Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Intelligenz, Flexibilität und Überzeugungskraft gefragt waren, überraschte ihn die ungewöhnlich wirre Syntax des Schreibens. Wie auch immer, es sprach eine Menge dafür, Dundridge eine Zeitlang aus London zu entfernen, und ihn, Joynson, konnte man für diese Berufung auch nicht persönlich verantwortlich machen. »Ich habe hier«, sagte er schließlich, »Einzelheiten über Ihren neuen Aufgabenbereich. Mr. Rees möchte, daß Sie ...«
    »Mein neuer Aufgabenbereich?« fragte Dundridge. »Ich bin doch in der Abteilung Freizeitgestaltung.«
    »Durchaus zu Recht«, sagte Mr. Joynson. »Aber jetzt kommen Sie zum Autobahnbau, Bereich Mittelengland. Und ich kann mir gut vorstellen, daß sich Ihnen im nächsten Monat eine Nische bei Parks und Gärten auftut.«
    »Ich muß schon sagen, dieses ganze Herumgeschiebe finde ich doch recht störend. Ich begreife nicht, wie man von mir erwarten kann, daß ich irgendwas Konstruktives auf die Beine stelle, wenn ich permanent von einer Abteilung in die andere versetzt werde.«
    »Ganz genau so ist es«, stimmte Mr. Joynson zu. »Allerdings gibt es in diesem Fall nichts Konstruktives für Sie auf die Beine zu stellen. Man verlangt lediglich von Ihnen, daß Sie einen mäßigenden Einfluß ausüben.«
    »Einen mäßigenden Einfluß?« Dundridge horchte auf. Mr. Joynson nickte. »Einen mäßigenden Einfluß», wiederholte er und las wieder in seinen Anweisungen nach. »Sie sind zum ministeriellen Vermittler in Worford ernannt worden.«
    »Was?« sagte Dundridge, inzwischen gründlich beunruhigt. »Aber in Worford hat’s doch gerade Unruhen gegeben.«
    Mr. Joynson lächelte. Langsam machte ihm die Sache Spaß.
    »Na, wenn schon«, meinte er. »Also, Sie sollen dafür sorgen, daß es in Worford zu keinen weiteren Unruhen kommt. Soviel ich hörte, handelt es sich um eine bezaubernde Kleinstadt.«
    »Gestern in den Abendnachrichten sah sie nicht gerade bezaubernd aus«, sagte Dundridge.
    »Nun ja, wir wollen doch wohl nicht nach dem äußeren Anschein gehen, nicht wahr? Hier ist Ihr Ernennungsschreiben. Wie Sie sehen können, sind Sie dadurch voll und ganz befugt, Verhandlungen durchzuführen ...«
    »Aber ich dachte, Lord Leakham leitet die Untersuchung«, sagte Dundridge.
    »Tja, das tut er. Aber so viel ich weiß, ist er im Augenblick gerade ein wenig indisponiert, und was seine Rolle betrifft, scheint er sich falsche Vorstellungen zu machen.«
    »Sie meinen, er liegt im Krankenhaus, nicht wahr?« sagte Dundridge.
    Mr. Joynson ignorierte die Frage. Er drehte sich zu einer hinter ihm hängenden Wandkarte um. »Sie müssen sich um eine im Grunde genommen ganz simple Angelegenheit kümmern«, sagte er. »Wie Sie hier sehen, existieren für die M101 zwei denkbare Streckenführungen. Die eine Strecke führt dort durch die Cleene-Schlucht, die andere durch Ottertown. Aus verschiedenen Gründen kommt die Ottertown-Strecke nicht in Frage. Sie werden dafür sorgen, daß Leakham eine Entscheidung zugunsten der Strecke durch die Cleene-Schlucht trifft.«
    »Aber die Entscheidung ist doch sicherlich seine Sache«, sagte Dundridge.
    Mr. Joynson seufzte. »Mein lieber Dundridge, wenn Sie so lange im öffentlichen Dienst waren wie ich, dann wissen Sie, daß Untersuchungsausschüsse, Königliche Kommissionen und Schiedsstellen nur veranlaßt und eingerichtet werden, um Empfehlungen zu unterbreiten, die mit bereits von Experten getroffenen Entscheidungen übereinstimmen. Sie haben dafür zu sorgen, daß Lord Leakham die richtige Entscheidung fällt.«
    »Was passiert, wenn er es nicht tut?«
    »Das weiß Gott allein. Ich nehme an, im gegenwärtigen Meinungsklima müßten wir das verfluchte Ding einfach durch Ottertown bauen, und dann würden wir uns dumm und dämlich zahlen. Sie haben dafür zu sorgen, daß es nicht so weit kommt. Sie sind zu Verhandlungen mit den beteiligten Parteien autorisiert, und ich gehe davon aus, daß sich Leakham kooperativ zeigt.«
    »Ich verstehe nicht, wie ich verhandeln kann, wenn ich keinerlei Verhandlungsmasse habe«, gab Dundridge in klagendem Tonfall zu bedenken. »Und überhaupt, Vermittler, was soll das eigentlich heißen?«
    »Vermutlich das, was Sie daraus zu machen belieben«, sagte Mr. Joynson.
    Dundridge nahm die Akte über die M101 mit in sein Büro. »Ich bin Vermittler im ministeriellen Auftrag für die Abteilung Mittelengland«, verkündete er seiner Sekretärin würdevoll, dann rief er die Fahrzentrale an und bestellte einen Wagen. Anschließend las er noch

Weitere Kostenlose Bücher