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Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge

Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge

Titel: Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Milpauer
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Star zu wechseln, kann schnell der Drang entstehen, dieses Erlebnis so oft wie möglich wiederholen zu wollen, besonders wenn der Star sich beim ersten Stage Door-Erlebnis down-to-earth, nett und freundlich gezeigt hat. Nett und freundlich wird er vermutlich auch noch sein, wenn man innerhalb kürzester Zeit noch einmal an der Stage Door auftaucht. Wenn daraus aber Gewohnheit entsteht und der Darsteller plötzlich den heimlichen Verdacht hegt, besagter Fan hätte seinen Zweitwohnsitz am Bühneneingang angemeldet, kann es zu Problemen kommen.
    Für solch einen Fan wird der Wunsch nach einigen persönlichen Worten zum Wunsch nach Nähe, zum Wunsch, etwas Besonderes für den Darsteller zu werden. Zwischenmenschlich ist das vielleicht verständlich, denn immerhin verbringt der Fan viel Zeit mit seinem Hobby und hat das subjektive Gefühl, den Darsteller schon lange und gut zu kennen. Leider vergisst er dabei manchmal, dass der Darsteller ihn überhaupt nicht kennt. Falls der Fan daran denkt, dann will er diese Situation ändern. Ein erster großer persönlicher Erfolg auf dem Weg zu einer vermeintlichen »persönlichen« Beziehung ist erreicht, wenn der Star irgendwann den Namen des Fans kennt. Dadurch angespornt sucht der Fan nun immer öfters die Nähe des Stars; die Geschenke und auch die Gesprächsthemen werden persönlicher und manchmal kommt es zu klaren Grenzüberschreitungen, wenn der Fan nun in dem Glauben ist, eine Sonderstellung einzunehmen; quasi ein »Freund« seines Stars zu sein. So soll es in Einzelfällen bereit vorgekommen sein, dass Stars abseits der Stage Door im Parkhaus oder sogar zuhause aufgelauert wurde.
    Das Problem für den Darsteller besteht darin, dass er sich jetzt in einer Zwickmühle befindet: Andererseits möchte er dem Fan wahrscheinlich zu irgendeinem Zeitpunkt gerne mitteilen, dass es »too much« wird, andererseits möchte er aber auch höflich bleiben und den Fan nicht vor den Kopf stoßen. So wird er in den meisten Fällen gute Miene zum bösen Spiel machen, auch wenn er insgeheim schon beim bloßen Anblick des Fans die Augen verdreht.
    Die Grenzen zwischen Fan und nervigen, unter Realitätsverlust leidenden Über-Fan sind also oft fließend. Ein Anzeichen, dass die Grenze dessen,was als normal empfunden wird, überschritten ist, könnten folgende Phrasen sein, die an der Stage Door ausgetauscht werden:
    Von Seiten des Künstlers:
»Bist du schon wieder hier?«
»Du brauchst doch bestimmt kein Autogramm/Foto mehr, oder?«
»Warst du nicht erst gestern hier?«
»Musst du eigentlich nie arbeiten?«
    Von Seiten des Fans:
»Ich war zwar gar nicht in der Show, bin aber kurz vorbei gekommen, um mal wieder mit dir zu plaudern!«
»Können wir mal ein Knuddelfoto zusammen machen?«
»Wann gehen wir denn mal was trinken?«
»Hast du meine Briefe nicht bekommen?«
    @@@ Musicalstars suchen den Superfan (Mai 2010) @@@
    Alle Jubeljahre (na gut, eher alle paar Monate) überwältigt mich der Drang, meinem Lieblingsdarsteller an der Bühnentür meine Aufwartung zu machen, um ein paar nette Worte zu wechseln und einfach persönlich zu sagen, wie sehr mir die Aufführung gefallen hat. Dabei stehe ich immer vor demselben Dilemma, denn die Atmosphäre an den Bühnentüren dieser Welt behagt mir gar nicht.
    Denn man begegnet dort zwangsläufig all jenen, die quasi an der Bühnentür ihr Zelt aufgeschlagen haben und sich konsequenterweise so aufführen, als gehöre ihnen das Theater samt allen Requisiten und Mitarbeitern. Ihre Besitzanspruchshaltung äußert sich meist in einer Respekt- und Distanzlosigkeit den Darstellern gegenüber, dass es mir schier den Atem verschlägt. Ganz schlimm finde ich auch Hardcorefans eines Darstellers, die die alleinige Erfüllung ihres Lebens darin sehen, ihren Liebling mindestens einmal in der Woche mit ihrer Präsenz zu beglücken, da sie von der fixen Idee befallen sind, unheimlich wichtig für dessen Seelenheil zu sein. Selbstverständlich ist jener Typ Fan zugleich auch immer der beste Freund des Darstellers – eine Tatsache, die er durch zahlreiche Fotos von sich und dem Künstler belegen kann und das auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit tut. Auch unaufgefordert. Empathievermögen? Fehlanzeige. Ebenso wie die Fähigkeit, zwischen einem echten und einem gequälten »Du schon wieder. Na dann mache ich mal gute Miene zum bösen Spiel«-Lächeln zu differenzieren. Hauptsache, man hat das x-te Foto im Kasten und weiß, was das Objekt der Begierde heute

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