Scheiß drauf«, und beschloss, er dürfe nun fressen, was immer er wollte. Ich würde natürlich nicht wieder auf das

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