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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Unbehagen – woraus konnte er dasgeschlossen haben, obwohl sie doch immer nur über Eduardo herzog? Fraser war viel scharfsichtiger, als sie ihm zugetraut hätte. Trotzdem war sie jetzt verärgert. Dass er mit Karen schlief und sie Eduardo, den Vater ihres Kindes, hin und wieder bei sich übernachten ließ, konnte man ja wohl kaum miteinander vergleichen.
    »Fraser, es ist ganz schön schwer, allein zu sein, verstehst du. Verdammt schwer sogar.« Sie hasste es, die arme, alleinerziehende Mutter herauszukehren, doch sie war mittlerweile wirklich sehr genervt. »Wenn ich mir erlauben könnte, Eduardo aus meinem Leben auszulöschen, würde ich es auf der Stelle tun. Aber so, wie es ist, bin ich auf jedes bisschen Unterstützung und Hilfe angewiesen, die ich bekommen kann.«
    »Oh Gott, hör zu, es tut mir leid«, sagte Fraser und stand auf. »Ich muss eine Zigarette rauchen gehen.«
    »Ich dachte, du hättest aufgehört«, rief Mia ihm nach.
    »Ich habe wieder angefangen.«
    ♥
    Fraser ging zur Vorderseite des Cafés, wo er sich an die Fassade lehnte und die Hände trichterförmig um das Feuerzeug legte, um seine Zigarette anzuzünden.
    Na, das war ja großartig gelaufen! Er musste verrückt gewesen sein zu glauben, Mia würde ihm sein schlechtes Gewissen nehmen – im Grunde hatte sie sogar dafür gesorgt, dass er sich nur noch schlechter fühlte! Und das Schlimmste war, dass sie die Objektivste und Vernünftigste der Gruppe war (außer Norm vielleicht. Norm war so etwas wie die Schweiz in ihrer Clique. Doch das hatte mehr mit seinem ständigen Bekifftsein zu tun als mit irgendeiner Entscheidung, immer nur neutral zu bleiben). Wenn Mia sein Verhalten nicht guthieß, bestand beiden anderen schon erst recht keine Hoffnung. Und trotzdem musste es doch irgendwann passieren, oder? Er konnte ja wohl kaum ein lebenslanges Enthaltsamkeitsgelübde ablegen? Oder Mönch werden wie einer dieser kahl geschorenen »Tibetaner«, die er oft in der Lancaster City sah und die gar keine Tibetaner, sondern ehemalige Drogendealer aus Skerton waren – Lancasters Antwort auf die Moss Side –, die ihr Leben ändern wollten und noch immer den ganzen Tag vor Greggs herumhingen und auf ein paar Essensspenden warteten. Irgendwann musste er schließlich mal wieder mit einer Frau zusammen sein? Das hätte Liv doch sicherlich gewollt? Oder nicht? Ach, er wusste allmählich gar nichts mehr!
    Fraser steckte sein Feuerzeug wieder in die Tasche und fand das zusammengefaltete Blatt darin – Livs Liste der Dinge, die sie hatte tun wollen, bevor sie dreißig wurde, die Norm ihm gestern Abend gegeben hatte. Der alte Norm musste sich wie etwas Besonderes gefühlt haben, als er sie gefunden hatte; es musste eine große Sache für ihn gewesen sein, und trotzdem hatte er, Fraser, dem armen Kerl die Liste einfach abgenommen. Fraser schämte sich ein bisschen seiner Grobheit wegen und fragte sich nicht zum ersten Mal in letzter Zeit, ob er vielleicht gar nicht mehr so nett wie früher war.
    Er entfaltete die Liste. 15. Juli 2005 stand ganz oben – das war vor über zweieinhalb Jahren gewesen, als sie sechsundzwanzig gewesen war –, und er begann zu lesen, wobei er Livs elegante, ein wenig schräge Linkshänder-Handschrift nachfuhr. »Liv Jenkins hat dieses Papier berührt«, sagte er leise. »Damals war sie hier, und jetzt ist sie es nicht mehr.« Das war der absurdeste Gedanke überhaupt.
    Er las weiter, und für einen Moment, als er draußen vor dem Café stand, wo die Kälte seine Finger lähmte, fühlte es sich so an, als wäre sie da. Er konnte ihre Stimme in dem Geschriebenen hören, aber gleichzeitig kam er sich auch illoyal vor, als schnüffelte er in ihren Privatsachen herum. Andererseits jedoch hatten sie immer alles besprochen. Liv hatte nicht einmal auf die Toilette gehen können, ohne ihn vorher darüber zu informieren. Wieso hatte sie dann diese Liste nicht einmal erwähnt?
    Er las weiter: Mit einem exotischen Fremden schlafen (im Idealfall mit Javier Bardem) . Fraser lächelte, während er heftig gegen sein angeknackstes Ego ankämpfte. Was ist so besonders an diesem Javier Bardem?, ging es ihm durch den Kopf. Er hörte sich an wie ein Freak. Und was hatte Bardem, was er, Fraser, nicht hatte? Außer einer internationalen Filmkarriere und Millionen auf der Bank?
    Lernen, wie man römische Jalousien anfertigt. Aufrichtig verwundert runzelte Fraser die Stirn. Liv hatte noch nie Interesse an Einrichtungsgegenständen gezeigt, bis auf die

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