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Kleine Schiffe

Kleine Schiffe

Titel: Kleine Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schuetze
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unablässig Fragen: Wann ich gemerkt habe, dass ich schwanger bin. Warum ich mich entschieden habe, das Kind zu bekommen – und zwar allein. Wie die Schwangerschaft verlaufen ist. »War das nicht eine Risikoschwangerschaft – in deinem Alter?«
    Ich erzähle von meinen Trip nach Berlin, von der Hochzeit und vom Bibeltext. »Das war für mich wie ein Zeichen. Schließlich hätte auch ein anderer Text aus der Bibel gelesen werden können. Dick genug ist sie ja.«
    Nur von den kleinen Schiffen erzähle ich ihm nichts.
    Zu Hause platzen wir in eine vergnügte Badegesellschaft. Lilli hat beide Kinder in die Wanne gesetzt und ist gerade dabei, Amélie die feinen blonden Härchen zu waschen. »Mensch, ich sag’s ja nur ungern, aber ich glaube, Amélie ist ein Genie!«, ruft mir Lilli aufgeregt zu.
    »Wieso?«
    »Na, pass mal auf!« Sie spricht Amélie an. »Amélie! Wo ist die Mama?« Das ist ein altes Spiel, und natürlich guckt Amélie sofort in meine Richtung.
    »Ja, und? Das können beide doch schon lange.«
    Lilli hebt ihren Zeigefinger. »Pst, warte doch ab!« Sie ruft wieder: »Amélie!« Amélie sieht sie aufmerksam an. Lilli zeigt auf Lisa-Marie. »Wer ist das? Na?«
    »Kann sie etwa schon Lisa-Marie sagen?« Dann wäre meine Tochter wirklich ein Genie!
    »Pst!«
    Wir sind alle still. Und dann sagt Amélie laut und deutlich: »Bim!«

    Andreas steht andächtig vor seiner Tochter, die ihn unter einer Haube aus Schaum vergnügt anlacht. Lilli erzählt, dass Amélie immer wieder »Bim« gesagt hat, bis sie verstand, dass sie Lisa-Marie meint. »Wahnsinn, oder?«
    »Vielleicht heißt Bim ja auch etwas anderes«, wende ich ein. »Nun sei doch nicht so destruktiv!« Lilli ist etwas enttäuscht, dass ich über die frühsprachlichen Qualitäten meiner Tochter nicht so sicher bin wie sie.
    »Lisa-Marie sagt doch auch zu allem ›dabbn’!«, wende ich noch mal ein. »Wirst schon sehen!«, lautet die sture Antwort von Lilli. Und dann knöpft sie sich Andreas vor. »In letzter Zeit mal wieder ein Auto auseinandergenommen?« Sie grinst ihn frech an.
    Er senkt den Kopf, streckt dann aber seine Hand aus und stellt sich vor. »Ich bin Andreas. Normalerweise benehme ich mich besser.«
    Hinter seinem Rücken strecke ich beide Daumen hoch – zu Lillis Beruhigung. Sie zwinkert mir zu und wendet sich dann an Andreas: »Willst du gleich mal mit anfassen? Es gibt nämlich immer zweimal Tränen, wenn die beiden baden: Wenn Lisa-Marie reinmuss – und wenn Amélie rausmuss.«
    »Sie ist also eine Wasserratte?« Andreas freut sich.
    Lilli nickt. »So großartig ist das nicht, finde ich. Die Kreischerei, wenn man sie aus dem Wasser hebt, ist ohrenbetäubend.«
    Andreas schaut seine Tochter verliebt an. »Was ist, wenn man das Wasser ablässt? Dann ist es ja sowieso weg.«
    Lilli pfeift durch die Zähne. »Keine schlechte Idee. Lass es uns probieren.«
    Andreas zieht die Jacke aus, kniet sich vor die Wanne und greift vorsichtig ins Wasser. Die Kinder folgen seinen Bewegungen aufmerksam. Andreas zieht den Stöpsel heraus und beginnt mit den Kindern zu spielen. Er lässt seine Hand immer wieder aus dem Schaum auftauchen und häuft ihn auf die kichernden Mädchen.
    Als das Wasser gluckernd im Abfluss verschwindet, nickt Andreas Lilli zu. »Na, dann komm mal her, du Frosch«, sagt er zu Amélie und hebt sie mit einem erstaunlich sicheren Griff aus der Wanne. »Du bist ja gar kein Frosch, du bist eine Möwe!«, ruft er dann und lässt Amélie in das Handtuch fliegen, das Lilli ihm hinhält.
    Amélie ist so überrascht, dass sie das Plärren vergisst. Fasziniert verfolgt sie Andreas mit den Augen, und bereitwillig lässt sie sich von ihm auf den Schoß nehmen, als er sich auf den Badezimmerhocker setzt. Während Andreas Amélie vorsichtig trocken rubbelt, kümmert sich Lilli um Lisa-Marie.
    Ich stehe in der Badezimmertür. Es ist mir völlig gleich, dass mir in der feuchten Hitze der Schweiß den Rücken hinunterläuft und ich kaum Luft bekomme. Ich sehe Andreas und Amélie zu, und mein Herz wird weit.
    Dann bringen wir die Kinder ins Bett. Das geht nicht ohne Gejuchze und Getobe ab – irgendwann müssen Lilli und ich Andreas ermahnen, die Kinder nicht allzu sehr aufzudrehen.
    » Mein Problem ist das heute Nacht nicht«, witzelt Lilli. »Denn ich gehe tanzen. Aber Franzi hat die Gören am Hals!«
    Andreas sieht das ein. »Tja, ich weiß, wie anstrengend Nachtdienst ist!« Er nimmt Amélie auf den Arm. »Wie mache ich mich denn?«, fragt er

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