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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Kathryn sie sehen und erkennen würde, dass er die Situation unter Kontrolle hatte, doch er konnte keinen Blickkontakt mit ihr herstellen. Als er sah, wie zwei uniformierte Männer, von denen ihm einer vage bekannt vorkam, zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hochkamen, gab er nach und ließ Rab frei, dessen Auge bereits anschwoll, wo ihn Terrys Stiefel getroffen hatte, während er versuchte, das Blut zu stillen, das ihm aus dem Mund kam. Rab hob den Kopf, als Terrys Wampe in sein Blickfeld kam. Als er gerade zuschlagen wollte, wurde er von den beiden Portiers, die dem Tumult auf den Grund gehen wollten und von denen Terry einen als ziemlich kräftige Fotze aus Niddrie erkannt hatte, gepackt und auf einen Treppenabsatz geschubst.
BABERTON MAINS
    Es war ihm wie Stunden vorgekommen, so lange hatte er an dem Münzfernsprecher an der fast menschleeren Haltestelle Haymarket gestanden. Mittlerweile war er durch den Zeitunterschied und das Runterkommen von den Drogen praktisch total hinüber. Seine Nase war komplett verstopft, was ihn dazu zwang, durch den Mund zu atmen, und jeder Atemzug, den er tat, bohrte und drehte sich wie zerbrochenes Glas in seine ausgetrocknete, schwärende Kehle.
    Der Taxistand war leer. Keins der vorbeifahrenden Taxis war frei. Das Festival.
    Die Taxifirmen hielten ihn offenbar für einen Scherzbold, der ihnen am Telefon einen Bären aufbinden wollte. Erschöpft begann Carl Ewart das nervtötende Ritual, seine Taschen die Treppe hinaufzuwuchten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein kräftiger, sonnengebräunter Arm eine seiner Taschen packte. Ein Scheißdieb: Das fehlte ihm grade noch!
    – Heben Sie sich keinen Bruch, Mr. Ewart, sagte der Dieb. Es war Billy Birrell.
    Carl wollte nichts anderes mehr, als sich ein paar Stunden zu erholen, bevor er sich dem Grauen aussetzte, seiner verzweifelten Mutter und seinem leidgeprüften Vater gegenüberzutreten. Aber es gab keine Taxis, also war Billy ein Gottesgeschenk. – Ich bin kaputt, Billy, der Jetlag. Ich war grad auf nem Rave am Auflegen, als ich hörte …
    – Sag nichts mehr, meinte Billy. Carl erinnerte sich, wie gut Billy mit Schweigen zurechtkam.
    – Nette Karre, stellte er fest, als er sich in die bequemen Polster von Billys BMW sinken ließ.
    – Ja, ist ganz nett. Vorher hatte ich nen Jaguar.
    Vor dem Clifton Hotel auf der anderen Straßenseite war irgendwas los. Carl hörte Geschrei auf der Straße.
    – Betrunkene, sagte Billy und konzentrierte sich aufs Fahren. Aber es waren vertraute Gestalten. Es war …
    Scheiße nee, das gibt’s doch nicht
    Es war Billy Birrells Bruder Rab, der von einem Polizisten verwarnt wurde. Carl und Billy saßen abgekapselt im Auto, nur etwa zwanzig Fuß vom Schauplatz des Geschehens entfernt.
    Billys Bruder hatte ein merkwürdiges gelblichgrünes Hemd an, das über und über mit Blut bespritzt war. Carl war drauf und dran, »Rab« zu rufen, doch er war zu fertig, zu ausgelaugt. Er musste jetzt erst mal nach Hause. Er guckte wieder hin, und da war eine Frau, die ihm vage bekannt vorkam … aber er kannte auch diesen Lockenkopf mit dem verschwitzten Gesicht, der wie üblich unflätig rumschrie. Es war Terry. Diese fette Fotze von Juice Terry! Die Frau schien lautstark zu reden, und sie verteidigte Terry und Rab. Selbst dieser humorlos blickende Korinthenkacker von Polizist schien sich ihr zu fügen.
    Dann fuhr der BMW bei Gelb durch auf die Schleife an der Haymarket Street und zurück auf die Dalry Road.
    Indem er sich in Billys Beifahrersitz zurücklehnte, kam sich Carl wie das letzte Arschloch vor, weil er seinem alten Freund verschwieg, dass sein Bruder in Schwierigkeiten steckte, aber er durfte keine weitere Zeit verlieren. Nach Haus, umziehen, ins Krankenhaus. Er dachte an Terrys raue Stimme, die das Wort EWART brüllte. Nein. Zuerst Baberton und dann die Royal Infirmary.
    Baberton.
    Es war nicht sein altes Zuhause, es war das Haus seiner Mutter. Er hatte es schon immer gehasst und eigentlich nur ein Jahr dort gewohnt, bis er in seine eigene Wohnung gezogen war.
    Terry.
    Toll zu wissen, dass er immer noch genug Leidenschaft für gewisse Dinge aufbringt, um sich zum kompletten Arschloch zu machen.
    Bekloppte, doofe Fotze.
    Billy.
    Direkt neben ihm und fährt ihn ins Krankenhaus; Terry draußen auf der Straße, hat Ärger mit den Cops. Der abgegriffene Spruch »Je mehr die Dinge sich ändern, desto mehr bleiben sie gleich« zog durch Carls erschöpften Verstand.
    Terry. Wann hatte er den zum letzten

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