Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
der Senior Experten Service 70 .
Andererseits liegt Volunteering (neudeutsch und internationalsprachlich für Freiwilligenarbeit) nun mal im Trend, und der Vorsatz, im Urlaub zu helfen, ist ja durchaus begrüßenswert. »Unsere Marktforscher schätzen, dass sich knapp eine Million Deutsche im Urlaub engagieren wollen«, meldete TUI im Sommer 2010. Zu dem Konzern gehört seit 2007 das britische Unternehmen i-to-i, das auf Volunteer-Reisen spezialisiert ist. Seit 2009 bietet TUI die i-to-i-Reisen auf dem deutschen Markt an.
Um Sinn und Zweck des Volunteering für die Einheimischen zu garantieren, gibt es verschiedene Ansätze. TUI/i-to-i etwa vermittelt Freiwillige ausschließlich an regional organisierte und geführte Projekte und will so gewährleisten, dass die Projekte den Bedürfnissen der Einheimischen entsprechen. Zudem betont der Veranstalter, die Volunteers in örtlich geführten Unterkünften unterzubringen.
Andere Veranstalter legen Wert darauf, nicht in erster Linie die anreisenden Freiwilligen, sondern einheimische Organisatoren, Betreuer und Gastgeber als Dienstleister anzusehen, deren Arbeit dankens- und Geld wert ist. Das heißt: Durch das Volunteering entstehen Arbeitsplätze, und es fließt Geld an die lokale Gemeinde. Nach diesem Prinzip funktionieren zum Beispiel die Voluntours,die das kanadische Unternehmen Gap Adventures und die dazugehörige Stiftung Planeterra anbieten. Deren Gruppenrundreisen bestehen zum größeren Teil aus Sightseeing-, Abenteuer- und Erlebnisprogrammen, hinzu kommen jeweils ein paar Mitmachtage in einem lokalen Hilfsprojekt. So assistieren Reisende in Kenia zunächst in einer Krankenstation oder einem Waisenheim am Rande Nairobis, bevor sie auf Safari gehen. Und zu einer China-Rundreise gehören fünf Tage Mithilfe in einem Pandareservat. Im Reisepreis enthalten ist jeweils sowohl eine Spende an das lokale Projekt als auch ein angemessener Beitrag für Unterkunft, Verpflegung, das lokale Volunteering-Management und die Betreuung der Volunteers. In Deutschland werden Voluntours von Gap Adventures/Planeterra über die Veranstalter Gebeco (unter der Marke goXplore) und STA Travel vertrieben.
Touristen, die als Volunteers unterwegs sind, möchten meist nicht nur helfen, sondern sind auch an einem kulturellen Austausch interessiert. Sie wollen authentische Eindrücke sammeln, Kontakte knüpfen, in die fremde Kultur eintauchen, und sie stellen sich vor, die Einheimischen würden ebenso von dem Besuch profitieren. Tatsächlich entsteht immer ein kultureller Gewinn – der allerdings auf einer Seite deutlich höher ausfällt als auf der anderen: Wer alle paar Wochen kurzzeitigen Besuch bekommt von irgendwelchen Touristen aus aller Welt, profitiert davon weniger als der einzelne Besucher, für den die Tour ein einmaliges Erlebnis ist. Auch aus diesem Grund zeugt es von Fairness und gutem Benehmen, die Besuchten für ihr Engagement zu honorieren.
Pauschal- und Gruppenreisen inklusive Freiwilligenarbeits-Baustein, wie sie auch als sogenannte Travel & Work-Pauschalen in Veranstalterprogrammen auftauchen, sollte man also in jedem Fall vor der Buchung auf ihre Zweckmäßigkeit prüfen: Wie professionell ist das Ganze organisiert? Wer profitiert in welchem Maße und auf welche Weise? Wie viel Geld fließt und wohin? Wobei klar sein muss, dass Reiseorganisation beziehungsweise -vermittlung für die Veranstalter ein Geschäft ist. Sie müssen an Reisen verdienen, denn darauf basiert ihre Existenz.
Dennoch bringt von Profis organisiertes Volunteering den besuchten Projekten in der Regel mehr als Freiwilligenarbeitsreisen auf eigene Faust. Alle Volunteers, die ihre Hilfsarbeiter-Tour trotzdem individuell organisieren wollen, sollten den Nutzen für die Gastgeber durch großzügige Ausgaben für Kost, Logis, Einkäufe und Spenden sicherstellen.
WALBEOBACHTUNG SCHADET DEN TIEREN
»Viele Gründe sprechen für ein kommerzielles Whale watching«, heißt es in einer Informationsschrift des WWF Deutschland – (World Wildlife Fund for Nature). 71 Das klingt erst mal erstaunlich. Denn oft genug hört man, touristische Bootsausflüge zwecks Beobachtung von Walen (zu denen auch Delfine zählen) würden die Tiere stören oder sogar verletzen, auf alle Fälle aber ihr Verhalten beeinflussen. Doch die Tier- und Umweltschützer vom WWF konkretisieren:
»Menschen lernen auf diese Weise, den Wert der Tiere und der Natur zu schätzen. Auf Schiffen, die Walbeobachtung durchführen, wird auch
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