Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
Walforschung betrieben, die wertvolle Ergebnisse liefert, aber auch Besuchern einen tieferen Einblick in das Leben der Wale gewährt. Einer der wichtigsten Gründe für Whale watching ist der Beitrag zum Schutz der Walarten. Solange sich jeder, vom Schiffsführer über den Naturforscher bis hin zum einzelnen Besucher, an bestimmte Verhaltensregeln hält und damit gewährleistet ist, dass die Wale nicht gestört, verängstigt oder gar durch Schiffsschrauben oder Lärm verletzt werden, trägt diese schonende ›Nutzung‹ der Tiere zu ihrer Erhaltung bei.«
Wer mit Walbeobachtungstourismus viel Geld verdienen kann, wird sich hüten, Wale massenhaft zu töten. Insofern profitieren die Meeressäuger rund um traditionelle Walfängerländer wie Japan, Island und Norwegen vom boomenden Walbeobachtungstourismus in ebendiesen Ländern.
»Im Jahr 1991 waren erst 31 Länder in Whale-watching-Programme involviert. Im Jahr 1998 waren es bereits 87 Länder. Der Gesamtumsatz für Whale watching betrug 1994 noch etwa 504 Millionen US-Dollar und 1998 war es bereits mehr als eine Milliarde US-Dollar«, freut sich der WWF. Für das Jahr 2003 schätzte die Organisation die isländischen Einnahmen aus dem Walbeobachtungstourismus auf 24 Millionen US-Dollar. Einen ähnlich hohen Betrag würden die 318000 Isländer selbst dann nicht in Walfleisch investieren, wenn man sie unbeschränkt jagen ließe. Auch durch Walfleischexporte wären derartige Umsätze kaum zu erzielen.
Wie aber kann ich als Tourist sichergehen, dass die Beobachtungstour, an der ich teilnehmen möchte, den Walen nicht schadet? Indem ich vorher erfrage, ob die folgenden Verhaltensweisen und Regeln zutreffen – im Allgemeinen lassen sie auf einen Wale schonenden Beobachtungstourismus schließen: 72
• Einhaltung des Mindestabstandes von hundert Metern (außer die Tiere kommen von selbst näher an das Boot heran).
• In einem Radius von 300 Metern rund um die Tiere befinden sich niemals mehr als drei Schiffe gleichzeitig.
• Im Radius von 300 Metern wird nur sehr langsam gefahren.
• Annäherung an die Tiere niemals direkt von vorn oder hinten.
• Vermeidung plötzlicher Geschwindigkeits- und Richtungswechsel.
• Tiergruppen werden niemals durchfahren oder getrennt.
• Vermeidung von Lärm.
• Tiere werden auf keinen Fall berührt oder gefüttert.
• Ein Biologe oder ein anderer zertifizierter Walspezialist fährt mit, betreut und informiert die Passagiere.
• Der Anbieter von Walbeobachtungstouren bekennt sich deutlich (und unaufgefordert) zu den geltenden Tierschutzgesetzen beziehungsweise -empfehlungen. Gern gesehen sind auch schriftlich verfasste Selbstverpflichtungen (»Codes of Conduct«).
• Der Anbieter unterstützt die Erforschung und den Schutz der Meeressäuger in seiner Region.
• Die Infobroschüren des Anbieters zeigen, dass die Ausflüge vor allem der tierkundlichen Bildung dienen. ein Spaßprogramm mit Schwimmen, Mittagessen und so weiter ist okay, sollte aber nicht im Mittelpunkt der Tour stehen.
Schon allein der Mindestabstand wirkt abschreckend auf viele Touristen: hundert Meter sind nämlich eine ganze Menge. Auf Fotos, die aus diesem Abstand gemacht wurden, kann man die Tiere kaum erkennen, es sei denn, der Fotograf ist ein echter Fachmann und benutzt eine Kamera mit speziellem Objektiv.
Weltweit gültige Vereinbarungen zum Schutz der Wale in Zusammenhang mit Whale watching gibt es bisher nicht – genauso wenig wie internationale Gütesiegel, an denen Touristen sich orientieren könnten. Selbst die EU hat keine Richtlinien zu dem Thema aufgestellt. Whale-watching-Gesetze sind, wenn überhaupt, nur auf nationaler Ebene vorhanden, teilweise auch nur auf bundesstaatlicher Ebene. Aber immerhin: 29 Länder – darunter Ägypten, Griechenland, Italien, Kroatien und Spanien – haben die Vereinbarung zum Schutz der Meeressäuger im Schwarzen Meer und Mittelmeer unterzeichnet, 73 die auch Whale-watching-Regeln enthält.
Das am intensivsten bereiste Walbeobachtungsgebiet Europas befindet sich rund um die Kanarischen Inseln, es gilt auch im weltweiten Vergleich als eines der besten und beliebtesten Whale-watching-Reviere. Ganzjährig leben dort Grindwale, Große Tümmler und Gemeine Delfine (vor allem südlich und westlich von Teneriffa), insgesamt lassen sich dort über 20 verschiedene Meeressäugerarten beobachten. Laut Spanischem Fremdenverkehrsamt beträgt die Wahrscheinlichkeit, bei einem Schiffsausflug Wale zu sehen, 95
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