Klex in der Landschaft
war, keine Brille mit Goldrand trug und mitnichten von einer Aura von Autorität umgeben war.»Was darf ich Ihnen anbieten?« Dundridge zögerte. Er war es nicht gewohnt, am hellichten Nachmittag zu trinken. »Ein kleines Bitter«, sagte er schließlich. »Zwei Halbe hierher«, verkündete Hoskins dem Zapfer. Sie gingen mit ihren Gläsern zu einem kleinen Ecktisch und nahmen Platz. Die Männer am Billardtisch nahmen ihr Spiel wieder auf. »Unangenehme Geschichte das Ganze«, befand Mr. Hoskins. »Ich beneide Sie nicht um Ihre Aufgabe. Keine besonders gute Stimmung hier.«
»Das habe ich bemerkt«, sagte Dundridge und nippte an seinem Bier. Wie er vorausgeahnt hatte, schmeckte es sowohl stark als auch unangenehm organisch. Von der Wand gegenüber blickte ein Porträt Mr. Gladstones unbarmherzig auf diesen Verstoß gegen die Schankverordnung herab. Durch dessen Vorbild angespornt, machte Dundridge den Versuch, seine Mission zu erläutern. »Der Minister legt besonderen Wert darauf, daß die Verhandlungen mit Fingerspitzengefühl abgewickelt werden. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß das Resultat dieser Verhandlungen von allen beteiligten Parteien getragen wird.«
»Ach ja?« sagte Mr. Hoskins. »Tja, dazu kann ich nur bemerken: Da haben Sie ja ein schönes Stück Arbeit vor sich.«
»Meiner Meinung nach wäre die beste Methode, eine Ersatzstrecke anzubieten«, fuhr Dundridge fort. »Das haben wir bereits getan. Durch Ottertown.«
»Kommt nicht in Frage«, befand Dundridge.
»Da bin ich absolut Ihrer Meinung«, sagte Mr. Hoskins.
»Also bleibt die Cleene-Schlucht.«
»Oder die Hügel im Süden?« schlug Dundridge hoffnungsvoll vor. Mr. Hoskins schüttelte den Kopf. »Der Cleen-–Wald ist ein Erholungsgebiet, steht unter Naturschutz. Können Sie gleich wieder vergessen.«
»Tja, da bleiben uns ja nicht viele Alternativen, oder?«
»Da bleibt uns überhaupt keine«, sagte Mr. Hoskins. Dundridge trank noch etwas Bier. Der Optimismus, mit dem er den Tag begonnen hatte, war ihm abhanden gekommen. Über Verhandlungen zu reden war ja gut und schön, aber da gab es gar keine Verhandlungen, die er hätte führen können. Vor ihm lag die wenig beneidenswerte Aufgabe, eine durch und durch unpopuläre Entscheidung einer Gruppe äußerst einflußreicher, feindlich gesinnter Grundbesitzer aufzuzwingen, und von dieser Aussicht war er nicht gerade begeistert. »Es besteht wohl kaum eine Chance, daß Sir Giles Lynchwood und General Burnett ihren Widerstand aufgeben, nehme ich an«, meinte er ohne große Hoffnung.
»Die Chance ist gleich null«, erfuhr er von Hoskins, »und selbst wenn sie es täten, würde das nicht den geringsten Unterschied machen. Wegen Lady Maud müssen Sie sich Sorgen machen. Und die wird weder wanken noch weichen.«
»Ich muß schon sagen, wie Sie das schildern, klingt es überaus schwierig«, gab Dundridge zu und trank sein Bier aus. Als er den Gladstone Club verließ, hatte er eine genaue Vorstellung von der Lage. Das Haupthindernis bestand aus Haus Handyman und Lady Maud. Auf diesem Gebiet wollte er am Morgen gründlichere Untersuchungen anstellen. Durch Trümmergasse und Giblet Walk ging er wieder zum Marktplatz hinauf und nahm sich ein Zimmer im Handyman-Wappen. *
Im Herrenhaus verbrachte Sir Giles den Tag zurückgezogen in seinem Arbeitszimmer. Diese Abkapselung ließ sich nur teilweise dadurch erklären, daß sich im Haus und auf dem Grundstück ein halbes Dutzend Wachhunde herumtrieben, die ihn offenbar für einen Eindringling in seinem eigenen Heim hielten. Eine zutreffendere Erklärung lieferte die Tatsache, daß sich Lady Maud sehr nachdrücklich über sein Essen mit Lord Leakham ausgelassen hatte. Wenn der Richter dieses Mittagessen bereute, und laut ärztlichem Bulletin aus dem Krankenhaus hatte er allen Grund dazu, so war er nicht der einzige.
»Ich habe doch nur versucht, zu helfen«, hatte Sir Giles erklärt. »Ich dachte mir ,wenn ich ihm ein gutes Essen verabreiche, wäre er vielleicht eher geneigt, unseren Standpunkt in diesem Fall zu bedenken.«
»Unseren Standpunkt in diesem Fall?« schnaubte Lady Maud. »Wenn man sich’s genau überlegt, war der Fall für uns schon längst gegessen. Daß er die Strecke durch die Schlucht empfehlen würde, war doch sonnenklar.«
»Es gibt noch die Alternative durch Ottertown«, gab Sir Giles zu bedenken.
»Alternative – alles Quatsch«, sagte Lady Maud. »Falls du eine Finte nicht mal erkennst, wenn man sie dir unter die Nase
Weitere Kostenlose Bücher