Kleines Herz in Not
jetzt musste sie sich beeilen, denn sie hörte, wie in dem darunter liegenden Stockwerk ein Stuhl zurückgeschoben wurde. Anscheinend wollten die Gäste aufbrechen. Schnell griff sie nach dem Brautschleier, der auf dem Hochzeitskleid lag, und legte ihn an. Dann verließ sie das Zimmer, ging die Treppe hinunter und blieb an der Tür zum Wohnzimmer stehen. Die ersten Gäste verabschiedeten sich gerade von Mary Lassiter. Worth war dabei, seine Drohung wahr zu machen. Er stand vor der großen Hochzeitstorte und hielt ein Messer in der Hand.
"Soweit ich weiß, gebührt dem Brautpaar die Ehre, die Torte anzuschneiden. Und zwar nach der Hochzeit", sagte Allie laut.
Alle Anwesenden verstummten unvermittelt. Mary Lassiter hatte sich als Erste von der Überraschung erholt. "Allie? Was soll das? Du trägst Jeans und einen Brautschleier? Ich verstehe nicht ganz."
"Hallo, Allie!" Hannah winkte mit der Gabel, die sie in der Hand hatte.
"Ich dachte, du wolltest nicht heiraten", bemerkte Davy.
Doch Allie hatte nur Augen für Zane. Er saß mit dem Rücken zu ihr, und sie hatte deutlich gesehen, wie er zusammengezuckt war. Warum drehst du dich nicht um, verdammt noch mal? dachte sie ungehalten.
Schließlich tat er ihr den Gefallen, und sie war überrascht, wie gut er sich unter Kontrolle hatte. Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen und sagte ruhig: "Du solltest nach oben gehen und dein Hochzeitskleid anziehen. Wir warten solange."
Mary Lassiter stand auf. "Allie, komm bitte mit in die Küche."
Gehorsam folgte Allie ihrer Mutter. Mary Lassiter schloss die Tür hinter ihr und blickte sie forschend an. "Was ist eigentlich in dich gefahren? Eben gerade hast du mir noch versichert, dass du Zane auf keinen Fall heiraten wirst."
Allie zuckte die Schultern. "Wahrscheinlich ein Anfall von plötzlicher Panik."
Die Tür ging auf, und Zane kam herein. "Ich denke, ich sollte bei dieser Unterhaltung dabei sein."
Mary Lassiter blickte ihn böse an. "Ich weiß nicht, was du zu ihr gesagt hast, Zane Peters, aber ich möchte auf jeden Fall, dass sie sich im Klaren ist, was sie da tut."
"Das bin ich", antwortete Allie schnell.
"Ich sollte dich in deinem Zimmer einschließen."
"Du kannst mich nicht aufhalten, Mom. Ich habe mich entschieden." Allie sah Zane an. "Ich werde ihn heiraten. Jetzt." Mary seufzte ergeben. "Aber nicht in Jeans. Wenn du schon nicht Cheyennes Brautkleid tragen möchtest, dann zieh wenigstens eines deiner Kleider an."
Unverwandt betrachtete Allie Zane. "So oder gar nicht. Du kannst es dir aussuchen, Zane."
"Dann so", erwiderte er prompt und hielt ihr die Hand hin. "Wenn du fertig bist, bin ich es auch."
Beinah hätte ihr Mut sie doch noch verlassen. Worauf ließ sie sich da ein? Energisch rief sie sich wieder zur Ordnung. Sie würde ihren Plan ausführen, koste es, was es wolle.
Sie nickte, nahm seine Hand und ließ sich von ihm aus der Küche führen.
Mary Lassiter folgte ihnen kopfschüttelnd ins Wohnzimmer. "Du willst doch nicht allen Ernstes in Jeans heiraten!"
Zane lächelte seine zukünftige Schwiegermutter an. "Schon in Ordnung, Mary. Daran werden wir uns auch noch bei unserer goldenen Hochzeit erinnern."
Irgendwie schaffte es Allie, mit den anderen zu lachen, aber das ungute Gefühl, das sie beschlichen hatte, wurde immer stärker. Noch konnte sie es sich anders überlegen…
"Wartet!" Hannah kam auf sie zugelaufen. In der Hand hielt sie einige Blumen, die schon traurig die Köpfe hängen ließen. "Hier. Die habe ich gepflückt. Du brauchst doch nachher etwas zum Werfen."
"O Hannah!" Mary Lassiter war bestürzt. "Das habe ich ja ganz vergessen. Sie hätten ins Wasser gestellt werden müssen. Es tut mir Leid."
Allie nahm den Brautstrauß entgegen. "Ich weiß nicht, was ihr habt. Sie sind genau richtig." Und das war ihr voller Ernst. Vertrocknete Blumen passten genau zu einer Ehe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Als sie schließlich Hand in Hand mit Zane vor dem Friedensrichter stand, sagte Allie kühl: "Machen Sie es kurz. Ohne ,in guten wie in schlechten Zeiten' und all das Brimborium. Ich nehme ihn und er mich, und Sie erklären uns für verheiratet. Punkt, aus."
Sie waren ein Ehepaar.
Und sie waren endlich allein. Hannah verbrachte die Nacht zusammen mit seinen Eltern auf der Double Nickel Ranch der Lassiters.
Zane stellte Allies Koffer auf der Veranda ab. Er konnte es eigentlich immer noch nicht glauben. Allie hatte ihm ihr Jawort gegeben. Das Wie und Warum war ihm egal,
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