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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Mr. Puckerington zwar nicht, doch er konnte sich denken, daß hinter Sir Giles’ wohlwollender Anteilnahme finanzielle Interessen lauerten. Lady Maud teilte seinen Verdacht. Seit der Untersuchung verhielt sich Giles irgendwie merkwürdig, ihn umgab etwas Erwartungsvolles, eine Art unterdrückte Erregung, die sie beunruhigte. Ihr war mehrmals aufgefallen, daß er sie lächelnd ansah, und wenn Sir Giles lächelte, bedeutete das normalerweise, daß bald etwas Unangenehmes geschehen würde. Was es war, konnte sie sich nicht vorstellen, und da Politik sie nicht interessierte, entgingen ihr die wahrscheinlichen Konsequenzen von Mr. Puckeringtons Mandatsniederlegung. Begreiflicherweise war Hoskins besser informiert. Ihm war sofort klar, warum Sir Giles mit der Ottertown-Strecke so ohne weiteres einverstanden war. »Genial«, sagte er zu ihm, als er ihn im Golf Club traf. Sir Giles tat verdutzt.
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich wußte ja nicht, wie krank der arme Kerl war. Ein schwerer Verlust für die Partei.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen«, sagte Hoskins.
    »Ich würde lieber Ihre Bessie Williams auf den Arm nehmen«, sagte Sir Giles und entspannte sich ein wenig. »Ich hoffe, es geht ihr gut?«
    »Ausgezeichnet. Soviel ich weiß, machen sie und ihr Mann Urlaub auf Mallorca.«
    »Sehr vernünftig von ihnen«, befand Sir Giles. »Inzwischen wird sich unser junger Freund Dundridge wohl ein bißchen wundern. Kann nichts schaden, wenn man ihn etwas zappeln läßt, wie man so sagt.«
    »Wahrscheinlich hat er das Geld schon verpraßt, das Sie ihm gegeben haben?«
    »Ich ihm gegeben habe?« meinte Sir Giles, der es vorzog, seine rechte Hand nicht wissen zu lassen, was die linke tat. »Schon gut«, sagte Hoskins. »Eins verrate ich Ihnen aber noch. Er hat jedes Interesse an Ihrer Frau verloren.« Sir Giles seufzte. »Wirklich schade«, sagte er. »Zeitweise hegte ich die stille Hoffnung, daß er ... Wär’ ja auch ein Wunder gewesen. Dennoch, was für ein angenehmer Gedanke.«
    »Wie auch immer, jetzt hat er eine Stinkwut auf sie. Haßt sie wie die Pest.«
    »Ich frage mich, wieso«, sagte Giles nachdenklich. »Nun ja, irgendwann geht’s uns allen so. Trotzdem, zu einem besseren Zeitpunkt hätte es nicht passieren können.«
    »Das dachte ich mir auch«, sagte Hoskins. »Er hat schon drei Eingaben mit der Bitte, die Autobahn nun doch durch die Schlucht zu führen, ans Ministerium geschickt.«
    »Ziemlich wetterwendisches Kerlchen, stimmt’s? Sie haben doch wohl versucht, ihm das auszureden?«
    »Immer und immer wieder.«
    »Aber nicht zu nachdrücklich, wie?«
    Hoskins lächelte. »Ich gebe mir Mühe, die Angelegenheit unvoreingenommen zu betrachten.«
    »Sehr klug von Ihnen«, sagte Sir Giles. »Bringt nichts, wenn Sie sich da engagieren. Tja, die Sache scheint in Gang zu kommen.«
    *
    Das tat sie allerdings. In London ließ die Auswirkung von Francis Puckeringtons Rücktritt nicht lange auf sich warten. »Fünfundsiebzig gemeindeeigene Sozialbauten sollen in einem Wahlkreis abgerissen werden, wo eine Nachwahl vor der Tür steht?« sagte der Premierminister. »Und mit welcher Mehrheit wurde er beim letztenmal doch gleich gewählt?«
    »Fünfundvierzig Stimmen«, sagte der Fraktionschef. »Ein wackliger Wahlkreis.«
    »Wacklig – dummes Zeug. Den können wir abschreiben.«
    »Sieht ganz danach aus«, stimmte der Fraktionschef zu. »Wenn man allerdings eine andere Streckenführung für die Autobahn veranlassen könnte  ...«  Der Premierminister griff zum Telefon.
    *
    Zehn Minuten später ließ Mr. Rees Mr. Joynson kommen. »Geschafft«, sagte er freudestrahlend.
    »Was geschafft?«
    »Die Kacke hat aufgehört zu dampfen. Der Ottertown-Plan ist endgültig begraben worden. Die M101 wird durch die Cleene- Schlucht gebaut.«
    »Na, das ist ja wirklich eine gute Neuigkeit«, sagte Mr. Joynson. »Wie haben Sie das bloß geschafft?«
    »Alles nur eine Frage von Geduld und sanfter Überredungskunst. Minister kommen und gehen, doch schließlich und endlich sehen sie normalerweise ihre Fehler ein.«
    »Das bedeutet wohl, daß Sie Dundridge zurückholen«, sagte Mr. Joynson, der zu Schwarzmalerei neigte. »Kommt nicht in die Tüte«, widersprach Mr. Rees. »Dundridge macht seine Sache prima. Ich blicke seiner dauernden Abwesenheit mit Freuden entgegen.« *
    Dundridge nahm die Neuigkeit mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits war das eine einmalige Gelegenheit, diesem Miststück Lady Maud einen Denkzettel zu

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