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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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Lächeln.
    »Die glauben nämlich, sie könnten die alten Leute übers Ohr hauen, weil sie vergesslich werden, aber ich hab meine sieben Sinne noch beisammen.«
    »Davon bin ich überzeugt, Herr Groesbeek«, sage ich.
    Er guckt mich ärgerlich an. »Sie brauchen nicht so leutselig zu tun. Ich kenne Sie nicht! Was wollen Sie?«
    »Ich möchte Sie gern was fragen.«
    Misstrauisch mustert er mich. »Sind Sie von der Polizei oder von der Zeitung?«
    »Keines von beidem. Ich war früher mal an Ihrer Schule. Als Sie Hausmeister waren.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen. Ich weiß selbst, was ich war.«
    »Äh … ja, selbstverständlich. Ich war also auf dieser Schule. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an mich: Sabine Kroese.«
    Er sieht mich nur an und versucht gar nicht erst, sein Desinteresse zu verbergen.
    »Demnächst soll ein Ehemaligentreffen stattfinden«, fahre ich fort.
    »Hab ich in der Zeitung gelesen.«
    »Gehen Sie hin?«
    »Warum sollte ich?«
    »Wäre doch nett, die ehemaligen Schüler wiederzusehen.«
    Groesbeek zuckt mit den Schultern. »Ich wüsste nicht, was daran nett sein sollte. Die wissen alle, wer ich bin, die halten mich für einen alten Trottel – was man ihnen nicht mal verdenken kann -, und ich sehe lauter Leute, an die ich mich nicht mehr erinnere. So was soll nett sein?«
    »Können Sie sich denn an gar niemanden mehr erinnern?«

    »Fräulein, an der Schule waren fünfzehnhundert Schüler. Und jedes Jahr sind wieder neue Gesichter dazugekommen.«
    »Ja«, sage ich. »Das stimmt natürlich.«
    »Na denn …«, sagt Groesbeek.
    »Trotzdem möchte ich gern versuchen, Ihrem Gedächtnis ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, Herr Groesbeek. Ich bin nämlich dabei, Geschichten, Anekdoten und besondere Erinnerungen von Leuten zu sammeln, die zur gleichen Zeit wie ich an der Schule waren. Daraus will ich ein Büchlein zusammenstellen, das man dann beim Ehemaligentreffen kaufen kann.«
    Groesbeek sieht mich uninteressiert an.
    »Darf ich reinkommen?«, frage ich freundlich, aber bestimmt.
    Wieder zuckt er mit den Schultern, dreht sich um und schlurft in den Flur. Die Tür lässt er weit offen, was ich als Einladung deute. Ich folge Groesbeek in sein Wohnzimmer. Es ist klein und mit dunklen Möbeln zugestellt. Ein unangenehmer Geruch hängt im Raum, am liebsten würde ich ein Fenster aufreißen. Mit einem Blick sehe ich, woher der Geruch kommt: Katzen.
    Nicht eine oder zwei, sondern fünf, nein, sogar sechs Katzen, die sich in Ecken gekuschelt haben oder über die Fensterbänke spazieren. Eine liegt auf dem Couchtisch, eine andere kommt auf mich zu und streicht mir um die Beine. Ich habe eine Katzenallergie. Wenn ich eine Katze streichle und danach meine Haut anfasse, kriege ich sofort juckende rote Flecken, als hätte mich ein geheimnisvolles Virus befallen.
    »Möchten Sie Tee?«, fragt Groesbeek.
    »Gern.« Unauffällig schiebe ich die Katze mit dem Fuß weg.

    Groesbeek trottet in die Küche und hantiert dort eine Ewigkeit mit klirrenden Tassen und einem Flötenkessel herum. Ich setze mich auf den Stuhl, der am nächsten bei der Tür steht.
    Die Katze springt mir auf den Schoß und glotzt mich penetrant an. Ich schubse sie sanft mit der Tasche herunter. Das Vieh miaut kläglich und wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Das irritiert mich am meisten an Katzen: Sie starren einen an, als könnten sie Gedanken lesen und als würden sie sich überlegen, ob sie einen weiter umschmeicheln oder lieber die Krallen ausfahren sollen.
    Wie dieses Exemplar, das mich aus grünen Augenschlitzen intensiv anstarrt. Tieren muss man zeigen, wer das Sagen hat.
    »Kscht«, mache ich.
    Die Katze springt auf den Couchtisch, genau in dem Moment, als Groesbeek mit zwei Porzellantassen ins Zimmer schlurft. Er stellt sie auf den Tisch und nimmt eine kitschige Bonbonniere vom Büfett. Weißlich angelaufene Pralinen, garniert mit einer Staubschicht. Ich lehne dankend ab.
    »Nein?« Groesbeek stellt die Schale hin. »Aber du schon, was?«, sagt er zu der Katze auf dem Tisch. Das Tier inspiziert den Inhalt der Schale, leckt daran und wendet sich dann hochmütig ab.
    »Soso«, sagt Groesbeek. »Du heißt also Susanne.«
    »Sabine. Sie haben mir früher oft geholfen, wenn ich Probleme hatte. Meinen Reifen geflickt, mich bei Gegenwind im Auto mitgenommen …« Ich zögere kurz. »Und mich durch Ihr Zimmer rausgelassen, wenn mir die anderen aufgelauert haben.«
    Groesbeek sagt nichts. Er nimmt seine Teetasse,

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