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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Affäre gehabt hatten? Nein - er würde bestimmt nicht so grausam sein, ihnen derart wehzutun, nur um sich an ihr zu rächen. Oder?
    Plötzlich ging das Licht auf der Bühne wieder an. »Entschuldigt die Unterbrechung, Leute!«, brüllte Adam in das ebenfalls zum Leben erwachte Mikrofon. »Aber ich habe euch etwas Wichtiges zu sagen!«
    Grace hatte das Gefühl, als sehe er sie an. War es möglich, dass er sie unter diesen tausenden von Menschen ausgemacht hatte? Wie gebannt stand sie da, als er sich mit dem Mikrofon vorbeugte ...
    »Es ist eine Ladung Kernbrennstoff aus Japan unterwegs, und wir müssen den Transport aufhalten! Wir müssen tun, was immer wir können - wir alle!« Aus Martines Truppe erschollen vereinzelte Jubelrufe. »Hört auf! Hört auf!«, schrie Martine wütend. »Er hat kein Interesse an einem friedlichen Protest! Wir müssen uns von ihm distanzieren!«
    Doch sie wurde von dem erneut aufbrandenden Sprechgesang »No MOX! No MOX!« übertönt. Er breitete sich wie ein Lauffeuer aus, bis hunderte klatschten und in den Singsang einstimmten, und schließlich tausende.
    »No MOX! No MOX!«, brüllte Adam ins Mikrofon, um die Stimmung noch mehr anzuheizen. Das war sein Ding, erkannte Grace. Er war der geborene Revolutionsführer. Und dann merkte sie auf einmal, dass sie ebenfalls klatschte und schrie.
    Plötzlich verschaffte er sich mit gebieterisch erhobenen Händen Ruhe und rief: »Ich habe noch etwas zu sagen!« Grace schluckte trocken. Verstohlen schaute sie zu Ewan hinüber. Sein Blick war auf die Bühne gerichtet. Als sie ihn jetzt mit dem Wissen anschaute, dass es aus war zwischen ihnen, empfand sie eine Mischung aus Trauer über den Verlust und - Erleichterung.
    »Ich möchte noch sagen ...«, begann Adam auf der Bühne, und dann schritten endlich Sicherheitsleute ein. Vier riesige Kerle stampften aus der Kulisse. Die Menge buhte sie aus, als sie sich Adam griffen. Doch sie konnten ihm das Mikro nicht entwinden, und es gelang ihm sogar, es noch einmal an den Mund zu heben. »Ich möchte noch sagen ...«
    »Schafft ihn weg, um Himmels willen!«, schrie Martine. »Schafft ihn weg!«
    Aber sie war ziemlich allein mit ihrer Meinung. Der Großteil der Massen stand wie ein Mann hinter ihm, und sie kreischten »NO MOX! NO MOX!« und - man sollte es nicht für möglich halten - er schaffte es noch einmal, ans Mikrofon zu kommen, wobei er in der Rangelei zwei Verstärker umstieß.
    »Ich möchte noch ...«, brüllte er wieder.
    In diesem Moment wurde ihm das Mikrofon entrissen, jedoch nicht von einem der unfähigen Sicherheitsleute.
    Amanda war auf der Bühne erschienen, winzig und grimmig entschlossen, und sie schrie mit erstaunlich kräftiger Stimme ins Mikrofon, dass es die Fünfzigtausend hören konnten und die Rockgruppe und Ewan und Grace und Adam: »Ich bin schwanger!«

18
    Nick hatte zehn Pfund zugenommen und passte nicht mehr in sein Kostüm.
    »Du darfst eben nicht atmen«, erklärte Charlie erbarmungslos.
    »Ich kann nicht singen, wenn ich nicht atmen darf«, erwiderte er.
    Charlie seufzte ungeduldig, als habe sie es mit einem bockigen Kind zu tun.
    »Ich werde einen der Abnäher in der Taille rauslassen. Das müsste genügen«, meinte Grace undeutlich, denn sie hatte Stecknadeln zwischen den Lippen.
    »Er hat sich wie ein Verrückter Mut angefressen«, vertraute Charlie ihr an. »Einmal fand ich ihn morgens um vier in der Küche, wo er sich ein Sandwich mit Roter Bete und Erdnussbutter machte. Ich sollte den Kühlschrank vielleicht mit einem Vorhängeschloss sichern.«
    Es klopfte, und dann streckte einer der Fernsehleute den Kopf zur Tür herein. »Noch zehn Minuten, Nick.« Er stöhnte.
    »Beeil dich, Grace!«, drängte Charlie.
    »Ich mache, so schnell ich kann. Es ist nicht einfach, weil man nichts sieht vor lauter Rüschen ...«
    Das neckische Hemd steckte in einer schwarzen Röhrenhose, die wiederum in Cowboystiefeln steckte. Grace fand, dass ihr Bruder wie ein Mitglied von Spandau Ballet aussah, aber das konnte sie natürlich nicht laut sagen, denn Charlie hatte das Outfit ausgesucht, nachdem sie sich sage und schreibe neun Videoaufzeichnungen früherer Grand-Prix-Ausscheidungen angesehen hatte. Offenbar waren die alle aus den Achtzigern gewesen.
    »Deine Nase glänzt schon wieder, Nick!«, stellte Charlie ärgerlich fest. Sie nahm einen großen Puderpinsel und fuhr ein paarmal darüber. »Du musst aufhören zu schwitzen, okay?«
    Nick antwortete nicht. Er stand regungslos wie eine

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