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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Endlich! Vielleicht hatte er es jetzt kapiert.
    »Aber warum willst du nicht nach China mitkommen?« (Irrtum, er hatte nichts begriffen.) »Liv hätte es gewollt. Stell sie dir vor, wie sie auf uns herunterblickt, während wir auf einem der Weltwunder spazieren gehen! Sie würde sich freuen, Mann, wahnsinnig freuen, dass wir es für sie tun …«
    Fraser kratzte sich am Kopf. Er war plötzlich total erledigt, und die schmerzhafte Anspannung in seinem Magen wurde immer stärker. »Hör mal, Norm – ich möchte nicht, dass du mich falsch verstehst, aber ich hatte keine besonders gute Zeit in Vegas.«
    »Das weiß ich, Fraser. Oder hast du schon vergessen, dass ich dich praktisch in den Schlaf wiegen musste?«
    »Und ich bin nicht sicher, dass diese Sache mit der Liste mir guttut, Norm.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, weil sie eben alles wieder zurückbringt, nicht? Und mich daran erinnert, dass ich mehr hätte tun sollen …«
    »Jetzt mach aber mal ’nen Punkt!«, sagte Norm. »Das ist doch absurd. Wir wollen nicht, dass du schon wieder damit anfängst.«
    Fraser konnte sich nicht helfen. »Ich war nicht für sie da, Norm.«
    »Natürlich nicht. Wir feierten eine Party, du Idiot. Keiner von uns war in jener Nacht auf dem Balkon.«
    »Aber ich war ihr Freund. Ich hätte sie beschützen müssen.«
    »Wie hättest du denn wissen sollen, dass sie betrunken auf einen Balkon hinaustreten würde? Wie zum Teufel hättest du das wissen können? Man kann nicht wissen, was im Kopf eines anderen vorgeht, Fraser. Glaub mir, das weiß ich nur zu gut, mein Junge!«
    Sie wechselten das Thema, weil Fraser nicht wollte, dass die Stimmung umschlug, wie es auf solch katastrophale Weise in Vegas geschehen war, und er vermutete, dass Norm genauso dachte. Sie blieben im Pub, bis das Tageslicht schwand und ihre Schatten auf dem hölzernen Dielenboden immer länger wurden.
    Es war ein weiterer schöner Tag gewesen, doch als sie jetzt zuFrasers Apartment zurückgingen, war die Luft so schwül und drückend und das Gras von einem solch lebhaften Grün vor der Dunkelheit der sich zusammenballenden Wolken, dass ein Gewitter aufzuziehen schien.
    »Karen ist ein großartiges Mädchen«, bemerkte Norm. »Ich fand sie sehr vernünftig.«
    »Wirklich?«, fragte Fraser ermutigt. »Ist das dein Ernst? Meinst du nicht …«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht … dass es noch zu früh ist vielleicht?«
    Wenn er ehrlich sein sollte, beschäftigte die Sache ihn in jedem wachen Augenblick. In den letzten vierzehn Tagen hatte Fraser begonnen, sich mit der Vorstellung anzufreunden, dass Karen einen festeren Platz in seinem Leben einnehmen würde, und wenn auch nur, um nicht über andere Dinge nachdenken zu müssen. Las Vegas hatte ihn zutiefst verunsichert. Er hatte das Gefühl, einen Balanceakt zwischen Vernunft und Wahnsinn zu vollführen, und Karen mit ihrem eBay, ihren lächerlichen »Liebesgaben« und ihren Hackfleischgerichten zum Abendessen war ein willkommener Touch von Normalität, an dem er sich festklammerte, als hinge sein Leben davon ab. Sie hatte angefangen, weit vorauszuplanen, und das beunruhigte ihn, doch wenn er ehrlich war, wusste er, dass ohne sie eine große Leere in seinem Kopf entstehen würde, die sich unweigerlich mit Dämonen und Einsichten füllen würde, auf die er gut verzichten konnte.
    Auch die Salsa-Stunden waren zu einem unerwarteten Pluspunkt in seinem Leben geworden. Nach jener demütigenden ersten Stunde hätte er nie gedacht, dass er das einmal sagen würde, doch heute freute er sich sogar auf die Dienstage. Natürlich würde er nie der geborene Tänzer sein, doch inzwischen beherrschte er die Schritte und konnte Karen einigermaßengut führen, was für ihn ein Erfolgserlebnis war, mit dem er nie gerechnet hätte. Calvin sagte ihm jede Woche, wie sehr er sich verbessert habe – niemand hatte ihm je gesagt, er habe sich in irgendwas verbessert, außer vielleicht mit der Gitarre, aber sogar das Gitarrespielen hatte er sich selbst beigebracht. Nein, eine Lehrer-Schüler-Beziehung wie mit Calvin hatte Fraser noch nie erlebt, und sie gefiel ihm. Allein dafür lohnte es sich, ein bisschen länger mit Karen zusammenzubleiben.
    Norm sah ihn fragend an. »Darf ich dir etwas sagen, Mann? Ich finde nicht, dass du dich schuldig fühlen solltest, weil du eine neue Beziehung hast. Karen ist ein großartiges Mädchen, sie scheint dich relativ glücklich zu machen, und das hätte Liv dir gewünscht. Aber das weißt du auch selbst, nicht

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