Kleine Einblicke
nicht?“
Adrian sagt nichts, worauf ich seufzend die Augen zur Decke verdrehe. Meine Güte, zu mir hat er es zum Schluss doch auch gesagt. Wieso nicht jetzt zu David? Manchmal möchte ich Adrian wirklich eine runterhauen, obwohl ich mich gleichzeitig dafür schäme. Mein Blick wandert weiter zu Tristan, der mit den Schultern zuckt. Er hat recht, wir dürfen uns nicht einmischen, aber ich kann einfach nichts dagegen tun, dass ich Adrian einerseits hauen, mich aber andererseits am liebsten schützend vor ihn stellen würde.
David seufzt frustriert auf. „Hast du es wenigstens Nick gegenüber zugegeben?“
„Er hat mir keine Wahl gelassen“, antwortet Adrian mit einem resignierten Seufzen in der Stimme, was Tristan mit einem Grinsen kommentiert.
„Was?“, frage ich und tue unschuldig.
Tristan lacht leise und winkt dann kopfschüttelnd ab. „Nichts.“
Vielleicht erzähle ich ihm irgendwann, was Adrian und ich im Badezimmer besprochen haben. Aber im Moment wäre es ihm nicht Recht, wenn andere Bescheid wüssten. Ich habe nicht vergessen, dass Adrian sich erst betrinken musste, um überhaupt darüber reden zu können, und das allein war schon schlimm genug. Nein. Unser Gespräch im Badezimmer bleibt für die nächste Zeit ein Geheimnis nur zwischen uns beiden. Jetzt ist es vor allem wichtig, dass David Adrian verzeiht und dass wir danach alle zusammen Weihnachten feiern. Der Rest wird sich finden.
„Gut“, murrt David, dann klappt eine Schranktür. „Hast du Hunger?“
„Nicht wirklich.“
„Durst?“
„Kaffee?“
David schnaubt entrüstet. „Nach der Sauftour gestern? Vergiss es. Du bekommst Tee und darüber diskutiere ich nicht.“
„Trey?“
„Hm?“
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Aber du bist trotzdem ein Trottel und ich werde noch mindestens bis Mitternacht wütend auf dich sein.“
„Okay.“
„Gut. Und jetzt komm' gefälligst her, damit ich dich küssen kann.“
Ich sehe zu Tristan, der breit grinsend eine Faust in die Luft reckt und mit den Lippen dazu ein stummes 'Yeah!' formt. Besser hätte er es gar nicht ausdrücken können. Ich beuge mich zu Tristan, um ihn zu küssen, als es über uns plötzlich leise kichert. Wieso wundert mich das nicht? Ich muss grinsen, als meine Lippen Tristans treffen, in dessen Augen der gleiche Schalk steht, bevor wir uns richtig und mit Zunge küssen, was wie erwartet mit einem zweifachen, „Ihhhh.“, kommentiert wird.
„Könnt ihr nicht schlafen?“, fragt Tristan, nachdem wir uns mit einigem Bedauern voneinander gelöst haben und nach oben sehen. Auf dem Treppenabsatz hocken unsere Zwillinge und sehen grinsend zu uns runter.
„Dad.“ Liam seufzt genervt auf. „Onkel David hat laut genug gemeckert, um Tote aufzuwecken. Wie sollen wir da schlafen können?“
Ich muss mir ein Lachen verkneifen und winke die zwei zu uns. Eigentlich sollten sie den Streit nicht mit anhören, aber wo sie nun schon mal wach sind, ist es eh zu spät. Ich schmunzle, als Noah mich umrundet und sich einfach auf meinen Schoß setzt. Das macht er zu gern und ich genieße es jedes Mal, das Vertrauen und die Liebe zu mir in seinen Augen zu sehen, bevor er sich an mich kuschelt.
„Kriegen wir Kakao?“, fragt Noah hoffnungsvoll und ich sehe fragend zu Tristan, als Noah seinen bettelnden Blick einsetzt, dem ich irgendwie nie widerstehen kann, worauf Tristan leise lacht und aufsteht, um dann seinerseits Liam auf die Arme zu nehmen.
„Na schön“, stimmt Tristan zu, obwohl eigentlich längst Schlafenszeit für die beiden ist.
„Jaaa“, freuen sich die Zwillinge und Noah legt die Arme um mich, als ich aufstehe.
„Na dann los, ab in die Küche. Ihr könnt Adrian und David ein bisschen aufmuntern.“
„Sind sie noch böse aufeinander? Weil Onkel Adrian in letzter Zeit so komisch war?“, fragt Liam, was mich nicht einmal wundert, denn die Zwillinge sind schlaue Kerlchen, die sehr viel mitbekommen. Vor allem das, was eigentlich nicht für sie bestimmt ist. Kinder halt.
„Adrian hat Angst gehabt“, antworte ich ihm ruhig und als mein Sohn daraufhin nickt, wird mir klar, dass er genau verstanden hat, worum es die letzten Wochen ging.
„Wegen dem Mann, der auf ihn geschossen hat“, meint Liam im nächsten Moment genauso wissend, worauf ich nicke und das bringt Liam und Noah dazu, gemeinsam die Stirn zu runzeln.
„Es ist doch nicht schlimm, wenn man Angst hat. Hast du ihm das denn gar nicht gesagt?“, will Noah wissen und sieht mich fragend
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