Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Maud. Klex schmiß die Tür ins Schloß und ging die Terrassenstufen hinab, in Gedanken Rachepläne schmiedend. Er war in bester Absicht ins Haus gekommen, hatte seine geliebte Herrin vor diesem sexuell vertierten, scheußlichen Männlein schützen wollen, und zum Dank war er getadelt, beschimpft und als besoffen hingestellt worden. Es war alles schrecklich unfair. Mitten im Park blieb er stehen, richtete die Schrotflinte in die Luft und feuerte beide Läufe ab. Das war seine Antwort an die ganze verfluchte Welt. Das war das einzige, was die verfluchte Welt verstand: Gewalt. Er stapfte quer über die Wiese zum Pförtnerhaus und ging auf sein Zimmer.
    *
    Für Dundridge, der immer noch im Wintergarten kauerte, stellten die Schüsse den endgültigen Beweis dar, daß Lady Maud ihm gegenüber Mordabsichten hegte. Man hatte ihn ins Herrenhaus gelockt und seine Reifen durchlöchert, er war nur knapp einem Vergewaltigungsversuch entgangen, von einer lachenden, verrückten Frau nackt durchs Haus gescheucht worden, und jetzt wurde er von einem Mann mit einem Gewehr gejagt. Außerdem lief er Gefahr, zu erfrieren. Er blieb noch zwanzig Minuten lang im Wintergarten, ängstlich nach Geräuschen horchend, die darauf schließen ließen, ob er verfolgt würde, doch im Haus war es still. Er kroch aus seinem Versteck, ging durch die Tür zur Terrasse und schielte nach draußen. Von dem Mann mit dem Gewehr war nichts mehr zu sehen. Er mußte es wagen. Im Osten sah er einen hellen Schimmer am Himmel, die Morgenröte kündete sich an, und er mußte verschwinden, solange es noch dunkel war. Er lief über die Terrasse und hastete die Stufen hinunter zu seinem Wagen. Zwei Minuten später saß er am Steuer und der Motor lief. Er fuhr so schnell es sein defekter Reifen zuließ, kauerte sich zusammen und wartete auf das Knallen der Schrotflinte. Aber nichts passierte, und so fuhr er unter dem Pförtnerhaus hindurch in die Dunkelheit des Waldes. Er schaltete die Scheinwerfer an, fuhr über die Hängebrücke und rumpelte mit plattem Reifen und einer ständig nach links ziehenden Lenkung den Hügel hoch. Um ihn her rückte der Cleenewald immer näher, im Scheinwerferlicht zeichneten sich monströse Umrisse und unheimliche Schatten ab, aber Dundridge hatte jede Angst vor dieser Wildnis verloren. Alles war besser als die schauerlichen Menschen, die er hinter sich gelassen hatte, und selbst als drei Kilometer weiter der Reifen endgültig von der Felge sprang und er den Wagen hochbocken und den anderen defekten Reifen aufziehen mußte, tat er dies ohne Zögern. Danach fuhr er langsamer und erreichte Worford bei Tagesanbruch. Er parkte auf dem gelb markierten Parkstreifen vor seinem Apartment, vergewisserte sich, daß keiner in der Nähe war, und huschte über den Asphalt und in die Gasse bis zu der Außentreppe, die zu seinem Apartment führte; doch selbst hier stand ihm eine herbe Enttäuschung bevor. Sein Wohnungsschlüssel befand sich in seiner Smokingjacke. Nackt, fröstelnd und aschfahl stand Dundridge auf dem Treppenabsatz vor seiner Wohnungstür. Seiner Würde, aller Ambitionen, Autorität und Vernunft beraubt, wirkte er beinahe menschlich. Einen Augenblick lang zögerte Dundridge, ehe er sich mit voller Kraft gegen die Tür schmiß. Beim zweiten Versuch gab das Schloß nach. Er ging hinein und knallte die Tür hinter sich zu. Er hatte einen Entschluß gefaßt. Komme was da wolle, er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen und eine geänderte Streckenführung für die neue Autobahn erreichen. Sie konnten ihn auf Teufel komm raus bestechen und erpressen, die Rache war sein. Wenn er mit diesem fetten, bekloppten Miststück fertig war, würde ihr das Lachen vergangen sein.

Kapitel 16
    Seine Chance kam schneller als erwartet und aus einer völlig unerwarteten Richtung. Francis Puckerington, von den in seinem Büro eintreffenden Mieterprotesten aus den fünfundsiebzig vom Abriß bedrohten Sozialbauten überschüttet, vom Stadtrat Ottertowns bedrängt, durch die Weigerung des Umweltministers, eine erneute Untersuchung zu veranlassen, in Wut versetzt und von seinen Ärzten gewarnt, er müsse die meisten seiner Aktivitäten einschränken, sonst werde sein Herz sie ein für allemal beenden, legte sein Unterhausmandat nieder. Als erster gratulierte ihm Sir Giles zu diesem weisen Entschluß, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. »Wünschte, ich könnte das gleiche tun«, sagte er, »aber Sie wissen ja, wie die Dinge liegen.«
    Das wußte

Weitere Kostenlose Bücher