Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
von der Liebe sang Caterina Valente, und Rudi Schuricke landete einen Mega-Erfolg mit den Capri-Fischern. Seinen Höhepunkt erreichte das Phänomen in den Sechziger- und Siebzigerjahren: Die Hitlisten waren voller Lieder wie Weiße Rosen aus Athen, Hinter den Kulissen von Paris, Fiesta Mexicana oder Ich hab noch Sand in den Schuh’n aus Hawaii. Die Interpreten trugen exotisch-verheißungsvolle Namen wie Nana Mouskouri, Mireille Mathieu, Bata Illic, Milva, Lena Valaitis, Costa Cordalis, Dunja Rajter. Parallel dazu begann das Zeitalter des Auslands-Massentourismus.
In den 1980er-Jahren sang Udo Jürgens zwar noch die Geschichte eines Mannes, der niemals in New York gewesen ist, doch kamen Fernwehtexte nun aus der Mode. Auch fremdländisch klingende Interpretennamen galten in der deutschen Musikszene nicht mehr als besonders erfolg versprechend – bei den Musikkonsumenten gehörten Auslandsreisen fortan zur Normalität und ausländische Namen wurden auch zu Hause immer normaler. Das Exotische hat als Sehnsuchtsgegenstand weitgehend ausgedient und damit auch seine Songtext-Tauglichkeit eingebüßt. Die Mainstream-Megastars des deutschsprachigen Raumes tragen heute Namen wie DJ Ötzi, Ich & Ich, Herbert Grönemeyer, Lena Meyer-Landrut oder Scooter und ihre Liedtexte drehen sich um Ich und Du, das Dasein im Allgemeinen und den Alltag im Besonderen. Oder um das große Nichts, das irgendwie verdammt viel Spaß macht.
KOFFER UND TASCHEN KANN MAN GAR NICHT GENUG HABEN
Große Koffer, kleine Koffer, große Taschen, kleine Taschen, breit, schmal, tief, flach, Rucksack, Beautycase, Pilotenkoffer, Leder, Hartschale, Textil und, und, und – alles möglichst schick und edel: Es gibt Menschen, die haben Freude daran, eine stattliche Anzahl von Gepäckstücken im Keller zu lagern. Ich nicht. Statt hunderte oder tausende von Euro für Reisegepäck auszugeben (was ja gar nicht schwierig ist), kaufe ich mir von dem Geld lieber ein paar schöne Reisen.
Mein Reisetaschen- und Koffersortiment besteht aus genau drei Teilen, und damit bin ich für jede Art von Reisen ausgestattet:
Ein Koffer mit den Maßen 55 x 36 x 23 Zentimeter (Höhe x Breite x Tiefe) und einem Fassungsvermögen von etwa 45 Litern (oder mehr bei Öffnung des Erweiterungsreißverschlusses). Und ein Koffer mit den Maßen 62 x 40 x 27 Zentimeter sowie einem Volumen von etwa 55 Litern (oder mehr). Beide mit je zwei Rollen und mit Ziehharmonikafunktion (erweiterbare Koffertiefe – wichtig für Leute, die auf der Rückreise mehr Gepäck haben als auf dem Hinweg). Beide aus flexiblem Kunststoffgewebe, beide leicht und billig (weit unter 100 Euro pro Stück). Denn meine Erfahrung ist, dass um ein Vielfaches teurere Gepäckstücke nicht um ein Vielfaches länger halten. Und es ist mir lieber, alle fünf Jahre ein billiges neues Teil zu kaufen, als teure Teile alle zwei Jahre zur Reparatur zu bringen.
Zusätzlich besitze ich eine geliebte Reisetasche der Marke Hedgren (etwa 50 Zentimeter lang und mit einem Volumen von knapp 40 Litern), die auch weniger als 100 Euro gekostet hat. Sie ist jetzt etwa zwölf Jahre alt, war auf ungezählten Reisen dabei und sieht noch immer aus wie neu. Ich habe sie Zaubertasche getauft – wegen ihrer Robustheit und ihrer Vielseitigkeit: Man kann darin wahlweise zwei Paar Schuhe transportieren, ohne dass sie in einer großen Leere herumpurzeln, es passen aber auch circa acht Kilo Kleidung und Kosmetik hinein.
Kürzlich schenkte mir jemand einen 66 Zentimeter hohen Koffer. Das war sehr nett gemeint, aber für mich sinnlos. Denn meine favorisierten Kofferformate sind auf zig Reisen erprobt. Es geht alles hinein, was ich brauche, und trotzdem bleiben die Gepäckstücke handlich, passen gut auf Rolltreppen, in U-Bahnen und Hotelzimmerecken. Und ich kann sie in prall gefülltem Zustand schleppen.
Meine Regel lautet also:
• kurze Reisen (circa eine bis fünf Übernachtungen): kleiner Koffer oder Tasche
• mittellange Reisen (circa drei bis zehn Übernachtungen): kleiner Koffer (mit Kleidung, Büchern, Netbook und so weiter) plus Tasche (für Schuhe, Kulturbeutel)
• lange Reisen (circa eine bis drei Wochen, länger bin ich ewig nicht gereist): größerer Koffer plus Tasche
Schuhe verpacke ich, bevor sie in die Tasche kommen, in Nylon- oder Baumwollbeutel, darin können sie atmen. Solche Schuhbeutel gibt es manchmal gratis beim Schuhkauf dazu, ansonsten kann man sie in Reisegepäckgeschäften kaufen. Turnbeutel gehen auch. Gute Schuhe
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