Klebstoff
Schwächere auszunutzen. Sie waren so weit ganz nett, aber das waren sie immer, das war ja das Problem; jetzt aber musste Schluss sein mit ihrer Abhängigkeit von anderen und deren Abhängigkeit von ihr. Allerdings hatten sie ihr während der letzten Tage des drogenumnebelten Nonsens etwas beigebracht, das nützlich und bedeutsam war. So seltsam es auch war, sie hatten etwas, das ihnen wichtig war. Sie waren nicht lebensüberdrüssig oder blasiert. Ihnen waren bestimmte Dinge wichtig; oft dumme, triviale Dinge, aber sie waren ihnen wichtig. Sie waren ihnen deshalb wichtig, weil sie in einer Welt außerhalb der Scheinwelt der Medien und des Showbiz lebten. In dieser Welt konnte einem nichts wichtig sein, denn es war nicht die eigene und würde es nie sein können. Kultur war nun mal eine Ware, und das würde auch immer so bleiben.
Sie würde ein paar Tage schlafen, dann nach Hause fahren und das Telefon abschalten. Anschließend würde sie sich irgendwo ein bescheidenes Apartment mieten. Aber erst würde sie noch ein Mal vor Publikum singen. Nur ein einziges Mal noch.
Und so kam es, dass Juice Terry Lawson und Kathryn Joyner im Duett Don’t go breaking my heart sangen. Als sie zu den Gewinnern des Preises, einem von Betterware gestifteten Sorti ment von Küchenaccessoires, gekürt wurden, sangen sie als Zugabe Islands in the Stream . Louise Malcolmson war ihnen gegenüber feindselig eingestellt, besonders da sie und Brian Turvey bei You’re All I Need to Get By alles gegeben hatten. – Scheiße, kriecht der der dämlichen, reichen Amifotze innen Arsch, krakeelte sie betrunken.
Lisas Miene verhärtete sich, aber sie sagte nichts. Terry sprach ein Wörtchen mit Brian Turvey, der Louise daraufhin nach Haus brachte.
In späteren Zeiten würde es heißen, dass Kathryn Joyner ihr letztes Konzert in Edinburgh gegeben hätte, und das stimmte auch. Allerdings würden nur sehr wenige wissen, dass es nicht in Ingliston, sondern im Gauntlet in Broomhouse stattgefunden hatte.
Wenn der Gig in Ingliston ein Wendepunkt für Kathryn war, war der im Gauntlet einer für Terry. Als sie abhauten, ließ er absichtlich seine Jacke im Pub über ner Stuhllehne hängen. Er würd nicht noch länger junge, coole Mädchen wie Lisa ficken können, wenn er angezogen wär wie n Spacken. Er war fest entschlossen, was für sich zu tun, abzuspecken, das Häagen-Dazs, die Tellergerichte aus der Frittenbude und die Wichspartien sausen zu lassen. Irgendwann, wurde ihm klar, hatte er aufgehört, auf sein Äußeres zu achten. Dabei bedeutete das ja nicht mal, sich wie ne Schwuchtel anzuziehen, denn Ben Sherman war wieder angesagt. Er hatte sein erstes Ben-Sherman-Hemd mit zehn bekommen. Vielleicht war das ein Hinweis auf n Juice-Terry-Revival in mittleren Jahren. Haare könnt er auch mal schneiden lassen. Sie wuchsen sehr schnell, aber n Schnitt mit nem Einer-oder Zweieraufsatz jeden zweiten Samstag wär cool, wenn er abnehmen könnte. Ein paar Ben Shermans kaufen und ne neue Jeans. Scheiße, ja, nen Klamottenladen abziehn! Vielleicht so ne lederne Pilotenjacke wie die von Birrell. Er musste einräumen, dass die smart aussah. Ein neuer Terry, neue Klamotten.
Aye, da würd er über kurz oder lang in der Fotze Tony Blair seinem Kabinett sitzen! Der Knabe hatte es raus: Es kommt nicht drauf an, was man tut, solang man seiner Rolle entsprechend angezogen ist und redet. Mehr wollten die Menschen in Großbritannien nicht, n mitfühlenden, gut gekleideten Zuhörer, der n gutes Englisch spricht. Einer, der ihnen erzählt, dass es auf jeden Einzelnen von ihnen ankommt. Danach konnte man sich zufrieden zurücksinken lassen, während die da oben dich nach Strich und Faden beschissen und dir vorführten, dass du ne absolute Null bist. Es kam nur auf die richtige Masche an.
Hinterher wollten sie alle zu Terry gehen und ne Party feiern. Kathryn war erschöpft und wollte sich in ihrem Hotelzimmer hinhauen. – Ich muss in dieses verdammte Hotel … murmelte sie ständig wie im Delirium. Johnny lag im Koma. Auf keinen Fall pennt diese dreckige, kleine Fotze heute Nacht mit ihr, dachte Terry, steckte Lisa und Charlene seine Schlüssel zu und wies sie an, Johnny ins Bett zu schaffen. Rab und er würden Kathryn ins Hotel bringen und dann direkt weiter zu ihm nach Haus fahren.
Rab war nicht eben begeistert, aber Terry hielt ein Taxi an, und damit war es ein fait accompli . Lisa und Charlene hatten Johnny bereits in ein anderes verfrachtet.
Als sie in die Siedlung
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