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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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wichtig«, sagte sie freundlich zu ihr. »Sie nehmen ihn sehr ernst.«
    Gillian sah sie an. »Und ich bin eine Witzfigur für sie. Für alle.«
    Julia war bestürzt. »Gillian ...«
    »Und ganz besonders für dich, Julia. Das waren wir beide schon immer für dich, nicht wahr? Michael und ich mit unseren langweiligen Jobs und unseren kleinen Wehwehchen und unserer bockigen Tochter und unseren Versuchen, dich zu bewegen, bei uns zu wohnen. Oh, bitte protestiere jetzt nicht - du bist nicht schwer zu durchschauen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass du dir gar keine Mühe gibst, deine Gefühle zu verbergen. Weil das nicht so viel Spaß machen würde, stimmt‘s?« Sie begann, mit ruckartigen Bewegungen weitere Dinge in die Kühlbox zu pfeffern.
    »Gillian ...«, begann Michael.
    Seine Frau deutete auf die Demonstranten. »Geh doch zu deinen Weltrettern, Julia! Die magst du ja so.« Sie schleuderte eine Tube Sunblocker in die Kühlbox und dann die Holzkohle für den Grill und ein paar von den Hochglanzmagazinen, die sie als Zeitvertreib für sich mitgebracht hatte.
    Julia war tief getroffen. »Sag doch was«, bat sie Michael. »Bring sie zum Schweigen.«
    »Beruhige dich, Gillian«, versuchte Michael seine Frau zur Räson zu bringen.
    Sie fuhr zu ihm herum. Auf ihren Wangen leuchteten zwei runde, hektische Flecken. »Tu‘s nicht, Michael. Tu‘s nicht. Ich schwöre dir, wenn du noch einmal ihre Partei ergreifst ...« Sie schmiss ihre Handtasche in die Kühlbox, klappte den Deckel zu und packte sie am Griff.
    Ohne Julia noch eines Blickes zu würdigen, sagte sie zu Michael: »Ich werde Susan suchen und dann ein Taxi oder so was und nach Hause fahren. Wenn du noch einen Rest Vernunft besitzt, kommst du mit. Denn zuerst hatte sie JJ - den heiligen JJ, der niemals einen Fehler machte und jetzt hat sie diese alberne, politische Marotte, und wenn das vorbei ist, wird sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes konzentrieren. Aber das wirst nicht du sein, Michael. Du warst es nie, und du wirst es nie sein, also hör endlich auf, dich darum zu bemühen! Hör... einfach auf!«
    Sie drehte sich so schwungvoll um, dass die Kühlbox gegen ihr Bein schlug, und marschierte los - geradewegs in einen Kuhfladen. Sie merkte es nicht einmal. Julia und Michael schauten ihr nach, und es war, als bliebe für einen Moment die Zeit stehen.
    Dann lachte Julia erstickt auf und sagte: »Michael?«
    Aber er schaute sie nicht an. Wie oft hatte er um ihre volle Aufmerksamkeit gebettelt, und jetzt, da er sie hatte, wollte er sie nicht. Trotz der Nachmittagssonne fror Julia plötzlich.
    »Ich lasse dir das Zelt für heute Nacht da«, erklärte ihr Sohn mit seltsam toter Stimme. »Ich schicke dann morgen jemanden, der es abholt.«
    Ohne ein weiteres Wort folgte er seiner Frau.
    Niemand hatte Adam gesehen.
    »Was sollte er denn hier oben?«, fragte Martine bissig. »Ich habe ihn doch aus der Gruppe geschmissen.«
    Sie wirkte ein wenig demoralisiert. Abgesehen von dem Familiendrama, das ihre Protestaktion empfindlich gestört hatte, waren sie offenbar - was für eine Beleidigung! - so ungefährlich, dass die Sicherheitsleute sich nicht die Mühe gemacht hatten, sie des Platzes zu verweisen.
    »Danke.« Grace machte sich auf den Weg in Richtung Bühne. Von Minute zu Minute wurde die Menschenmenge größer. Sie sollte ihr Vorhaben vergessen. In diesem Gewühl würde sie ihn nie finden.
    »Hallo, Nick, hast du Adam gesehen?«
    Nick saß allein im Gras und starrte, die langen, schlaksigen Arme um die Knie geschlungen, zur Bühne.
    »Hä? Nein.«
    »Bist du sicher? Er muss hier vorbeigekommen sein.« Sie hatte ein ungutes Gefühl. Adam war so seltsam gewesen. So wild entschlossen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er tun würde, und das beunruhigte sie.
    »Ich habe ihn nicht gesehen, okay?« Nicks Aussprache war leicht verwaschen.
    »Geht’s dir gut?«, fragte sie.
    »Klar.« Plötzlich rollten Tränen.
    »So‘ne Scheiße!« Grace vergaß Adam und ließ sich neben ihrem Bruder nieder. »Was ist denn los, Nick?«
    »Hör dir das an!«, schluchzte er. »Hör dir die Musik an!«
    Grace tat es. Niemand sang. Stattdessen schien das Instrument des Bassgitarristen vom Teufel besessen zu sein: Alles, was es von sich gab, war ein erbarmungsloses woarrwoa rr-woa rr-n ih-n ih-n iiiiih.
    »Es ist so schön!«, heulte Nick. Er fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Das könnten wir sein da oben auf der Bühne, Grace! Die Steel Warriors. Wir würden den Leuten

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