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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Komödie, etwa so, wie von einem Rasenmäher geköpft zu werden.
    Wenn auch alles andere als lustig, denn es war tatsächlich geschehen.
    Aber mal im Ernst, Liv, was sollte das?
    Mia wusste, dass diese Gedankengänge sinnlos und schädlich waren, doch manchmal war sie einfach machtlos dagegen.
    Ich dachte, ich sei die Ungeschickte, Tollpatschige, die ständig über irgendwelche Sachen stolpert: Weingläser, meine eigenen Füße, ging es Mia auch jetzt wieder durch den Sinn. Wenn irgendjemand von einem Balkon in den Tod hätte stürzen müssen, wäre ich das doch wohl gewesen.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, war ich überrascht, überhaupt so viele Leute bei ihrer Beerdigung zu sehen. Tief im Inneren war sie ein selbstsüchtiges Biest. Aber so was sagt natürlich niemand, wenn man erst mal unter der Erde liegt, nicht wahr?«
    So plötzlich aus ihren Gedanken aufgeschreckt, fuhr Mia zusammen. »Wer? Wer war was?«
    » Barbara , meine Liebe.« Mrs. Durham beugte sich vor und starrte sie mit einem Ausdruck der Verärgerung in ihren von der Brille stark vergrößerten Augen an, als wollte sie sagen: Nun geben Sie doch acht! Ich kann mich schließlich nicht den ganzen Tag wiederholen. Sie hatte ihren Lippenstift erneuert, während Mia ihren Gedanken nachgehangen hatte, aber das Ziel verfehlt, sodass ihr Kinn jetzt mit korallenfarbener Schminke beschmiert war, was sie noch verrückter aussehen ließ als sonst.
    Mrs. D. rümpfte ärgerlich die Nase. »Sie ist nie zu Besuch zu mir gekommen, wissen Sie. Nicht einmal, als ich eine Woche mit diesem Schlauch im Hals im Krankenhaus lag und eineweitere im Nuffield, als ich meine Krampfadern veröden ließ. Achtzehn Monate ohne einen Ton von ihr …«
    »Sie hatte Krebs, Mrs. Durham.«
    »Dreieinhalb Jahre, Mary! Sie kann sich nicht all diese Zeit zu elend gefühlt haben.«
    Mia versuchte, nicht zu entsetzt über diese herzlose Bemerkung auszusehen – dieses Geschick hatte sie in den letzten fünf Monaten bei Mrs. D. perfektionieren müssen – oder die alte Dame ihres Vornamens wegen zu berichtigen. Schon wieder. Mal nannte sie Mia Mary, dann Emma oder Meera. Aber inzwischen war es Mia egal. Mrs. Durham konnte sie Clive oder wie auch immer rufen, sie hatte es längst aufgegeben, die alte Frau zu korrigieren.
    »Sie hatte Familie, einen Ehemann und Kinder, die sie hätten bringen können …« (Damit hatte Mrs. Durham sicher nicht ganz unrecht, soweit Mia das beurteilen konnte. Mrs. D. selbst hatte keine Angehörigen in der Nähe; sie war verheiratet gewesen, doch ihr Mann war schon vor zwanzig Jahren gestorben, und ihr einziger Sohn lebte in Australien.)
    Mrs. Durham zuckte beleidigt mit den Schultern.
    »Sie hat bestimmt an Sie gedacht.« Mia schenkte der alten Dame wieder Tee nach. »Es ist schwer herumzukommen, wenn man älter ist, selbst mit den besten Absichten – das wissen Sie.«
    Mrs. Durham schnaubte unbeeindruckt, und Mia stöhnte innerlich und überlegte, ob sie noch etwas Gebäck bestellen sollte, um den Nachmittag schneller herumzukriegen. Ist es Misshandlung älterer Menschen, ein Zuckerkoma herbeizuführen?, fragte sie sich.
    Meistens konnte sie Mrs. D. ertragen, weil Belastbarkeit und Geduld Mias herausragende Eigenschaften waren, und manchmal genoss sie sogar ihre Gesellschaft – oh, wären danicht der allgegenwärtige Geruch von Katzenurin in Mrs. Durhams Wohnung, die Morddrohungen und das Horten ranziger Lebensmittel! Als Mia versucht hatte, verschimmelten Käse und uralten, in Frischhaltefolie eingepackten Kuchen aus dem Kühlschrank zu entfernen, hatte Mrs. D. sie beschuldigt, ein Nimmersatt zu sein. Zu Unrecht, klar – sonst wäre sie inzwischen längst an einer Nahrungsmittelvergiftung gestorben. Mrs. Durham war verrückt; das verstand sich von selbst. Aber auf ihre SEHR spezielle Art war sie auch lustig und liebenswert, und sich um sie zu kümmern war auf jeden Fall besser als sieben Tage die Woche Kinderkanal im Fernsehen. Und es hielt Mia auf Trab. Manchmal war die drei Kilometer lange Fahrradfahrt zu Mrs. Durham der beste Teil von Mias Woche.
    Heute hatte sie jedoch einen schlechten Tag. Venedig und der Anruf von Fraser hatten sie verärgert. Natürlich war sie an jenem Abend verständnisvoll und krank vor Sorge um Fraser gewesen, weil er in einem Zustand gewesen war, in dem er kaum noch hatte sprechen können, und das weit entfernt in Las Vegas. Und zu allem Übel war niemand anderer bei ihm gewesen als Norm, um hinter ihm aufzuräumen.
    In

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