Kleines Herz in Not
sorgte.
Einige Stunden später war diese Sorge ins Unermessliche gewachsen. Davy war wie vom Erdboden verschluckt.
Cheyenne saß auf dem Sofa in der Hotelsuite und beobachtete, wie Thomas entnervt den Hörer des Telefons auf die Gabel warf. „Nichts! Wenn ich diesen Jungen erwische ..." Er riss sich die Krawatte ab und schleuderte sie auf den nächsten Stuhl. „Warum, zur Hölle, zahlen wir eigentlich so viele Steuern? Die Typen sitzen nur auf ihren Hintern und machen gar nichts! Ich bekomme nur immer zu hören, dass es noch zu früh sei, um das FBI einzuschalten."
„Thomas, beruhige dich doch", bat Cheyenne. „Die Polizei sucht doch schon überall. Worth hat einen Suchtrupp organisiert. Die Beamten kennen die Gegend wie ihre Westentasche, und Allie hat die Hunde mitgenommen. Vielleicht entdecken sie ja eine Spur von Davy. Mom hält in unserer Wohnung die Stellung, falls Davy dort auftaucht. Und auch alle hier im Hotel entbehrlichen Leute sind unterwegs. Wir finden ihn."
„Das hätten wir längst tun müssen. Er ist doch erst sieben." Frustriert strich sich Thomas durchs Haar. „Ich kann hier einfach nicht so herumsitzen und nichts machen."
Cheyenne sprang auf. „Ich komme mit."
„Warum? Um zu verhindern, dass ich ihm eine ordentliche Tracht Prügel verabreiche, wenn ich ihn finde?"
„Ich weiß genau, wo ich mit Davy gewesen bin."
„Orte, die ich nicht kenne, weil ich keine Lust gehabt habe mitzukommen? In deinen Augen bin ich doch sowieso an allem schuld. Ich weiß doch genau, was du denkst. Für dich war ich schon der Bösewicht, bevor wir uns überhaupt das erste Mal gesehen haben. Nun, was ist das für ein Gefühl, wenn man merkt, dass man Recht gehabt hat?"
„Es ist nicht deine Schuld, Thomas."
„Genau. Es ist nämlich deine. Du hast den armen Jungen dazu gebracht, dich zu mögen, und dann hast du ihn schmählich im Stich gelassen."
Thomas' Beschuldigungen trafen Cheyenne bis ins Mark. „Ich …"
„Du musst dich ja immer und überall einmischen. Du musstest mir vorschreiben, wie ich mein Leben zu führen habe. Und als du dann gemerkt hast, dass bei mir Hopfen und Malz verloren war, hat dich das auch nicht besonders gestört. Es hat dich überhaupt nicht interessiert, was für ein Chaos du mit deinem unüberlegten Handeln hinterlassen hast.”
Obwohl Cheyenne wusste, dass Thomas diese harten Worte nicht so meinte, taten sie ihr doch in der Seele weh. „Mir ist schon klar, dass du dir Sorgen um Davy machst", erwiderte sie leise. „Ich weiß auch ... "
„Gar nichts weißt du. Du hättest das alles verhindern können, aber du hast dich ja strikt geweigert, mich zu heiraten und Davy eine Mutter zu sein." Er riss die Tür auf, und seine Stimme war eiskalt, als er im Hinausgehen sagte: „Ich will dich nie wiedersehen. Verschwinde aus meinem Hotel und aus meinem Leben." Dann warf er mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zu.
Cheyenne stand einfach nur da und blickte starr auf die geschlossene Tür. Sie konnte es einfach nicht fassen. Enttäuschung, Wut und Trauer erfüllten sie. Thomas wollte sie verletzen. Er schien sie sogar zu hassen.
Sie hatte es doch nur gut gemeint, verdammt noch mal!
Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie versuchte, sie zurückzuhalten. Ich habe Recht gehabt, dachte sie traurig, Thomas und Davy gehören einfach zusammen.
Davy hatte mit seiner unbedachten Handlungsweise endlich den Schutzwall durchbrochen, den Thomas so mühsam aufgebaut hatte. Er würde nie wieder sagen können, dass ihm sein Neffe egal war. Und das war ihm heute klar geworden.
„Wir hatten damals auch die Befürchtung, David wäre entführt worden."
Cheyenne fuhr herum, als sie die Stimme von Thomas' Mutter hinter sich vernahm.
„Davy ist nicht entführt worden. Er ist nur weggelaufen. Und er hatte auch einen guten Grund dafür."
„Das geschieht eben, wenn man eine gewisse Position im öffentlichen Leben innehat", fuhr Ellen Steele unbeirrt fort. „Personal, das sich schlecht behandelt fühlt, oder einfach nur Leute, die denken, dass die Besitzer einer Hotelkette automatisch reich sein müssen, kommen da als Täter infrage. Ich habe mich damals auch so hilflos gefühlt, aber heute kommen noch diese furchtbaren Kopfschmerzen dazu, die ich habe, seitdem Davy verschwunden ist. Ich befürchte, ich werde keine große Hilfe sein. "
„Ich wusste nicht, dass man angenommen hat, Davys Vater sei entführt worden.”
Thomas' Mutter winkte ab. „Er war einfach nur ungezogen. Das
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