Kleine Einblicke
ziehen, um Therapeutin zu werden, und wenn Julien das Studium fertig hat, wollen die zwei nach Boston ziehen“, antwortete Kilian deswegen offen und ehrlich, worauf Adrian entsetzt nach Luft schnappte. Kilian ließ ihn aber gar nicht erst zu Wort kommen. „Und Isa wird das durchsetzen, im schlimmsten Fall über deinen Kopf hinweg, wenn du nicht einlenkst, Adrian. Willst du das etwa?“
„Scheiße.“
„Ja, das ist es“, stimmte er Adrian zu. „Verdammt große sogar, denn anstatt den Jungen kennenzulernen, spuckst du Gift und Galle gegen ihn, weil er dir zu ähnlich ist. Du verletzt deine Tochter damit, das ist dir hoffentlich klar. Von dem Vertrauensbruch nicht zu reden, weil du sie hast überwachen lassen. Was hast du dir dabei gedacht?“ Adrian schwieg, was in dem Fall auch eine Antwort war. Kilian verdrehte die Augen zur Decke. „David?“
„Er hat dich gehört und auch jedes Wort verstanden. Ich rede mit ihm. Passt du auf die zwei auf, bis wir da sind?“
Kilian lächelte. Auf David war einfach Verlass. „Natürlich. Ich fülle sie erst mal mit ungesundem Essen ab und dabei warten wir auf euch. Oh, und ich rufe mir Verstärkung, seid also gewarnt.“
David lachte. „In Ordnung. Bis nachher, Kilian.“
Kilian legte auf und lehnte sich stöhnend nach hinten gegen die Fensterscheibe. Deshalb war er Single und hatte keine Kinder. Sein Leben war so bedeutend ruhiger, das stand fest, und Kilian hatte nicht vor, daran in nächster Zeit etwas zu ändern. Auch wenn Colin und Mikael seit einigen Jahren hofften, dass er seine Meinung, was das betraf, möglichst bald änderte. Kilian grinste und wählte die nächste Nummer.
„Hi Dad“, sagte er, als abgenommen wurde und bekam die gleiche Antwort wie immer.
„Du hast zwei Väter. Welchen willst du denn?“, fragte Mikael und lachte, als Kilian schnaubte. „Was ist los, Frechdachs?“
Frechdachs. Wie Mikael damals auf den merkwürdigen Spitznamen gekommen war, wusste Kilian bis heute nicht, aber er war seit der Schulzeit hängengeblieben und auch wenn er es nie zugegeben hätte, es fehlte ihm etwas, wenn seine Väter ihn nicht alle paar Tage so nannten.
„Isa und ihr Freund sind hier und Adrian mit David auf dem Weg. Ich brauche Rückendeckung“, erklärte er trocken und Mikael lachte erst mal, bevor er fragte,
„Wie schlimm ist es?“
Kilian verzog das Gesicht. „Sitzt du?“
„So schlimm?“
Er grinste schief. „Sie ist schwanger, beide wollen heiraten und nach Boston ziehen. Die Details erzähle ich dir später.“ Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Dad?“
„Ich schätze, ich sollte Devin und Sam Bescheid sagen.“
„Das wollte ich noch machen“, sagte Kilian.
„Lass nur. Ich bin eh gerade auf dem Weg in die Werkstatt, weil meine rechte Hand meint, ich würde ihn beim Arbeiten stören.“
Kilian prustete los. Nicht schon wieder. Seit Mikael die Führung der Restaurants zum Teil an Niko abgegeben hatte, bekamen sich die zwei alle Nase lang in die Haare. Mikael wollte einfach über alles Bescheid wissen und Niko ging das auf die Nerven. Deshalb hatte er vor einer Weile damit angefangen, Mikael rauszuwerfen, wenn es ihm zuviel wurde, worüber der sich jedes Mal aufs Neue beschwerte, was regelmäßig zu albernen Diskussionen führte, wenn sie sich irgendwo alle zusammen trafen.
„Du bist wieder Niko auf die Nerven gegangen, oder?“
„Ich wollte nur nachsehen, wie alles läuft“, verteidigte sich Mikael mit den gleichen Worten wie immer, was Kilian wieder einmal die Augen zur Decke verdrehen ließ.
„Dad, Niko leitet die Restaurants nicht erst seit gestern.“
„Na und?“
„Du bist genauso schlimm wie Colin. Da fällt mir ein, wann kommt eigentlich das nächste Mal einer von euch bei mir vorbei, um sich darüber zu mokieren, dass ich ein kompletter Chaot bin und nichts vernünftiges zu essen im Haus habe?“
„Colin wollte noch bis zum Wochenende warten“, antwortete Mikael trocken und Kilian prustete wieder los. „Ja, wir lieben dich auch, Frechdachs. Okay, ich bin jetzt da und sag' Bescheid. Wir machen uns dann gleich auf den Weg.“
„Danke.“
Rund zwei Stunden später ging es in seiner Küche zu wie in einem Irrenhaus. Neben Isabell und Julien saßen nun auch seine Väter und Samuel und Devin um den Küchentisch herum. Jetzt fehlten nur noch David und Adrian, und als hätten sie den Gedanken gehört, bog Adrians BMW just in dem Moment in die Einfahrt. Stille machte sich breit, als auch die Anderen
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