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Kleiner Kummer Großer Kummer

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Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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rieb sich die Hände und strahlte sie an.
    »Alles in bester Ordnung«, erklärte er; »wir werden hier keine Schwierigkeiten bekommen. Sie ist seit zwölf Wochen schwanger. Bitte fühlen Sie selbst.« Er schlug das Handtuch von Sylvias Bauch fort. Nachdem ich seine Meinung bestätigt und Sylvia zugezwinkert hatte, fuhr Mallow fort: »Nebenbei bemerkt, wie geht es dieser Patientin von Ihnen, Mrs. Plowright? Hat das Medikament, das ich ihr verschrieben habe, angeschlagen?«
    Mrs. Plowright war ein interessanter gynäkologischer Fall. Sie litt schon seit langen Jahren, aber anscheinend hatte Dr. Mallow ihr endlich geholfen, deshalb bestätigte ich ihm, daß seine Verordnung Erfolg gehabt hätte.
    »Es erinnert mich an einen sehr ähnlichen Fall, den ich während meiner Zeit in Newcastle hatte«, sagte er und begann, mir die Einzelheiten auseinanderzusetzen. Er war damit kaum zur Hälfte fertig, als eine Stimme dazwischenrief:
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich jetzt anziehe?«
    Wir blickten beide auf Sylvia. Mallow war sofort die personifizierte Zerknirschung.
    »Mein liebes Mädchen«, lächelte er sie entwaffnend an, »wir benehmen uns unmöglich. Sie wissen doch, wie das ist, wenn man anfängt zu fachsimpeln.«
    »Ja«, seufzte Sylvia; sie wußte, wie das war.
    Während Sylvia sich anzog, ging ich mit Mallow in das Sprechzimmer zurück. Auf seinem Tisch sitzend, machte er sich Notizen über das Untersuchungsergebnis.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich beiläufig, mehr um ein Gespräch einzuleiten, als in wirklicher Sorge.
    Ich war sehr überrascht, als er nicht sofort antwortete.
    »Mit ihrem Blutdruck bin ich nicht ganz zufrieden«, sagte er, indem er über sein Kinn strich. »Hundertundzehn - wir müssen ein Auge auf sie haben.«
    Er erschreckte mich. Wenn auch keine akute Gefahr bestand, würde sie sehr genau beobachtet werden müssen, denn ein hoher Blutdruck konnte in ihrem Zustand zu Komplikationen führen.
    »Kopf hoch! Ich habe schon viele Arztfrauen entbunden, und sie hatten anscheinend alle die eine oder andere Besonderheit, mit der sie ihre Ehemänner in Schrecken versetzten. Das beste ist, wenn Sie mir die Sorge überlassen. Ich werde auf Sylvia aufpassen.«
    Er war sehr nett, aber ich war doch aus der Fassung gebracht. Wir beschlossen, Sylvia nichts über ihren erhöhten Blutdruck zu sagen. Ich würde dafür sorgen, daß sie sich nicht zu sehr anstrengte.
    Draußen auf der marmornen, säulenumrahmten Treppe fragte ich Sylvia, wie ihr Mr. Mallow gefallen habe.
    »Ich finde, er ist charmant«, antwortete sie. »Aber das nächste Mal werde ich allein hingehen, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Warum?« fragte ich, behende auf ihre andere Seite springend, damit ich an der Außenseite des Bürgersteigs ging.
    »Weil es mir nicht paßt, daß ich da herumliege wie auf dem Viehmarkt, während ihr beide über meine Vorzüge feilscht.«
    Ich lachte. »Daran wirst du dich gewöhnen. Allen Arztfrauen geht es so. Übrigens hat er gesagt, daß du ein wunderschönes Baby bekommen wirst.«
    »Ein Mädchen«, betonte Sylvia. »Ich hoffe, daß er recht hat. Kleine Mädchen sind entzückend.«
    Ich verriet ihr nichts von dem »JUNGEN«, den Mallow in seinen Notizen vermerkt hatte, und auch nicht, daß ich meinerseits einen Jungen vorziehen würde. Sie war in diesen Tagen in einer sehr weichen Stimmung, und ich wollte sie nicht unnötig aufregen. Schließlich würden wir ja, so hoffte ich, mehr als ein Kind bekommen, und am Ende würde jeder das haben, was er sich wünschte.
    Auf der Heimfahrt legten wir ein Datum für die Dinner-Party fest, bei der wir Faraday und Tessa Brindley bekannt machen wollten, und besprachen die Speisenfolge und die Gästeliste. Die Hälfte unserer Freunde schieden wir als zu langweilig, zu steif oder zu alt aus, um einen leichten, fröhlichen Hintergrund für die erhoffte Romanze zustande zu bringen. Endlich entschieden wir uns für Sylvias Freundin Molly - sie würde den nötigen Schwung liefern - und für ihren neuen, langhaarigen Künstlerfreund, der den Intellekt beizusteuern hatte. Die Gesellschaft würde durch meine alten Freunde Loveday, einen Zahnarzt mit seiner Frau, vervollständigt werden, die jederzeit ausgezeichnete Gesellschafter waren.
    Die Speisenfolge war nicht so leicht zu entscheiden, weil es Sylvia bei jedem Vorschlag, den ich machte, schlecht wurde. Sie hatte schon in den vergangenen Wochen unter Übelkeit gelitten und meinte, wenn es ihr bis dahin nicht besser

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