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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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wissen. Ich wollte ihnen den zusätzlichen Kummer ersparen, zu erfahren, dass der kleine Mann gesprungen war, weil er nicht an AIDS sterben wollte. Ich konnte bloß sagen: – Es gab nichts, was du oder sonst einer hätte tun können, Billy. Er war fest entschlossen.
    Und damit gingen wir wieder nach vorn und schlossen uns den restlichen Trauernden an.
    Terry, der große, fette und laute Terry, schien in diesem Raum zusammenzuschrumpfen, kleiner zu werden. In noch stärkerem Maße als Billy war er nicht er selbst. Er war nicht Juice Terry. Die stumme, mächtige Feindseligkeit, die ihm von Susan Galloway entgegenschlug, war beinahe greifbar. Es war, als wären wir wieder Kinder und Terry trüge als Ältester die Schuld an dem, was ihrem Jungen passiert war. Billy und mich schien sie von ihrem Zorn über den Tod ihres Sohns auszunehmen. Gegen Terry hegte sie einen grundlegenden Hass, als sei er die große, Verderben bringende Kraft in Andrew Galloways Leben gewesen. Es war, als wär Terry für sie zu Mr. Galloway geworden, zu Polmont, den Doyles, Gail, die sie hassen konnte.
    Jetzt sitz ich im Zug und guck aus dem Fenster. Er hat an einem Bahnhof gehalten. Ich werf nen Blick auf das Schild am Bahnsteig.
    POLMON T
     
    Ich widme mich wieder meinem Herald , den ich schon ungefähr dreimal von vorn bis hinten durchgelesen hab.

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Edinburgh, Schottland
18.21 Uhr
RUNTER MIT IHREN SCHUHEN!
RUNTER MIT IHRER HOSE!
    Im Taxi hörte Rab Terry irgendwas über Andy Galloway murmeln, den Freund seines Bruders. Rab hatte Gally gut gekannt; er war ein netter Kerl gewesen. Sein Selbstmord hatte lange einen Schatten auf sie alle geworfen, besonders auf Terry, Billy und, so vermutete er, Carl Ewart. Carl ging’s jetzt allerdings gut oder ihm war’s zumindest gut gegangen, und vermutlich verschwendete er an keinen von ihnen nen zweiten Gedanken.
    Gallys Beerdigung war merkwürdig gewesen. Es waren Leute gekommen, von denen man gar nicht gedacht hätte, dass sie Gally kannten. Gareth war da. Er hatte mit Gally im Sportstätten-und Bäderamt gearbeitet. Rab erinnerte sich noch an Gareths Worte.
    – Wir sind oft ziemlich trübe, kleine Teiche, in denen viele Schichten Schlamm und Sediment abgelagert sind, und unsere tiefsten Tiefen werden von den seltsamsten Strömungen aufgewühlt.
    Auf die Art, sinnierte Rab, wollte einem die Fotze sagen, dass man einander nie wirklich kennt.
    Oben im Hotelzimmer plumpste eine müde Kathryn aufs Bett und war sofort weggetreten. – Okay, Rab, hilf mir, sie ins Bett zu packen, sagte Terry. – Zieh ihr die Schuhe aus.
    Lustlos, aber folgsam zog ihr Rab flink und behutsam einen Schuh aus, während Terry den anderen so grob von Kathryns Fuß rupfte, dass sie bei geschlossenen Augen zusammenzuckte.
    – Hilf mir, ihr die Hose auszuziehn …
    Aus irgendeinem Grund stieg in Rabs Brust etwas hoch. – Du wirst dem Mädchen nich die Hose ausziehn, Terry, leg einfach die Decke über sie drüber.
    – Verdammt, ich will sie ja nich vergewaltigen, Rab, sie soll’s nur bequemer haben. Ich hab so was nich nötig, um mal einen wegstecken zu können, schnaubte Terry verächtlich.
    Rab hielt abrupt inne und fixierte Terry. – Was zum Teufel soll das jetzt heißen?
    Kopfschüttelnd erwiderte Terry den Blick und grinste. – Du und diese kleine Charlene. Was sollte das denn, Rab? Ich mein, was soll das Ganze? Verrat mir das mal.
    – Kümmer du dich um deinen eigenen Scheiß …
    – Aye. Und du willst mich dazu zwingen?
    Rab machte einen Schritt auf ihn zu und gab Terry einen Stoß vor die Brust, der ihn gegen das Bett drückte und auf die betäubte Kathryn fallen ließ, die unter seinem Gewicht aufstöhnte. Terry sprang auf. Er war fuchsteufelswild. Ein Birrell hatte ihm heute schon eine eingescheppt, und diese Fotze würd’s jetzt für zwei zurückkriegen. Rab erkannte die Zeichen und verzog sich schnell, Terry hinter ihm her. Rab Birrell stürzte zur Tür raus und rannte die Hoteltreppe rauf statt runter. Kathryn rief ihnen benommen nach: – Was macht ihr Jungs da? Was ist los?
    Terry würde die Fotze von Birrell platt machen. Das hätte er schon vor Jahren tun sollen. In seiner Raserei verschmolzen die beiden Birrell-Brüder untrennbar zu einem, als er hinter Rab die Treppe hochstürmte. Als sein Opfer um einen Treppenabsatz lief, machte Terry einen Satz, um sich auf ihn zu stürzen, aber dabei verlor er das Gleichgewicht, strauchelte und kippte mit dem Kopf voran über das Treppengeländer. Im

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