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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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beinahe keine Haut mehr im Gesicht, so hat Cora sie geleckt. I wo, Cora denkt nicht an ihr Kind. Weiß du, in diese Umgebung gehört ihrer Ansicht nach wohl gar kein Kind hin. Hier ist sie die Alleinherrscherin. Ja, im Augenblick steht sie da und frißt sich nudelsatt an Beefhack - ja genau, Beefhack, acht Mark das Pfund! Muttchen wußte nichts Besseres, was sie ihr antun konnte! Was macht Bisken? Ja, das dachte ich mir schon. Er denkt bestimmt nicht mehr an seine Mutter, das undankbare kleine Biest. Du, ich werde mal den Nachbarhund, den kleinen ,Knöpfchen’ knipsen, ich schicke dir das Bild, damit du siehst, wie Bisken seinem Vater ähnlich ist! Ich schreibe dir auch, Elaine, und deinen Eltern. Es war eine wunderschöne Zeit bei euch! Ist deine Mutter in der Nähe oder dein Vater?“
    Ich übergab Mama den Hörer, und aus ihrem Teil des Gesprächs verstand ich, daß Ingo sich noch einmal bei ihr bedankte.
    Ich ging in den Garten und blieb bei Barrys Grab stehen. Lieber, guter Barry! Es tat nicht mehr weh, an ihn zu denken. Ich konnte mich über all die schönen Erinnerungen mit ihm freuen, und ich war dem Schicksal so dankbar, weil er einen so sanften Tod gehabt hatte.
    Wie hatte Papa recht, wenn er sagte, daß Cora genau im richtigen Augenblick zu uns gekommen war. Sie hatte uns über die erste, schwere Zeit nach Barrys Tod hinweggeholfen. Jetzt hatte sie ihre Aufgabe hier erfüllt, jetzt gönnte ich ihr von Herzen, daß sie wieder in ihrem eigenen Zuhause war.
    Und wir waren ja nicht ohne einen Hund. Wir hatten schließlich Bisken!
    Da sah ich ihn. Er kam mit irgend etwas im Maul angerannt. Ich nahm ihn auf den Arm und stellte fest, daß er eine Wäscheklammer ergattert hatte. Nichts war vor Bisken sicher, er hatte schon Pantoffeln, Einlegesohlen, Kochlöffel, Wollknäuel und Staublappen bis zur Unkenntlichkeit zernagt und in seiner Lieblingsecke im Garten vergraben.
    „Bisken“, sagte ich. „Du bist ein furchtbares Tier. Und Wäscheklammern darfst du nicht klauen, sie sind aus Plastik, und das ist nicht gesund für einen kleinen Hundemagen!“
    Bisken war vollkommen unberührt von meinen mahnenden Worten. Er bohrte die kleine flache Schnauze an meinen Hals, er leckte mich und ließ sich genüßlich hinterm Ohr kraulen. „Unser Bisken“, flüsterte ich. „Du liebes, liebes Bisken!“
    Am folgenden Morgen zog Papa los.
    „Hoffentlich sind nun diese Menschen nett und vor allem tierlieb“, sagte Mama.
    Hoffentlich sind sie widerlich, dachte ich, aber ich sagte es vernünftigerweise nicht laut. Hoffentlich müssen wir hier bleiben! Wegen Bisken, wegen des Gartens, ja, und noch etwas. Von hier ist es längst nicht so weit nach Lübeck wie von Frankfurt aus!
    Hurra, wir bleiben!
    Papa blieb zwei Tage weg. Als er zurückkam und die ganze Familie, Kater und Köter inklusive, ihn stürmisch begrüßte, war er nicht so munter und zu Scherzen aufgelegt wie sonst. Er packte einiges aus, Sachen, die er aus der Wohnung mitgebracht hatte, ging ins Bad, um sich frisch zu machen nach der Fahrt, und dann kam er zum Kaffeetisch.
    „Ja, also“, fing er an. „Die Sache ist nicht ganz einfach. Die neuen Besitzer wären schon bereit, uns als Mieter zu behalten, aber.“
    „Aber?“ wiederholten Mama und ich und starrten Papa an.
    „Ja, erstens: Die Wohnung könnten wir behalten, aber die Räume im Erdgeschoß brauchen sie selbst.“
    „Aber Asbjörn, das ist unmöglich!“ rief Mama. „Dein Atelier -all deine Apparate - dein Vorführraum - dein Schneidetisch.“
    „Ja, schön wäre es nicht“, räumte Papa ein. „Nun, schlimmstenfalls könnte ich einen Raum bei Feldmann kriegen.“ Feldmann ist Papas Brötchengeber. Er ist der Chef der Filmgesellschaft, bei der Papa seit vielen Jahren arbeitet.
    „Aber es ist etwas anderes“, fuhr Papa fort. „Wir würden den Garten kaum betreten können, sie haben vor, irgendeine Musteranlage da zu machen. Und - ja, jetzt kommt es: Haustiere wollen sie unter keinen Umständen im Haus haben. In dem Punkt waren sie stur wie - wie - ich weiß nicht was. Also, ich habe keinen Vertrag unterschrieben, aber.“
    „Papa!“ rief ich. „Du denkst doch wohl nicht daran, einen solchen Vertrag zu unterschreiben? Papachen, wir haben doch unser eigenes Haus - das alte Ehepaar kann uns gestohlen bleiben! Hier hast du einen brauchbaren Arbeitsraum, hier können wir - wie sagt man nun gleich in Norwegen - die Stube aufs Dach stellen - wir können Krach machen und rein- und rauslaufen, den

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