Kleines Herz in Not
mich nicht gezwungen, hierher zu kommen. Ich möchte nicht in ihren Sachen herumschnüffeln."
„Wie großzügig! Meine Gefühle zählen wohl überhaupt nicht?"
„Warum beschwerst du dich? Du hast doch Schuld an diesem ganzen Dilemma." Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt." Röte stieg ihr ins Gesicht, und er merkte Greeley an, wie gern sie diese Worte zurückgenommen hätte.
Quint überlegte kurz, ob er diesen Vorteil nutzen sollte, aber er überlegte es sich anders. „Ich muss noch arbeiten. Du kannst mit deiner Durchsuchung weitermachen, es stört mich nicht." Er wollte hinausgehen, doch sie hielt ihn zurück.
„Warum bist du eigentlich nie beim Militär gewesen?"
„Kriegsspiele haben mich noch nie interessiert. Da bin ich genau wie Big Ed. Nur hatte er keine Wahl, denn er wurde eingezogen. Er hat sogar mehrere Orden bekommen."
„Wofür?"
„Er hat den Feind so lange aufgehalten, bis seine Kameraden in Sicherheit waren. Dabei wurde er angeschossen und geriet in Gefangenschaft."
„Habt ihr nicht ein bisschen viel Helden bei euch in der Familie?"
Seine Miene verfinsterte sich. „Ich bin in Granddads Büro im anderen Flügel." Quint wandte sich ab und ging hinaus.
Greeley hätte alles darum gegeben, wenn sie diese unbedachten Worte hätte zurücknehmen können. Quint hatte allen Grund, stolz auf seinen Vater und Großvater zu sein. Es war mehr als unhöflich, sich darüber lustig zu machen. Sie verstand sich selbst nicht mehr.
„Er treibt mich noch in den Wahnsinn", sagte sie zu Barney, aber sie wusste genau, dass sie selbst für ihr Verhalten verantwortlich war. Sie konnte ihm nicht die Schuld daran geben.
Der Hund öffnete die Augen und streckte sich. Greeley kraulte ihn am Bauch. „Komm, Barney. Lass uns Quint suchen. Er hat eine Entschuldigung verdient." Sie stand auf und blickte sich noch einmal im Zimmer um. Entweder hatte Quint Damian wirklich nichts zu verbergen, oder er war ein Meister darin. Sie tippte auf Letzteres.
Barney war schon vorgelaufen, und sie folgte ihm. Der Hund wusste schon, wo Quint zu finden war.
6. KAPITEL
Greeley folgte Barney in den anderen Flügel. Es dauerte nicht lange, bis sie Quints Stimme hörte. Sie betrat das Büro. Quint saß an einem großen Schreibtisch und telefonierte. „Ja, ist gut. Nein, ich habe alles im Griff." Er legte auf und bemerkte sie. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
„Das war Granddad", sagte Quint schließlich.
„Sind sie am Flughafen?"
Schnell wandte er den Blick ab. „Anscheinend haben sie in Aspen einen bekannten Regisseur getroffen, der sie zu einer seiner Partys eingeladen hat. Big Ed hofft, ihn als Kunden für die Spedition zu gewinnen. Filmcrews müssen ihr ganzes Equipment zum Drehort schaffen. Das wäre natürlich ein Riesengeschäft." Er spielte mit einem Kugelschreiber. Sehr glücklich wirkte er nicht.
„Ist Fern mitgeflogen?"
„Was glaubst du denn? Deine geliebte Mutter ist doch froh, wenn sie dich nicht zu sehen braucht. Je weiter weg, desto besser."
Greeley wusste, dass er Recht hatte, aber es machte ihr nichts mehr aus. Diese Frau war ihr egal. „Dann kommen sie heute Abend wohl spät nach Hause, oder?"
Quint lachte spöttisch. ,,,Spät' ist gut. Granddad hat von Los Angeles angerufen. Die Party ist auf Maui."
„Sie sind auf Hawaii?"
„Falls es nicht noch einen anderen Ort mit diesem Namen gibt, ja."
„Dann erwartest du sie heute also nicht mehr zurück?"
„Genau." Er blickte sie prüfend an. „Ist das ein Problem?"
Gut erkannt, dachte sie. Sie konnte die Nacht doch nicht allein mit ihm in diesem Haus verbringen. Ihr schöner Plan war schon schief gegangen, bevor sie überhaupt begonnen hatte, ihn in die Tat umzusetzen. Sie hätte nicht nach Denver kommen dürfen. Je eher sie nach Hause fuhr, desto besser. „Ich gehe packen."
„Nein. Bleib hier. Wahrscheinlich sind sie morgen schon wieder da. Immerhin wollen sie in noch nicht einmal zwei Wochen heiraten. Sie haben noch viel vorzubereiten."
„Du weißt ganz genau, dass sie morgen nicht zurückkommen werden. Sie sind auf Maui. Das ist so etwas wie vorgezogene Flitterwochen."
„Was ist aus deinen Racheplänen geworden? Gibst du wirklich so schnell auf?"
„Es ist mir niemals um Rache gegangen. Ich wollte nur bestimmten Personen eine Lektion erteilen."
„Dann mach es doch."
Greeley schüttelte den Kopf. „Nach Denver zu kommen war Zeit- und Geldverschwendung."
„Das sehe ich
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