Klex in der Landschaft
Wagen. »Reif für die Klapse, überreif«, murmelte er, als er die Auffahrt hinunterfuhr.
Lady Maud ging zurück ins Arbeitszimmer und setzte sich. Es kostete mehr, als sie geahnt hatte, war aber jeden Penny wert. Und dann waren da noch die Kosten für die Tiere. Löwen gab es nicht im Sonderangebot, und ein Nashorn schon gar nicht. Außerdem waren da noch diese rätselhaften Fotos. Was hatten obszöne Aufnahmen von Mr. Dundridge in Giles’ Safe zu suchen? Sie stand auf, ging in den Garten und flanierte den Weg neben der Mauer zum Küchengarten auf und ab. Und plötzlich ging ihr ein Licht auf. Nun wurde alles klar, vor allem der Grund für Dundridges Sinnesänderung, was den Tunnel betraf. Der miese kleine Mann war erpreßt worden. Tja, da konnten zwei Spieler mitreizen. Weiß Gott, das konnten sie. Sie ging durch das Tor in den Küchengarten.
»Hat mein Mann je eine Frau in London angerufen?« fragte sie Klex.
»Seine Sekretärin«, sagte Klex. Lady Maud schüttelte den Kopf. Sir Giles’ Sekretärin gehörte nicht zu der Sorte Frauen, die sich mit dem Vorschlag anfreundeten, ihren Arbeitgeber an ein Bettgestell zu fesseln und durchzuprügeln; außerdem war sie glücklich verheiratet.
»Sonst keine?«
»Nein.«
»Hat er bei seinen Telefonaten je eine Frau erwähnt?« Klex strapazierte sein Gedächtnis. »Nein, ich glaube nicht.«
»Wenn das so ist, Klex«, sagte sie, »fahren Sie und ich morgen nach London.«
Klex starrte sie erstaunt an. »Nach London?« Er war noch nie in London gewesen.
»Nach London. Wir werden ein paar Tage unterwegs sein.«
»Was soll ich denn anziehen?« wollte Klex wissen.
»Einen Anzug natürlich.«
»Ich hab’ keinen«, sagte Klex.
»Na, dann fahren wir am besten nach Worford und kaufen Ihnen einen«, sagte Lady Maud. »Und wenn wir schon mal dabei sind, können wir auch noch eine Kamera kaufen. In zehn Minuten geht’s los.«
Sie ging wieder ins Haus, steckte die Fotos in einen Umschlag und versteckte ihn im Bücherregal hinter ein paar Wälzern. Vielleicht war es keine schlechte Idee, Dundridge einen Besuch abzustatten, wenn sie schon mal in Worford war.
Kapitel 18
Doch Dundridge war in Worford unauffindbar. »Er ist weg«, sagte das Mädchen im Regionalen Planungsamt. »Wohin?« fragte Lady Maud.
»Er besichtigt die Baustelle«, sagte das Mädchen. »Na, wenn er zurückkommt, sagen Sie ihm doch freundlicherweise, ich hätte einige Stellen, die er ebenfalls besichtigen sollte, wenn’s recht ist.«
Das Mädchen sah sie an. »Ich weiß absolut nicht, was Sie meinen«, sagte sie boshaft. Lady Maud unterdrückte ihr Bedürfnis, dem Flittchen ganz genau darzulegen, was sie meinte.
»Sagen Sie Mr. Dundridge, ich besitze eine Reihe von Fotos, an denen er meiner Meinung nach ganz besonders interessiert sein wird. Schreiben Sie das besser auf, ehe Sie’s vergessen. Sagen Sie ihm das. Er weiß, wo er mich findet.« Sie ging zurück zum Herrenausstatter, wo Klex gerade einen lachsrosa Tweedanzug anprobierte. »Wenn Sie glauben, daß ich mich mit Ihnen in diesem abstoßenden Artikel der Herrenoberbekleidung in London sehen lasse, sind Sie schief gewickelt«, schnaubte sie verächtlich. Sie musterte eine Reihe weniger auffälliger Anzüge und entschied sich schließlich für einen mit Nadelstreifen. »Der tut’s auch.« Als sie das Geschäft verließen, war Klex neu eingekleidet, komplett mit Hemden, Strümpfen, Unterwäsche und Krawatten. Sie machten in einem Schuhgeschäft halt und erstanden ein Paar schwarze Schuhe. »Jetzt fehlt uns nur noch eine Kamera«, stellte Lady Maud fest, als sie Klex’ neue Kleider hinten im Landrover verstauten. Sie gingen in ein Fotogeschäft.
»Ich möchte eine Kamera mit einem ausgezeichneten Objektiv«, informierte sie den Verkäufer, »die von einem Vollidioten bedient werden kann.«
»Sie brauchen eine automatische Kamera«, sagte der Mann. »Nein, braucht sie nicht«, widersprach Klex, der sich ärgerte, daß man ihn vor Fremden einen Vollidioten nannte. »Sie meint eine Leica.«
»Eine Leica?« sagte der Verkäufer. »Aber das ist keine Kamera für einen Anfänger. Das ist eine ...«
»Klex«, sagte Lady Maud und nahm ihn mit hinaus auf den Bürgersteig, »wollen Sie damit andeuten, daß Sie vom Fotografieren etwas verstehen?«
»In der Luftwa... vor dem Krieg bin ich als Fotograf ausgebildet worden. Ich war ...«
Lady Maud strahlte ihn an. »Mein Klex«, sagte sie, »Sie sind ein Geschenk des Himmels, ein absolutes Geschenk des
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