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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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und war sehr zufrieden. Wenn Geld keine Rolle spielte, ließ sich sogar in England etwas rasch erledigen. »Geld spielt keine Rolle«, dachte sie und lächelte im stillen über diesen merkwürdigen Ausdruck. Nicht mehr lange, und sie würde sich um Geld kümmern müssen. Darüber wollte sie am Morgen nachdenken.
    Um sieben war sie schon auf und hatte gefrühstückt. Erfreut bemerkte sie bei einem Blick durchs Küchenfenster, daß schon mehrere Betonpfeiler errichtet worden waren, und daß eine wie ein riesiger Korkenzieher aussehende Maschine Löcher für weitere Pfeiler bohrte. Sie ging ins Arbeitszimmer und sah eine Stunde lang Sir Giles’ Aktenschränke durch. Besondere Aufmerksamkeit widmete sie einer Akte mit der Aufschrift Investitionen; sie notierte sich Einzelheiten über seinen Aktienbesitz und aus der Korrespondenz mit seinem Börsenmakler. Dann ging sie sorgfältig seine Privatbriefe durch, fand aber keinerlei Hinweise auf eine Geliebte, die zum Einsatz von Peitschen und Handschellen neigte.
    Um neun unterschrieb sie den Vertrag, ging zum Packen in ihr Zimmer und fuhr um zehn mit Klex, der inzwischen seinen Nadelstreifenanzug und einen blauen Schlips mit Punkten trug, im Landrover nach Hereford zum Zug nach London. Zurück blieb ein Arbeitszimmer, in dem der Telefonhörer neben dem Apparat lag. Sir Giles würde nicht im Haus Handyman anrufen können.
    *
    Dundridge traf pünktlich in der Praxis von Ganglion, Turnbull und Shrine ein, wo er zehn Minuten warten mußte. Er saß in einem Vorzimmer, umklammerte seine Aktentasche und sah sich unglücklich die an den Wänden hängenden Drucke mit Szenen aus der Welt des Sports an. Sie ließen keineswegs auf die weltkluge, moderne Einstellung zum Leben schließen, die für das Verständnis seines speziellen Falles seiner Meinung nach unerläßlich war. Gleiches galt für Mr. Ganglion, der schließlich geruhte, ihn zu empfangen. Er war ein älterer Mann mit goldener Brille, über die hinweg er Dundridge kritisch musterte. Dundridge setzte sich vor den Schreibtisch und überlegte, wie er am besten anfinge.
    »Weswegen möchten Sie mich denn konsultieren, Mr. Dundridge?« erkundigte sich Mr. Ganglion. »Wenn es irgend etwas mit der Autobahn zu tun hat, können wir uns nicht darum kümmern, das sollten Sie wohl von vornherein wissen.« Dundridge schüttelte den Kopf. »Es hat überhaupt nichts mit der Autobahn zu tun, wenigstens nicht direkt«, sagte er. »Die Sache ist die, daß ich erpreßt werde.«
    Mr. Ganglion trommelte mit den Fingerspitzen der einen Hand gegen die der anderen. »Erpreßt? So so. Ein ungewöhnliches Verbrechen in dieser Weltgegend. Mir ist nicht erinnerlich, wann wir zum letztenmal einen Erpressungsfall hatten. Es ist ja auch nicht von Bedeutung, möchte ich meinen. Ja, Erpressung. Sie interessieren mich, Mr. Dundridge. Fahren Sie doch fort.«
    Dundridge schluckte nervös. Er war nicht hier, damit sich Mr. Ganglion für ihn interessierte, oder wenigstens nicht so, wie dessen Lächeln vermuten ließ. »Es war so«, sagte er. »Ich ging zu einer Party im Golf Club und lernte dort ein Mädchen kennen ...«
    »Ein Mädchen, wie?« sagte Mr. Ganglion und rückte seinen Stuhl näher an den Schreibtisch. »Ein attraktives Mädchen, versteht sich.«
    »Ja«, sagte Dundridge.
    »Und Sie haben sie vermutlich nach Hause begleitet«, sagte Mr. Ganglion, in dessen Augen inzwischen ungeheucheltes Interesse glomm.
    »Nein«, sagte Dundridge. »Wenigstens glaube ich das nicht.«
    »Sie glauben es nicht?« fragte Mr. Ganglion. »Aber Sie müssen doch wissen, was Sie getan haben?«
    »Das ist es ja gerade«, sagte Dundridge, »ich weiß eben nicht, was ich getan habe.« Er schwieg. Natürlich wußte er, was er getan hatte. Was seine Handlungen betraf, sprachen die Fotos Bände. »Nun ja, genaugenommen ... weiß ich schon, was ich tat ...«
    »Ja«, meinte Mr. Ganglion aufmunternd.
    »Das Problem ist, daß ich nicht weiß, wo ich es getan habe.«
    »Vielleicht in einem Kornfeld?«
    Dundridge schüttelte den Kopf. »Nicht in einem Kornfeld.«
    »Auf dem Rücksitz eines Autos?«
    »Nein«, sagte Dundridge. »Der Haken dabei ist, daß ich bewußtlos war.«
    »Was Sie nicht sagen! Sehr ungewöhnlich. Bewußtlos?«
    »Sehen Sie, ehe wir gingen, trank ich einen Campari. Er schmeckte bitter, aber das tut Campari eben, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie Campari schmeckt«, sagte Mr. Ganglion, »aber ich glaube es Ihnen.«
    »Sehr bitter«, sagte Dundridge, »und

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