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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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man Klex fragte. Andererseits hatte Klex auch gar nicht die Zeit für irgend so einen Georg. All seine Sympathien galten den Jakobiten, der verlorenen Sache und Bonnie Prince Charlie. In seiner von romantischer Verehrung durchdrungenen Verfassung sehnte er sich danach, vor Lady Maud hinzuknien und ihr seine Liebe zu gestehen. Die Vorstellung war absurd. Sie würde zornig auf ihn sein; schlimmer noch, vielleicht lachte sie ihn aus. Beim Gedanken an ihr verächtliches Lachen legte er das Buch beiseite und ging nach unten. Es war ein herrlicher Abend. Die Sonne war hinter den Hügeln im Westen versunken, doch der Himmel leuchtete noch. Klex war nach einem Bier. Dafür wollte er aber nicht nach Guildstead Carbonell fahren. Mrs. Wynn würde erwarten, daß er die Nacht über bliebe, und er war nicht in der Stimmung, noch eine Nacht mit ihr zu verbringen. Den Abend zuvor hatte er mit seinem Gewissen gehadert und sich zu dem Geständnis durchzuringen versucht, daß zwischen ihnen alles aus sei. Am Ende hatte sein Realismus obsiegt. Lady Maud war nicht für jemanden wie Klex bestimmt. Ihm blieb nur übrig, von ihr zu träumen. Dies hatte er getan, als er mit Mrs. Wynn schlief, und die war über seine frisch entflammte Leidenschaft nicht schlecht erstaunt gewesen. »Wie in alten Zeiten«, hatte sie versonnen gemeint, als Klex sich ankleidete, um zum Pförtnerhaus zurückzuradeln. Nein, ihm war auf keinen Fall danach zumute, noch eine Nacht im Royal George zu verbringen. Spazierengehen wollte er. Drüben in der Fichtenschonung trieben sich ein paar Karnickel rum. Klex schnappte sich sein Gewehr und marschierte durch den Park. Neben ihm plätscherte der Fluß sanft vor sich hin, und in der Luft lag ein sommerlicher Duft. Aus einem Busch rief eine Amsel. Klex beachtete die Umgebung überhaupt nicht. Er träumte von veränderten Umständen, von Lady Maud, die in Gefahr schwebte, von einer Heldentat, die er vollbrachte, ihr seine wahren Gefühle enthüllte und sie beide in Liebe und Glück vereinte. Als er an der Schonung ankam, war es zu dunkel, um irgendwelche Karnickel zu erkennen. Aber Klex war an Kaninchen nicht mehr interessiert. In Lady Mauds Schlafzimmer war das Licht angegangen. Er schlich über den Rasen und blickte so lange nach oben, bis das Licht wieder ausging. Dann ging er nach Hause und zu Bett.

Kapitel 12
    Dundridge wachte auf einem Parkplatz an der Straße nach London auf. Er hatte heftige Kopfschmerzen, war völlig durchgefroren, und der Schaltknüppel bohrte sich in seine Rippen. Er setzte sich auf, kramte seine Beine unter dem Lenkrad hervor und überlegte, wo er sich befinde, wie er dahin gekommen sei und was zum Teufel passiert war. Er konnte sich ganz genau an die Party im Golf Club erinnern und wußte noch, daß er sich mit Miss Boles auf der Terrasse unterhalten hatte. Er wußte sogar noch, daß er mit ihr zu seinem Auto gegangen war. Danach – nichts.
    Er stieg aus dem Wagen und versuchte, die Zirkulation in seinen Beinen wieder in Gang zu bringen, wobei ihm auffiel, daß sein Hosenstall offenstand. Als er ihn eilig zugeknöpft hatte und automatisch und um seine Verlegenheit zu verbergen nach oben griff, wo er seinen Krawattenknoten festziehen wollte, stellte er fest, daß er gar keine Krawatte trug. Er tastete nach seinem offenen Hemdkragen und dem Unterhemd. Das hatte er verkehrt herum an. Er zog das Unterhemd ein wenig raus warf einen Blick auf das Etikett. Dort stand »100% Makobaumwolle«. Keine Frage, er hatte es verkehrt herum an. Wenn er es recht bedachte, fühlte sich auch seine Unterhose komisch an. Er trat einen Schritt vor und stolperte über einen Schnürsenkel. Seine Schuhe waren nicht zugeschnürt. Ernsthaft beunruhigt taumelte Dundridge gegen das Auto. Er befand sich in einer gottverlassenen Gegend, um ... Er schaute auf seine Uhr. Um sechs Uhr morgens, mit nicht zugeschnürten Schuhen, er trug Unterhemd und Unterhose verkehrtrum, sein Hosenstall stand offen, und er wußte lediglich noch, daß er und ein Mädchen mit mandelförmigen Augen und entzückenden Beinen ins Auto gestiegen waren.
    Plötzlich sah Dundridge ein furchtbares Bild von den Ereignissen der letzten Nacht vor seinem inneren Auge:
    Vielleicht hatte er das Mädchen vergewaltigt. Ein plötzlicher Anfall von Geisteskrankheit. Das würde auch die Kopfschmerzen erklären. Die jahrelange Zügellosigkeit mit seiner idealen Mischfrau war auf den Erfinder zurückgefallen. Er war durchgedreht und hatte Miss Boles vergewaltigt, sie

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