Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
einmal sein Ernennungsschreiben durch. Es stand außer Frage, daß seine Fähigkeiten in den oberen Etagen anerkannt wurden. Dundridge besaß Macht, und er war fest entschlossen, sie auch zu nutzen. *
    Im Haus Handyman beglückwünschte sich Lady Maud dazu, wie raffiniert sie die Verhandlung gestört hatte. Nachdem sie auf ausdrücklichen Befehl des Polizeichefs aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden war, zu dem man sie ihrer Meinung nach völlig zu Unrecht verdonnert hatte, kehrte sie nach Hause zurück, wo sie von Sympathiebekundungen überschüttet wurde. General Burnett kam vorbei und gratulierte.
    Mrs. Bullett-Finch rief an, um sich zu erkundigen, ob sie nach ihrem Martyrium in der Haft irgend etwas brauche; diese Formulierung fand Lady Maud fast so abstoßend wie Oberst Chapmans Kommentar, sie habe jede Menge Mumm. Sogar Mrs. Thomas schrieb und dankte ihr – wie sie es bescheiden formulierte – im Namen der einfachen Leute. Diese Huldigungen nahm Lady Maud eher schroff entgegen. Sie waren ihrem Gefühl nach völlig unnötig. Schließlich hatte sie nur ihre Pflicht getan. Oder, wie sie es gegenüber einem Journalisten des Observer ausdrückte: »Nur lokale Autoritäten können lokale Interessen wahrnehmen« – eine Formulierung, die in ihrer Zweideutigkeit ausreichte, den Reporter zufriedenzustellen, und gleichzeitig Lady Mauds Auffassung von ihrer Rolle in South Worfordshire präzise umriß.
    »Haben Sie denn vor, die Polizei wegen ungesetzlicher Festnahme zu verklagen?« wollte der Reporter wissen. »Auf keinen Fall. Ich hege den größten Respekt vor der Polizei. Sie leistet phantastische Arbeit. Ich mache einzig und allein Lord Leakham verantwortlich. Ich lasse mich wegen der Schritte, die ich gegen ihn einzuleiten gedenke, von meinen Anwälten beraten.«
    *
    Im städtischen Krankenhaus von Worford war Lord Leakham die Nachricht offenbar völlig gleichgültig, daß Lady Maud sich mit dem Gedanken trage, gerichtlich gegen ihn vorzugehen. Ihn quälten dringendere Probleme, zunächst einmal der Zustand seines Verdauungsapparats, die sechs Stiche in seiner Kopfhaut nicht zu vergessen, und außerdem litt er an einer Gehirnerschütterung. In lichten Momenten sehnte er den Tod herbei, im Delirium gab er Obszönitäten von sich. *
    War Lord Leakham zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, um sich über die Verhandlungsunterbrechung auch nur einen Gedanken zu machen, so konnte Sir Giles an kaum etwas anderes denken.
    »Die ganze Situation ist höchst prekär«, erzählte er Hoskins, als sie am nächsten Morgen in dessen Büro miteinander beratschlagten. »Dieses verdammte Weib hat in ein Wespennest gestochen, und das nicht zu knapp. Sie hat die ganze Geschichte zu einer Angelegenheit von nationalem Interesse gemacht. Vor lauter Anrufen von Umweltschützern aus dem ganzen Land kann ich mich nicht mehr retten, und alle geben uns Rückendeckung. Es ist verdammt ärgerlich. Warum können die sich nicht um ihre eigenen gottverdammten Angelegenheiten kümmern?«
    Mißmutig zündete sich Hoskins seine Pfeife an. »Das ist noch nicht alles«, sagte er, »sie schicken irgend so ein hohes Tier vom Ministerium her, und der Bursche soll die Verhandlungen in die Hand nehmen.«
    »Genau was wir brauchen, irgend so einen verdammten Bürohengst, der seine Nase in unsere Angelegenheiten steckt.«
    »Genau«,sagte Hoskins, »von jetzt an also keine Anrufe mehr an mich hier. Ich kann es mir nicht leisten, daß man mich mit Ihnen in Verbindung bringt.«
    »Glauben Sie, er wird sich für die Strecke über Ottertown entscheiden?«
    Hoskins zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich weiß nur eins: Verdammt will ich sein, wenn ich in seiner Haut steckte und die Schlucht empfehlen würde.«
    »Lassen Sie mich wissen, was der Schnösel vorschlägt«, sagte Sir Giles und ging zu seinem Wagen.

Kapitel 7
    Als Dundridge so die M l hinauffuhr, hatte er absolut keine Ahnung von der Vielschichtigkeit der Situation in South Worfordshire. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte man ihn wirklich mit Macht ausgestattet, und er hatte vor, sie auch zu benutzen. Vorbei war die jahrelange Frustration. Wenn er nach London zurückkehrte, würde er sich einen Namen als rasch entschlossener Mann der Tat geschaffen haben. Gegen Mittag machte er in Warwick Halt, und während er aß, studierte er die Autobahnakte. Dort fand er eine Karte der Gegend, eine Planungsskizze der beiden Strecken sowie eine Liste aller Personen, durch deren Grundstücke die

Weitere Kostenlose Bücher