Kleine freie Männer
nutzten. Angeblich brachte es Unglück, sie zu fällen.
»Es ist jetzt nicht mehr weit«, sagte er.
»Ihr wohnt in einem solchen Erdhügel?«, fragte Tiffany. »Ich habe sie immer für die Gräber alter Stammesoberhäupter gehalten.«
»Oh, da liegt'n alter König nebenan, aber er macht keine Schwierigkeiten«, sagte Rob. »Bei uns stolpert man nicht über Skelette, falls du das befürchtest. Und es mangelt nicht an Platz, du wirst sehen.«
Tiffany blickte zum endlosen blauen Himmel über dem endlosen grünen Kreideland empor. Alles wirkte so friedlich, eine Welt entfernt von kopflosen Männern und großen wilden Hunden.
Was wäre geschehen, wenn ich Willwoll nicht zum Fluss gebracht hätte?, dachte sie. Womit wäre ich dann jetzt beschäftigt? Wahrscheinlich damit, Käse herzustellen...
Dann hätte ich nichts von all diesen Dingen erfahren. Dann hätte ich nicht gewusst, dass ich im Himmel lebe, auch wenn es nur der Himmel eines Clans kleiner blauer Männer ist. Ich wüsste nichts von Leuten, die auf Bussarden fliegen.
Ich habe nie zuvor Ungeheuer getötet.
»Woher kommen sie?«, fragte Tiffany. »Wie heißt der Ort, von dem die Ungeheuer kommen?«
»Oh, vermutlich kennst du ihn gut«, sagte Rob Irgendwer. Sie näherten sich dem Erdhügel, und Tiffany glaubte, Rauch zu riechen.
»Tatsächlich?«, erwiderte sie.
»Ja. Aber den Namen nenne ich nicht im Freien. Ich flüstere ihn nur, an einem sicheren Ort, nicht unter diesem Himmel.«
Für ein Kaninchenloch war es zu groß, und Dachse lebten hier oben nicht. Der Zugang zum Innern des Erdhügels war im Gestrüpp versteckt, und jeder hätte dort den Bau eines Tiers vermutet.
Tiffany war dünn, trotzdem musste sie die Schürze abnehmen und auf dem Bauch kriechen, um das Loch zu erreichen. Und mehrere Größte schoben von hinten, damit sie hindurchkam.
Wenigstens stank es nicht, und auf der anderen Seite des Lochs war es nicht mehr so eng. Eigentlich diente der Zugang nur zur Tarnung. Im Innern des Erdhügels gab es so viel Platz wie in einem recht großen Zimmer - in der Mitte war alles offen, und an den Wänden erstreckten sich kleine Galerien. Dort wimmelte es von Kobolden, die Kleidung wuschen, stritten, nähten, kämpften und bei allen ihren Aktivitäten versuchten, möglichst laut zu sein. Einige hatten weiße Strähnen in Haar und Bart. Viel jüngere Größte, nur wenige Zoll groß, sausten nackt hin und her und schrien dabei aus vollem Hals. Nach zwei Jahren mit Willwoll wusste Tiffany, was das bedeutete.
Von Mädchen fehlte jede Spur. Es gab keine Kleinen Riesinnen.
Doch... da war eine.
Die zankende, geschäftige Menge teilte sich, um sie durchzulassen. Sie trat an Tiffanys Füße heran und war hübscher als die männlichen Größten, allerdings gab es viele Dinge auf der Welt, die hübscher waren als zum Beispiel der Doofe Wullie. Wie die anderen hatte sie rotes Haar und wirkte sehr entschlossen.
Sie machte einen Knicks und sagte: »Bist du die große Hexe, Meisterin?«
Tiffany sah sich um. Außer ihr gab es keine andere Person in der Höhle, die größer als sieben Zoll war.
»Ah, ja«, erwiderte sie. »Äh... mehr oder weniger.«
»Ich bin Fion. Die Kelda lässt dir ausrichten, dass der kleine Junge noch nicht zu Schaden gekommen ist.«
»Sie hat ihn gefunden?«, fragte Tiffany. »Wo ist er?«
»Nein, aber die Kelda kennt die Eigenarten der Königin. Sie möchte nicht, dass du dir deshalb was in die Hose rutschen lässt.«
»Aber die Königin hat ihn entführt!«
»Ja. Dies ist kom-pli-ziert. Ruh dich ein wenig aus. Die Kelda wird dich bald empfangen. Sie ist... derzeit nicht sehr stark.«
Fion drehte sich mit wehenden Röcken um und schritt über den Kreideboden, als wäre sie selbst eine Königin. Sie verschwand hinter einem großen runden Stein, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
Tiffany sah nicht nach unten, holte vorsichtig die Kröte aus der Tasche und hielt sie dicht vor ihre Lippen. »Habe ich mir was in die Hose rutschen lassen, die ich gar nicht trage?«, flüsterte sie.
»Nein«, antwortete die Kröte.
»Du würdest mich doch darauf hinweisen, nicht wahr?«, fragte Tiffany drängend. »Es wäre schrecklich, wenn alle sehen könnten, wie mir was in die Hose gerutscht ist, und ich weiß gar nichts davon.«
»Du hast keine Ahnung, was das bedeutet, oder?«, fragte die Kröte.
»Nein, eigentlich nicht«, gestand Tiffany.
»Du sollst dir keine Sorgen machen, das ist alles.«
»Ja, ich dachte mir, dass es um so
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