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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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erschrak zwar über die Summe, aber er gab ihm schließlich grünes Licht, weil er unbedingte Sicherheit vor Hackern haben wollte. Krefeld hatte die gesamte Hardware neu eingekauft, ein besseres Betriebssystem installiert, alle Computer vernetzt, die Informationswege innerhalb der Firma vereinfacht und einen neuen Passwortschutz eingeführt. Jeder kam nur an die Daten heran, die ihn unmittelbar betrafen. Nur Großmann selbst konnte auf jede Festplatte zugreifen. Jeder andere, auch sein Kompagnon Sichel, blieb draußen.
    »Nun gut«, sagte Julia, »aber warum hat er Sie nicht behalten?«
    »Ich hatte Glück«, antwortete Wolfram, »nicht im alten Ägypten gelebt zu haben. Damals wurden alle umgebracht, die den Weg in die Grabkammern kannten. Ich kannte den Weg in jeden Rechner. Das hatte Großmann sich denken können. Aber da es nicht mehr stilvoll ist, seine Geheimnisträger umzubringen, hat er mich gefeuert und einen Neuen eingestellt. Dieser Neue kennt die Passwörter bestimmt nicht. Der hat nur für ordentlich laufende Hardware zu sorgen. Ich an Großmanns Stelle würde das jedenfalls genauso gemacht haben.«
    »Und damit ist Großmann nun sicher?«, fragte Julia ungläubig. »Ich verstehe nicht viel von Computern, aber Sie haben sich doch sicher ein Hintertürchen offengehalten, oder etwa nicht?«
    Wolfram schob seine Unterlippe vor, zog die Stirn kraus und machte eine unbestimmte Geste.
    »Ja, schon«, bestätigte er, »aber von außerhalb geht das nicht. Da ist ein Firewall davor.«
    »Was ist das denn?«, wollte Julia wissen.
    »Das ist ein Programm, welches sich immer meldet, wenn jemand von außerhalb der Firma versucht, auf einen Rechner in der Firma zuzugreifen. Ich kann mit meinem eigenen Passwort nur innerhalb der Firma arbeiten.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, ich müsste mich heimlich einschleichen ...«
    Julia unterbrach ihn und schlug vor: »Das erledigen wir über eine Frau. Sie machen einer Sekretärin schöne Augen, Sie lassen die Frau mal ein bisschen an sich heran, und die lässt Sie dafür an ihren Rechner.«
    Wolfram Krefeld winkte energisch ab. Er war seiner Christa genau so treu wie sie ihm.
    »Nun haben Sie sich nicht so«, sagte Julia leicht verärgert. »Es geht schließlich um die Sache. Nur ein bisschen Schmusen. Da ist doch nichts dabei.«
    Aber er ließ nicht mit sich handeln. Julia erkannte es als Fehler, einen frisch Verliebten eingestellt zu haben, und das sagte sie ihm auch. Und sie dachte, wenn er jetzt den Beleidigten spielt, dann schmeiße ich ihn raus. Aber Krefeld war nicht beleidigt.
    »Frau ...«
    Er unterbrach sich und sah seine Chefin an: »Ingrid? Soll ich Sie wirklich mit Vornamen anreden?«
    Julia nickte.
    »Gut«, fuhr er fort, »es gibt noch einen anderen Weg.«
    Julia sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ja. Ganz einfach. Ich finde heraus, wer mein Nachfolger bei Großmann & Sichel ist, und den ziehen wir ins Vertrauen.«
    »Passt mir nicht. Passt mir ganz und gar nicht«, wehrte Julia entschieden ab. »Ich bin nicht bereit, noch jemanden einzuweihen.«
    Beide schwiegen. Sie sahen sich nicht an. Julia strich gedankenverloren über den roten Rock, der ihr so gar nicht mehr gefiel, und Wolfram sah ihr dabei vergnügt zu. Sie faszinierte ihn. Er korrigierte sich: Sie tat gar nichts dazu. Er war von ihr angetan. Er allein. Es ging von ihm aus. Langsam war er sich nicht mehr klar, was er wollte: Sich an Großmann & Sichel rächen wie sie? Oder wollte er Ingrid als Frau gewinnen? Blitzartig, aber eben nur so kurz wie ein Blitz, schob sich Christa in sein Bewusstsein, doch sie war ebenso rasch wieder verschwunden, wie sie gekommen war.
    »Was geschieht, wenn jemand von außen versucht, die Firewall zu überwinden?«, wollte Julia wissen.
    »Das ist ganz klar. Die Meldung erscheint auf Großmanns Computer, und wenn sich das öfter wiederholt, wird Großmann zur Polizei gehen, den Vorfall melden, und dann sind wir dran.«
    »Wieso wir?«
    Wolfram hatte keine Lust, ihr das alles genau zu erklären. Er verbarg seinen Unmut nur schlecht, als er ihr sagte, er selbst habe das alles installiert, und jedenfalls wisse Großmann in so einem Fall genau, von welchem Computer aus der Einbruch versucht worden war.
    »Na, das ist doch gar kein Problem«, lachte Julia, »da gehen Sie in ein beliebiges Internetcafé, nicht gerade in Amsterdam, und versuchen es von dort aus.«
    »Und was soll das bringen?«
    »Was das bringt? Großmann geht zur Polizei. Haben Sie doch eben gesagt. Nein. Er

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