Klebstoff
aus dem Leben … ich mein, so Typen gibt’s, verstehste, was ich mein? Wenn die erst mal ihren Fi … ich mein, nach dem Sex, ist dann alles vorbei, weißte?
– Ja … Kathryn ertappte sich dabei, wie sie leise über Terrys Darbietung lachte. Die war wirklich furchtbar. Es war schon so lange her, dass sie etwas zum Lachen gebracht hatte. – Sie gehören auf die Bühne, grinste sie.
Terry schwoll der Kamm, als hätte man ihm eine Dosis unverschnittenen Stolz injiziert. – Ich singe schon, beim Karaoke im Gauntlet unten in Broomhouse. Egal, danke für die Kniffte. Ich geh besser wieder, bevor die Fot … äh, bevor mein Kollege Post Alec mir n Kopf abschraubt. Er musterte sie für einen Moment, ihre bleistiftdünne Gestalt. – Aber ich sag dir was, lass mich dir doch nachher einen ausgeben. Hast du heut Abend Zeit?
– Ja, hab ich, aber …
Juice Terry Lawson war viel zu erfahren in der Dampfwalzen-Anmachtaktik, um Kathryn Gelegenheit zu lassen, Vorbehalte zu entwickeln. – Dann führ ich dich auf n Bierchen aus. Zeig dir n paar Sehenswürdigkeiten. Aber das richtige Edinburgh! Es ist ein Date, wie ihr in den Staaten sagt, zwinkerte er.
– Tja, ich weiß nicht … ist es wohl … Kathryn konnte nicht glauben, was sie da sagte. Sie würde mit einem fetten Fensterputzer ausgehen! Er konnte ein Perverser sein, einer, der von ihr besessen war, oder ein Kidnapper. Er redete und redete. Er war eine Nervensäge …
– Okay, dann treff ich dich im Alison. Kleine Kostprobe Music-Business-Slang, den sollteste kennen: Alison Moyet, Foyer, kapiert? Ist sieben Uhr okay?
– Schön …
– Klasse! Terry öffnete das Fenster und kletterte vorsichtig auf die Plattform hinaus, wobei er es vermied, nach unten zu sehen.
– Wird aber auch langsam Zeit, schimpfte Post Alec. – Ich putz die Fenster nich allein, Terry. Das läuft nich. Norrie bezahlt uns beide dafür, nich nur mich. Der arme Norrie … in der Scheiß- PMR , Terry. Ans Krankenhausbett gefesselt, hat Kalkeinlagerungen an der Sehne. Sein Fensterputzarm und so. Was meinste, wie der sich fühlen würde, wenn er wüsste, wie wir ihm seinen Broterwerb vermasseln?
– Hör auf zu meckern, du versoffenes, altes Loch. Ich geh heut Abend ja bloß mit dieser Perle aus, die immer in Top of the Pops war!
– Scheiße, Alec sperrte den Mund auf und entblößte bereits schwarz anlaufende gelbe Zähne.
– Hoch und heilig, Alter. Die Perle da drinnen. Von der ist Must You Break My Heart Again .
Alec staunte mit offenem Mund, als Terry zur Verdeutlichung anstimmte:
All my life I’ve been in pain
all my days no sunshine, just rain
then you came into my world one day
and all the clouds just blew away
But your smile has grown colder
I feel the chill that’s in your heart
and my soul it lives in terror
of the time you’ll say that we must part
Must you break my heart again
must you hurt me to my core
why oh why can you not be
the very special one for me
Must you play those same old mind games
cause I know there’s someone else
whom you think of when we’re together
Must you break my heart again …
– Das kenn ich doch … hier, wie heißtse nochmal, Alec spähte durchs Fenster und warf einen Blick auf Kathryn.
– Kathryn Joyner, sagte Terry und legte dabei den gleichen arroganten Aplomb an den Tag, den er beim Pub-Quiz im Silver Wing jedes Mal dann bemühte, wenn er sicher war, dass er was wusste. Alice Coopers richtiger Name? Vincent Furrier. Weiß doch jeder.
– Sieh zu, dasste du Freikarten für ihre Show kriegst.
– So gut wie erledigt, Alec, so gut wie erledigt. Wir aus der Branche ham unsere Beziehungen. Wir vergessen unsere alten Kumpels nicht.
Die Fotze hat Nerven, dachte Alec, sechsunddreißig Jahre alt und wohnt immer noch zu Haus bei seiner Ma.
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Blue Mountains, NSW,
Australien
Mittwoch, 9.14 Uhr
Alles, was ich wahrnehme, ist der hämmernde Bass, der Puls des Lebens, das gleichmäßige dum-dum-dum des Beats. Ich lebe.
Irgendwie war mir das schon ne Weile beinahe klar. Manchmal ist Bewusstlosigkeit nicht Finsternis, sondern steht kalt im Zentrum der Sonne und versucht, durch den blendenden Feuerkranz hindurchzublicken in das unvollkommene, sich verschwendende Universum, so ein Kack, so ein Kack, so ein Kack …
Ich sehe nach oben und blicke auf grüne Zeltbahn. Ich kann mich nicht bewegen. Ich vernehme Stimmen um mich rum, aber ich kann keine Einzelne raushören.
– Was hat er genommen?
– Wie lang ist er schon weg?
Ich kenne die
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