Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
erheben ... Gott im Himmel! Was zum Teufel war das denn?« Aus dem Garten kam ein gräßlicher Schrei. »Das war, glaube ich, Sir Giles, der seine Stimme erhob«, sagte Miss Percival und fiel in Ohnmacht. Der General und Oberst Chapman drehten sich um und sahen entsetzt aus dem Fenster. Einen Moment lang konnte man Sir Giles sehen, dann verschwand er unter einem Löwen. Lady Maud schnappte sich einen Schürhaken und öffnete die Terrassentür. »Wollt ihr wohl aufhören?« schrie sie und stürmte über die Terrasse. »Kusch, kusch.«
    Doch es war zu spät. Der General und Oberst Chapman eilten ihr nach und zerrten sie ins Haus zurück, die immer noch den Schürhaken schwang und »kusch« rief.
    *
    »Verdammt schneidiges kleines Frauchen«, sagte der General auf der Heimfahrt. Oberst Chapman schwieg. Er versuchte, den Anblick dieser Gummistiefel aus seinem Gedächtnis zu verbannen, und außerdem fand er selbst unter diesen bedrückenden Umständen Lady Mauds Kurzbeschreibung durch den General ein wenig unpassend. Von dem Schlag, den sie ihm versetzt hatte, als er meinte, sie solle sich wegen dieses Ereignisses keine Vorwürfe machen, war sein linkes Ohr immer noch halb taub.
    »Damit ist der Großwildpark übrigens gestorben«, fuhr der General fort. »Wirklich schade.«
    »Durch ihn ist ja auch Sir Giles gestorben«, ergänzte Oberst Chapman, der fand, daß General Burnett die ganze Angelegenheit zu gelassen aufnahm.
    »Was durchaus für den Park spricht«, sagte der General. »Der Bursche war noch nie nach meinem Geschmack.« Auf dem Rücksitz wurde Miss Percival zum sechsten Mal ohnmächtig.
    *
    Im Haus Handyman erklärte der Polizeipräsident Lady Maud so taktvoll wie möglich, daß es eine Untersuchung dieses unnatürlichen Todesfalls geben werde.
    »Eine Untersuchung? Aber was passiert ist, liegt doch völlig klar auf der Hand. General Burnett und Oberst Chapman waren hier.«
    »Eine reine Formalität, seien Sie versichert«, sagte der Polizeichef. »Und jetzt muß ich mich auf den Weg machen.« Mit den Gummistiefeln in der Hand ging er zu seinem Wagen und fuhr weg. Im Park leckten die Löwen sich die Pranken und putzten ihre Schnurrhaare. Lady Maud schaute ihnen vom Fenster aus zu. Sie mußten natürlich verschwinden. Sir Giles war vielleicht kein angenehmer Mensch gewesen, aber Lady Mauds Anstandsgefühl ließ nicht zu, Tiere zu halten, bei denen man sich nicht darauf verlassen konnte, daß sie keine Leute verspeisten. Und dann war da noch Klex, Klex und die Ereignisse gestern abend in Guildstead Carbonell. Wofür er Spezial-Sonderabfüllung gebraucht hatte, lag klar auf der Hand, und sie war schuld daran. Und dann hatte sie auch noch Ivy Bullett-Finch eingeladen, bei ihr zu wohnen. Jetzt hatte sie wenigstens eine gute Entschuldigung, Ivy wieder auszuladen. Sie ging in die Küche und wollte gerade nach draußen, als ihr einfiel, daß die Löwen Menschenfleisch gekostet hatten und vor ihrer Furchtlosigkeit möglicherweise nicht mehr so leicht das Feld räumen würden. Sie bewaffnete sich also besser mit irgendwas. Nach kurzem Zögern ging Lady Maud dann trotzdem hinaus. Ein gewisses Risiko einzugehen, war sie ihrem Gewissen schuldig. Sie begab sich über den Fußweg in den Küchengarten.
    »Klex«, sagte sie, »ich möchte mit Ihnen reden. Ist Ihnen klar, was Sie angerichtet haben?«
    Klex zuckte die Achseln. »Das hat er sich selbst zuzuschreiben«, sagte er.
    »Ihn meine ich gar nicht«, sagte Lady Maud. »Ich spreche von Mr. Bullett-Finch.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist tot. Er wurde letzte Nacht getötet, als man sein Haus abriß.«
    Klex nahm seinen Hut ab und kratzte sich am Kopf. »Wirklich schade«, meinte er nachdenklich. »Schade? Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?« fragte Lady Maud streng.
    »Ich wüßte nicht, was ich sonst sagen sollte. Ich wußte genausowenig, daß er in dem Haus war, wie Sie wußten, daß ihn die Löwen fressen würden.« Er las eine Raupe von einem Kohlkopf und zerquetschte sie gedankenverloren.
    »Ich muß schon sagen, hätte ich gewußt, was Sie vorhatten, hätte ich Ihnen nie den Tag frei gegeben«, sagte Lady Maud und ging zurück ins Haus.
    Klex jätete weiter. Frauen sind seltsame Wesen, dachte er. Man tat, was sie wollten, und zum Dank lasen sie einem die Leviten. Die Leviten lesen. Wenn er es recht bedachte, war das auch ein seltsamer Ausdruck. Doch die ganze Welt steckte voller Rätsel.
    In London erwachte Mrs. Forthby mit dem unbestimmten Gefühl, daß irgend

Weitere Kostenlose Bücher