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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wichtigsten war, dafür zu sorgen, daß das Tunnelprojekt abgeblasen wurde. Sir Giles parkte vor dem Handyman-Wappen, ging ins Hotel und ließ Dundridge ausrichten, Sir Giles Lynchwood würde sich sehr freuen, wenn er ihm im Salon Gesellschaft leiste.
    Dundridge ging in gedrückter Stimmung nach unten. Der örtliche Abgeordnete war der letzte Mensch, dem er begegnen wollte. Den konnte er wohl kaum bei Erpressung um Rat fragen. Sir Giles begrüßte ihn mit einer Herzlichkeit, die Dundridge bei seiner jetzigen Lage gar nicht mehr für angebracht hielt. »Mein Lieber, ich freue mich sehr, Sie zu sehen«, sagte er und schüttelte Dundridge energisch die schlaffe Hand. »Hatte vor, mit Ihnen zu plaudern. Mußte leider nach London fahren. Kümmert man sich hier ordentlich um Sie? Ist eins unserer Häuser, müssen Sie wissen. Haben Sie Klagen, lassen Sie’s mich wissen, und ich kümmere mich drum. Wir nehmen den Tee im Privatsalon ein.« Er ging voran und führte ihn ein paar Stufen hoch in einen kleinen Salon mit einem Fernsehgerät in einer Ecke. Sir Giles ließ sich in einen Sessel fallen und nahm sich eine Zigarre. »Rauchen Sie?«
    Dundridge schüttelte den Kopf.
    »Sehr klug von Ihnen. Es heißt allerdings, Zigarren schaden nichts, und schließlich hat man ein Recht auf das eine oder andere kleine Laster, was?« sagte Sir Giles und schnitt das Zigarrenende mit einem silbernen Messer ab. Dundridge zuckte zusammen. Die Zigarre erinnerte ihn an etwas, das bei seinen Aktivitäten mit Miss Boles eine viel zu herausragende Rolle gespielt hatte, und was die Laster betraf ... »Also, was diese Autobahngeschichte angeht«, sagte Sir Giles, »da können wir meiner Meinung nach unsere Karten genausogut auf den Tisch legen. Ich bin kein Mann, der wie die Katze um den heißen Brei schleicht, das können Sie mir glauben. Ich nenne das Kind beim Namen. Was ich heute kann besorgen, das verschieb’ ich nicht auf morgen. Wenn ich’s täte, wäre ich nicht so weit gekommen.« Er machte eine kurze Pause, um Dundridge Zeit zu geben, seine blumige Sprache und seine plumpvertrauliche Unredlichkeit zu genießen. »Und ich sage Ihnen ganz offen, daß mir diese Idee von Ihnen, eine Autobahn durch mein verflixtes Land zu bauen, nicht im geringsten zusagt.«
    »Meine Idee war das wohl kaum«, sagte Dundridge. »Nicht direkt Ihre«, räumte Sir Giles ein, »aber ihr Burschen im Ministerium seid doch wild entschlossen, das verfluchte Ding – rumms – durch die Schlucht zu knallen. Erzählen Sie mir bloß nicht, das sei nicht wahr.«
    »Nun ja, genaugenommen ...«
    »Sehen Sie. Was habe ich Ihnen gesagt? Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Mir kann man keinen Sand in die Augen streuen.«
    »Genaugenommen bin ich gegen die Streckenführung durch die Schlucht«, sagte Dundridge, als er die Chance bekam. Sir Giles sah ihn skeptisch an.
    »Ach ja?«, sagte er. »Verdammt froh, das zu hören. Ich nehme an, Sie ziehen Ottertown vor. Das kann ich Ihnen nicht mal verdenken. Bei weitem die beste Strecke.«
    »Nein«, erwiderte Dundridge, »nicht durch Ottertown. Ein Tunnel durch die Cleene-Berge ...«
    Sir Giles heuchelte Erstaunen. »Augenblick mal«, sagte er, »der Cleenewald ist ein Landschaftsschutzgebiet. Dort können Sie nicht so ohne weiteres herummurksen.« Sein Akzent, so flexibel wie eine Wetterfahne, hatte sich in Richtung Huddersfield gedreht. »Ums Herummurksen geht es dabei gar nicht ...«, begann Dundridge, aber Sir Giles beugte sich über den Tisch vor und setzte eine sehr böse Miene auf. »Das können Sie laut sagen«, meinte er und piekte mit seinem Zeigefinger in Dundridges Hemdbrust. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, junger Mann. Das mit den Tunnels und dergleichen können Sie vergessen. Mir gefällt es absolut nicht, wenn man mich warten läßt, während Burschen wie Sie jede Menge Zeit mit sinnlosem Gewäsch über Tunnels vergeuden. Bei meiner Alten geht das in Ordnung, die ist eine leichtgläubige Frau, aber bei mir zieht sowas nicht. Ich will eine klare Antwort – Ja oder Nein. Ja zu Ottertwon und Nein zur Schlucht.« Er lehnte sich zurück und paffte seine Zigarre.
    »Wenn das so ist«, sagte Dundridge hölzern, »sollten Sie am besten mit Lord Leakham reden. Er fällt die endgültige Entscheidung.«
    »Leakham? Leakham? Fällt die endgültige Entscheidung?« sagte Sir Giles. »Versuchen Sie bloß nicht, mich auf die Schippe zu nehmen, Bürschchen. Der Minister hat Sie doch nicht hierhergeschickt, damit dieser dröge Stockfisch

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