Kleine Sünden erhalten die Liebe
geschmeichelt zu fühlen. Ich vermutete, dass Diesel vielen Frauen gern die Kleider vom Leib reißen würde.
»Wir sollten die Plastiktüten in den Wagen legen. Wie es dann weitergehen soll, weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl, es gibt zu viele lose Enden. Es gefällt mir nicht, dass Anarchie mit der Tafel frei herumläuft.«
»Und Wulf?«
»Ich finde es merkwürdig, dass er Hatchet allein gelassen hat, obwohl er wusste, dass Hatchet höchstwahrscheinlich den Stein an sich gebracht hatte.«
»Vielleicht ist er verletzt. Möglicherweise hat ihn eine Biene gestochen, oder er musste vor einem Bären flüchten oder ist von einem Müllwagen überrollt worden.«
Diesel grinste.
»Oder er ist auf Anarchie gestoßen und hat bei der Begegnung den Kürzeren gezogen.«
»Wulf ist so stark wie ich. Es ist zwar nicht unmöglich, aber sehr schwer, uns Schaden zuzufügen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er einer Frau unterlegen ist.«
»Ihr Vorteil könnte sein, dass sie verrückt ist.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Wulf völlig normal ist.«
KAPITEL 22
W ir verstauten unsere Tüten im Wagen und gingen zurück zur Sphinx. Hatchet lief um das Monument herum und sah aus wie ein Kind, das nach seiner entlaufenen Katze sucht.
»Kein Zeichen von Wulf?«, fragte Diesel ihn.
»Ich habe überall nach ihm gesucht und befürchte das Schlimmste. Sein Wagen wurde nicht bewegt.«
»Vielleicht kann ich ihn aufspüren«, meinte Diesel und entfernte sich von der Rückseite des Monuments.
»Ich bleibe hier«, verkündete ich. »Hol mich ab, wenn du fertig bist.«
Ich setzte mich auf die Stufen der Sphinx und beobachtete die Studenten. Ich hatte nie ein College besucht. Nach der Highschool war ich auf eine Kochschule gegangen, und ich hatte meine Entscheidung nie bereut. Ich bin gern Kuchenbäckerin. Trotzdem frage ich mich manchmal, wie es wohl wäre, auf die Uni zu gehen.
Die Stufen vor der Sphinx waren nicht sehr bequem, und an den Studenten hatte ich schon bald das Interesse verloren. Ich stand auf, streckte mich und vertrat mir die Beine. Ich ging ein kleines Stück den Hügel hinauf und schaute mich nach Diesel und Hatchet um. Kein Zeichen von beiden. Ich kehrte wieder zur Sphinx zurück, und als ich an der rückwärtigen Tür vorbeiging, fiel mir auf, dass die Schwertspitze verschwunden war und die Tür einen winzigen Spalt offen stand.
Vorsichtig schlich ich mich an die Tür heran und zog sie ein Stück weit auf. Als ich gedämpftes Licht sah, lauschte ich einen Augenblick. Nichts. Ich öffnete die Tür noch weiter und spähte hinein.
»Hallo?«, rief ich. »Jemand zu Hause?«
Vorsichtig trat ich ein und schreckte zurück, als ich vor mir eine Gestalt entdeckte. Ich war verwirrt und entsetzt. Es handelte sich um Wulf, und er war gefesselt. Sein Körper war in einem unnatürlichen Winkel nach hinten gestreckt. Seine Hände und Füße waren zusammengebunden und aneinandergekettet. Um seinen Hals wand sich ein Seil, das zu den Ketten führte. Seine Augen waren verbunden, und über seinem Mund befand sich ein Klebeband. Es sah so aus, als wäre er mit einer Bombe verdrahtet, die mit einer Kette an einem massiven Tisch verankert war.
Rasch lief ich zu ihm hinüber und riss die Augenbinde und das Klebeband ab.
»Fass mich nicht an«, befahl er. »Wenn ich mich bewege, geht die Bombe hoch.«
»Ich sehe eine Digitaluhr an der Bombe«, sagte ich. »Anscheinend ist sie programmiert.«
»Wie viel Zeit habe ich noch?«
»Fast fünf Minuten.«
»Verschwinde.«
»Was passiert, wenn ich die Drähte durchschneide?«
»Wenn du es in der richtigen Reihenfolge tust, könntest du die Bombe entschärfen. Oder mich zumindest von ihr befreien. Wenn du es falsch machst, geht die Bombe hoch.«
»Und was ist die richtige Reihenfolge?«
»Das weiß nur Anarchie. Und sie ist so durchgeknallt, dass sie es wahrscheinlich vergessen hat. Verschwinde. Sofort .«
Ich schaute auf die Digitalanzeige und sah die Sekunden verstreichen. Meine Kopfhaut begann zu prickeln. »Die Drähte haben unterschiedliche Farben. Sagt dir das etwas?«
»Nein.«
Verdammt! Ich blinzelte, um meine Tränen zurückzuhalten. »Das ist grauenhaft«, sagte ich.
»Schon okay«, erwiderte er. »Du musst hier raus. Lauf so weit von dem Gebäude weg, wie du nur kannst.«
»Das kann ich nicht«, erklärte ich.
Es gab zwei Drähte – einen roten und einen grünen. Ich entdeckte eine Schere und lief zurück zu Wulf.
Als ich mich über Wulf und die Drähte beugte,
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